StarCraft II: Wings of Liberty
Aus Erfahrung gut
Am Ende sind es die Geschichte und die Inszenierung, die StarCraft II wohltuend von der Konkurrenz abheben. Während man sich in vergleichbaren Titeln durch Textwüsten und Belanglosigkeiten klickt, werden hier mit breiten Strichen große Gefühle erzählt. Das Universum, die Charaktere und auch die vielen Wendungen verwandeln das Spiel in eine emotionale Achterbahnfahrt. Ihr fühlt mit, wenn Jim Raynor traurig und sprachlos das Bild seiner großen Liebe und nun größten Erzfeindin Kerrigan in der Hand hält.
Ihr erlebt Verrat, Hass und blanken Wahn, echte Gefühle und wirklich dramatische Momente. Selbst die auf den ersten Blick seelen- und gesichtslosen Protoss gewinnen in einer dramatischen Mini-Kampagne an Tiefe. Genau hier scheint StarCraft II: Wings of Liberty also am Hellsten, auch wenn Blizzard nicht ganz ohne Stereotypen und Genre-Konventionen auskommt und sich die Synchronisation überraschend schwach präsentiert.
Beim eigentlichen Gameplay gibt es dagegen wenige Überraschungen. StarCraft II: Wings of Liberty verbeugt sich über weite Strecken so stark vor seinem übergroßen Vorgänger, dass man fast Angst hat, dass der Titel daran zerbricht. Blizzard behandelt das Vermächtnis der Serie, trotz des Kampagnen-Metagames, wie ein rohes Ei. Aus Angst, das Balancing oder die Geschichte aus den Angeln zu reißen, die Erwartungen der Fans zu enttäuschen oder am eigenen Anspruch zu scheitern, wird Innovation nur in homöopathischen Dosen injiziert. Es ist ein Mammutwerk voller großartiger Momente und am Ende mir etwas zu konservativ.
Aber zurück zum Anfang: Wings of Liberty ist der erste Teil einer Trilogie. Antatt wie beim ersten Teil eine Kampagne mit allen drei Fraktionen zu liefern, konzentriert sich diese Version ganz auf die Terraner. Im nächsten Schritt wird mit Heart of Swarm die Geschichte der Zerg fortgeführt. Mit der Klingenkönigin in der Hauptrolle werden hier frische Rollenspielaspekte in den Mittelpunkt gestellt und bei den Protoss mit Legacy of the Void Diplomatie großgeschrieben. Wings of Liberty präsentiert euch dagegen ein ausuferndes Strategie-Meta-Game, das die Kontrolle über viele Gameplay-Elemente zwischen die Missionen packt.
Erst erspielt euch durch das Finden von Zerg-. und Protoss-Artefakten Forschungspunkte, durch das Erfüllen von Aufträgen Credits und frische Einheiten und passt damit anschließend das Spielgeschehen bis zu einem gewissen Punkt an eure Vorlieben an. So bessert ihr im Arsenal eure Lieblingseinheiten mit Zusatzfähigkeiten auf, erforscht im Labor Waffen gegen die anderen beiden Fraktionen oder heuert besonders starke Söldner an, die euch auf dem Schlachtfeld unterstützen. Da ihr bis zum Ende nicht genug Credits verdient, um alle Erweiterungen und Söldner zu kaufen, müsst ihr eine Auswahl zu treffen.
Und auch bei der Forschung steht ihr immer wieder vor einer endgültigen Entscheidung. Schaltet ihr zum Beispiel im Protoss-Baum den neuen Raven-Gleiter mit seinen Autogeschützen und Lenkraketen frei oder setzt ihr lieber auf das gute alte Forschungsschiff aus dem ersten Teil, das es zusammen mit ein paar seiner Kollegen (Feuerfresser, Snitäter, Adler) zumindest in die Kampagne geschafft hat - im Multiplayer müsst ihr leider darauf verzichten. Neben Einheiten wie diesen, gibt es hier auch Zerg-Kontrollgebäude, eine regenerative Panzerung oder schlicht einen Schadensbonus.
Beide Schiffe könnt ihr also nicht gleichzeitig nutzen. Auch hier müsst ihr die Entscheidung mit der eigenen Lieblingstaktik verknüpfen. Zum Beispiel passte das Forschungsschiff mit seiner Fähigkeit, mechanische Einheiten zu reparieren, hervorragend zu meiner Raumschiff-Strategie. Der Raven blieb deshalb im Hangar. Ein zweiter Durchgang kann sich also deutlich anders spielen.
In eurem Hauptquartier, dem Schweren Kreuzer Hyperion, könnt ihr zwischen den einzelnen Arealen hin und her wandern, Gespräche mit Charakteren führen, euch Nachrichten anschauen oder in der Kantine an einem Arcade-Automaten einen Top-Down-Shooter spielen. Dieses High-End-Menü verdichtet vor allem die Atmosphäre. Da ihr die Hauptpersonen nicht nur in CGI-Sequenz und als Talking Heads erblickt, baut sich nach und nach eine Verbindung auf. Insbesondere wenn es dann später dramatisch wird, werden eure Emotionen drastisch verstärkt. Dabei wird fast das Niveau der BioWare-Titel erreicht. Für ein Echtzeitstrategiespiel eine kleine Sensation.
Bei unseren Kollegen von Eurogamer.nl findet ihr Starcraft 2 Cheats natürlich auf holländisch, aber es sollte verständlich sein.