Star Wars Outlaws: Das Ansehen von Kay ist der Kompass dieser offenen Welt
Endlich frei erkunden.
Am 11. Juli durfte ich endlich die offene Welt von Star Wars Outlaws in der Rolle von Kay und Nix entdecken. Anders als noch in den Demos des Summer Games Fests, in denen ich nur Häppchenweise die unterschiedlichen Spielmöglichkeiten des Universums zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" spielte, erlaubte Entwickler Massive Entertainment mir dieses Mal in die gesamte Atmosphäre von Outlaws einzutauchen. Eine klassische Star-Wars-Reise in einer großen offenen Welt, die ich zuvor erwartet habe, habe ich definitiv bekommen. Einige Kleinigkeiten zu meckern gibt es aber durchaus. Die Frage, ob sie in der weiten Galaxie wirklich ins Gewicht fallen, werde ich im Folgenden erörtern.
Falls ihr allerdings die volle Bandbreite meiner Eindrücke wollt, so schaut unbedingt ins obige Video, in dem ich nicht nur ausführlich alle gezeigten Spielelemente beschreibe, die hier keinen Platz finden, sondern auch das Gespielte für euch aufgenommen habe. Dort seht und hört ihr, warum sich Outlaws so nach Star Wars anfühlt.
Mittlerweile ist euch sicher klar, dass wir in die Rolle von Kay Vess, einer diebischen Gesetzlosen schlüpfen, die versucht, mit ihrem süßen Begleiter Nix durchs Universum zu steuern, um zu überleben. Die Unterwelt steht hier im Vordergrund, Lichtschwerter und Jedi könnt ihr logischerweise vergessen. "Es gibt nur einen Jedi in dieser Epoche und den wird niemand sehen", verrät Creative Director Julian Gerighty, den ich nach unserer Spielsession im Interview ausfragte.
Auf Kay ist ein großes Kopfgeld ausgesetzt, die Gefahren scheinen so unendlich, wie die Galaxie, doch besonders große Gegenspieler, wie Gorak oder Sliro bereiten der an Han Solo erinnernden Abenteurerin Kopfschmerzen. In den Fokus rückt ein Element, das die Entwickler uns jetzt erst offenbaren, der allerdings von Anfang an zum Grundpfeiler des Spiels gehörte: Das Reputationssystem. Kay trifft in Haupt- und Nebenmissionen Entscheidungen, die beeinflussen, welche Fraktion ihr wohlgesonnen ist und welche von ihren Handlungen verärgert wird. Zu den Fraktionen, die ich bisher gesehen habe, gehören das Pyke Syndicate, Crimson Dawn, das Hutt Cartel und der Ashiga Clan. Vielleicht wird es ja noch weitere geben, von denen ich noch nichts weiß. Mit wem würdet ihr euch da verbunden wollen oder fehlt euch sogar eine Gruppierung?
Das Ansehen und besondere Spielelemente
Wie gesagt, ist das Reputationssystem besonders wichtig und gestaltet sich eigentlich genau so, wie man es sich vorstellt. Während der Geschichte kommt Kay immer wieder in Situationen, bei denen sie sich für eine Seite entscheiden muss. Das hat direkte Auswirkungen auf ihr Verhältnis mit den Fraktionen und somit auch zur offenen Welt. War Kay in meinem Spiel etwa gut mit dem Ashiga Clan gestellt, durfte sie bestimmte Gebiete frei betreten. Wurde sie in verbündeten Gebieten beim Klauen erwischt oder griff unbefugt an, dann konnte ihr Ansehen wieder sinken. Das passiert aber nicht zu schnell, was etwas Freiraum zum Herumprobieren und -toben ließ. Außerdem wurde gutes Ansehen bei lokalen Händlern mit niedrigeren Preisen und besserer Ware belohnt. Wie stark sich ein schlechtes Ansehen auf die Welt auswirkt, habe ich bislang nicht sehen können, jedoch sprachen die Entwickler von Assassinen, die auf Kay gehetzt werden - auch schlechtere Handelsbedingungen oder mehr Hürden beim Passieren kann ich mir gut vorstellen, schließlich hatte es Kay da in ihrer neutralen Ausgangslage schon nicht leicht.
Die Reputation geht in beide Richtungen jeweils zwei Stufen (also entweder neutral bis sehr gut oder neutral bis eben sehr schlecht). Wie stark sich Kay Ansehen auf die Hauptgeschichte auswirkt, wissen wir allerdings noch nicht. Das Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Spielelementen der offenen Welt, die bei uns primär von Stealth geprägt waren, aber auch Hinweise auf Erkundung mit reichlich Plattformen und Rätseln, sowie freie Kampf-Passagen hinweisen, und Animationssequenzen gestaltete sich erstaunlich angenehm. Ich habe kaum wahrgenommen, wie ich von animierten Dialogen, Geschichte oder meinem Flug durch die Galaxie in Spiel-Passagen überging. Dieser reibungslose Ablauf, sowie die wunderschönen Schauplätze haben mich am meisten positiv überrascht, aber dazu nachher mehr, ein Spielelement würde ich nämlich ungern übergehen:
Sabacc war nämlich ebenfalls ein kleines Highlight. Dieses Kartenspiel, was in der Star-Wars-Galaxie bereits bekannt ist, hat in Outlaws zum ersten Mal ein klar definiertes Regelwerk. Es ist hier eine Mischung aus Poker und Blackjack. Nicht nur sieht es sehr schön aus, man kann - wenn man will - auf im Laufe des Spiels Karten sammeln und unterschiedliche Sabacc-Fans herausfordern. Ich fand auf Kijimi sogar einen geheimen Poker-Tisch, bei dem um besonders hohe Summen gespielt wurde. Sabacc stellt eine besondere Nebenbeschäftigung dar, aber auch weniger komplexe Minispiele waren in Städten und größeren Siedlungen der Galaxie verstreut. Seien es Wetten auf Reittiere, Arcade-Shooter, Rhythmusspiele beim Schloss-Knacken oder Hacking, sie alle bringen die notwendige Abwechslung ins Gameplay.
Grafik und Performance
Dass es in einer einzigen Stadt so viel zu tun und erkunden gibt, sorgt allerdings dafür, dass Städte schnell unübersichtlich werden. Auch Nix läuft manchmal aufgeregt weg, weil er Kay einen besonderen Ort zeigen will. Das sieht schön aus, denn die Schauplätze überzeugen schnell durch die richtige Farb- und Lichtkomposition sowie pure Bildgewalt. Toshara und Kijimi waren beides Planeten, deren Ökologie und Architektur zu jeder Zeit sehr gut in Szene gesetzt war. Zudem untermalen sowohl Sound-Effekte und die Musik, als auch Schiffe, Kreaturen, Roboter und Kleidung das Gefühl von Star Wars zweifellos. Man befindet sich sofort in der fremden Welt. Aber ob man sich gut zurechtfindet, ist eine andere Frage. Während mir die Fahrten zwischen unterschiedlichen Punkten auf Toshara sehr intuitiv vorkamen, hatte ich mit der Orientierung innerhalb der Städte ein größeres Problem als in anderen Open-World-Spielen. Sicherlich tragen die vielen Ebenen und verwinkelten Gassen dazu bei.
Wenn wir die Kamera von großen Schauplätzen in Gespräche zwischen den Figuren heruntersetzen, so bemerkt man hier und da, warum Outlaws nicht nur Lob abbekommt. Lags in animierten Szenen, Kays fragmentierte Haarstruktur oder die eigenartig konturierten Gesichter der menschlichen NPCs lassen noch nicht wirklich Emotionen aufkommen, wenn die Figuren sich miteinander unterhalten. Auch die Figuren scheinen kaum Emotionen zu empfinden, denn oft wirkt ihr Ausdruck kalt und leer. Mal gucken, ob sie bis zum Release ihren Gefühl mehr Lauf lassen.
Eine andere Kleinigkeit ist, dass der Speeder, Kays Motorrad, nicht befriedigend landet, vor allem, wenn man die vielen Rampen entdeckt, die euch fliegen lassen wollen. Und auch bei Kays Greifhaken kommt kein richtiger Schwung auf und die Landung im Anschluss wirkte nicht so geschmeidig, wie sie sollte und man es aus anderen Spielen kennt. Trotzdem sind das alles Kleinigkeiten, im Vergleich zur Wirkung, die so eine offene Galaxie auf mich hatte. Über die Reisen im Weltall findet ihr übrigens mehr im obigen Video oder im Beitrag von Ben, der Outlaws ebenfalls bereits angespielt hat.
Im Anschluss an meine fünf Stunden hatte ich jedenfalls trotz zwickenden Augenbewegungen (vor allem bei Kays Haaren) eine Menge Spaß und aktuell richtig Lust weiterzuspielen. Das Universum dieser Ecke von Star Wars macht wirklich neugierig. Toshara und Kijimi wirken auf mich bisher wie zwei mit sehr bewusst gestaltete Planeten, die mehr zu bieten haben, als immer gleiche Muster. Das Einzige, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es das ganze Spiel hindurch begeistern kann, das ist das Schleichen. Der Gedanke, dass sich das Einschleusen in Verstecke etwas zu mechanisch anfühlt, ist mir beim Spielen doch mal untergekommen, aber noch bin ich neugierig, welcher Raubüberfall für Kay noch ansteht und Kay Ansehen mit Crimson Dawn würde ich auch noch gerne weiter steigern!
Star Wars Outlaws erscheint am 30. August für PC, PlayStation 5, Xbox Series X|S und Amazon Luna. Wenn ihr mehr über Star Wars Outlaws wissen wollt, dann schaut doch mal bei unserem Interview mit Creative Director Julian Gerighty vorbei. Falls ihr euch schon für Outlaws entschieden habt: Hier findet ihr alle aktuellen Vorbesteller-Editionen des Spiels.