StarCraft Remastered - Test
Gehört in jede RTS-Sammlung.
Wisst ihr noch, was ihr 1998 gezockt habt? Wenn ihr diese Frage, ohne groß zu überlegen, mit einem "Ja!" beantworten könnt, schwebt euch vermutlich StarCraft im Kopf herum, das im damaligen März an den Start ging. Auch mir blieb das Jahr deswegen besonders gut im Gedächtnis, und das, obwohl ich als alter C&C'ler zunächst gar nicht daran interessiert war. Jedoch zwang mich der Freundeskreis förmlich zu meinem Glück. So erging es wohl einigen, denn sonst wäre Blizzards Sci-Fi-RTS niemals zu dem Hit und Meilenstein geworden, der es heute ist.
Entsprechend gehört StarCraft schon seit den Anfängen zu meiner Spielesammlung und dank Battle.net-Client konnte man sich den alten Schinken auch in digitaler Form sichern und gelegentlich spielen. Einzig die in die Jahre gekommene Grafik mit 640x480er-Auflösung auf einem großen 4K-Bildschirm zieht das Spielerlebnis heutzutage in den Keller - da muss man schon zu den Hardcore-Retros zählen oder an grauem Star leiden. Es ist wie der Vergleich zwischen Lego Technik und Lego Duplo.
Die Ankündigung des Remasters im Juli 2010 war mir deshalb ein stilles Dankesgebet Richtung Kalifornien wert. Und siehe da, sieben Jahre später hat das Blizzard-Classic-Games-Team unter der Führung von Rob Bridendecker seine hochgesteckten Ambitionen in die Tat umgesetzt. Nach einem kurzen Download des kostenlosen Klassikers als Basispaket mit anschließendem Update zur Remastered-Version darf ich mich endlich (wieder) in eines meiner Lieblings-Franchises stürzen.
Meine Erwartungen und Hoffnungen auf eine möglichst zeitgemäße Grafik mit sauberen Ton wurden nicht enttäuscht. Schon bei den ersten Akkorden des aufgewerteten Soundtracks kommt die alte Spannung wieder auf. Und via F5-Knopfdruck wird die Klötzchengrafik auf magische Weise durch die neuen, überarbeiten 4K-Texturen ersetzt. Sie machen aus dem RTS-Urgestein wieder ein Spiel, das gerade erst in den Verkaufsregalen gelandet sein könnte. Mir wird schnell klar, dass sich sehr aufwendige Arbeit gelohnt hat und SC auch für die kommenden Jahre und RTS-Fans gerüstet ist.
In puncto Umfang gibt es für das alte StarCraft nichts Neues, denn die größte Neuerung sind die überarbeitete Grafik und die neu aufgenommenen Soundfiles. Neuer Spielinhalt ist auch nicht zwingend nötig, denn SC schlägt bei diesem Thema ohnehin so gut wie jedes andere RTS. Neben dem Basisspiel gehört alles zur Remastered-Version, was es jemals für StarCraft gegeben hat. Sprich: das Add-on Brood War und alle Folge-Patches bis Version 1.20.
Allein die Kampagne von StarCraft Original bietet zehn Missionen für jede Fraktion. Und mit Brood War kommen noch einmal knapp so viele Missionen hinzu. Damals nahm man sich noch die Zeit, um lange Kampagnen zu erstellen, und kleisterte nicht schnell zehn kombinierte Missionen für alle verfügbaren Rassen zusammen. Bei der Kampagne zeigt sich auch wieder, dass das Geschichtenerzählen schon damals eine der größten Stärken der Entwickler war.
Seit Tagen sitze ich nun grinsend vor dem Bildschirm und erlebe den Beginn der ganzen Starcraft-Saga noch einmal, nachdem das Ende mit SC2 ja noch gar nicht so lange zurückliegt. Noch bin ich mit der Brood-War-Kampagne nicht ganz durch, doch selbst wenn dieser Fall eintritt, gibt es noch so einiges zu tun: haufenweise Einzelspielerkarten, Szenarien und Online-Maps liegen zum Daddeln bereit. Nicht zu vergessen: der Mehrspielermodus, der wie in jedem RTS für die Langzeitbeschäftigung sorgt.
Selbiger hat in der Remastered-Version ein paar notwendige Überarbeitungen erfahren. Unter anderem wurde das Matchmaking-System neu aufgelegt und ein Ranglistensystem eingeführt. Den Beobachter-Modus hat man ebenfalls gleich mit aufgepeppt, wodurch er eine etwas bessere Übersicht bietet. Wichtiger ist jedoch, dass er auf Performance getrimmt wurde, wovon Zuschauer bei E-Sport-Übertragungen profitieren.
Am Gameplay und der Spielbalance hat man absichtlich nichts verändert. Auf der einen Seite bin ich darüber ganz glücklich, schließlich hat man zig Jahre damit verbracht, an allen Ecken herumzutüfteln, um das StarCraft-Spielerlebnis hinzubekommen. Auf der anderen Seite hätte man Dinge wie die Routenberechnung der Einheiten, die maximale Gruppengröße oder das Setzten von Rohstoffen als Sammelpunkt ruhig auf SC2-Niveau heben können. Dagegen sprach vermutlich die Tatsache, dass StarCraft noch immer einen festen Platz in der E-Sport-Szene hat und solche Eingriffe wohl zu drastisch wären. Noch ist aber gar nicht klar, ob das Original-StarCraft im E-Sport vom Remaster ersetzt wird.
StarCraft ist ein Meilenstein des RTS-Genres und dank der aufgewerteten Grafik bleibt es das auch. Wenn man im RTS-Genre zu Hause ist und/oder das StarCraft-Franchise mag, muss man nicht lange überlegen, ob man die 15 Flocken für StarCraft Remastered ausgeben soll - das ist die Geschichte rund um die Anfänge von Jim Raynor, Sarah Kerrigan, Arcturus Mengsk, Zeratul und die Zerg allemal wert. Es gibt einig Verbesserungen, die notwendig waren, um das Spiel wieder halbwegs auf die Höhe der Zeit zu bringen. Wer jedoch auf tiefgreifende Änderungen der Spielmechanik gehofft hat, dürfte unbefriedigt bleiben.
Entwickler/Publisher: Blizzard Entertainment - Erscheint für: PC, Mac - Preis: 14,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch, Englisch, zwölf weitere Sprachen - Mikrotransaktionen: Nein