Starfield: So spielt ihr mit Spracheingabe und Captain Picards Kumpel Q oder Delenn aus Babylon 5
„Mach Schilde!“
Starfield ist klasse, aber euch fehlt der entscheidende Trick, um vollends in den unendlichen Weiten zu versinken? Dann kann ich euch am PC nur wärmstens HCS VoicePacks empfehlen: Aufnahmen von entweder John de Lancie (Q aus Star Trek) oder Mira Furlan (Delenn aus Babylon 5), deren Charaktere auf Sprachbefehle reagieren und diese auch ausführen. Weitere Pakete werden demnächst hinzukommen – welche das sind, hängt von der Nachfrage ab. Wahrscheinlich sind Michael Dorn und Marina Sirtis, möglich sind auch William Shatner, Brent Spiner und einige mehr. Der Preis für VoicePacks in Starfield liegt derzeit bei knapp 18 Euro.
Das Gute daran: Die Ergänzungen stärken nicht nur das Flair, sondern sind auch unheimlich praktisch, wenn man zum Beispiel die gesamte Start- und Landesequenz an einer Raumstation quasi automatisch ausführen lassen kann. Der vielleicht größte Nutzen ist aber erst das Verwalten der Energieverteilung, denn anstatt mitten im Kampf einen Teil der Steuerung loszulassen, um über Digikreuz oder Richtungstasten die Energie vom Antrieb auf die Laser zu schieben, spricht man diesen Wunsch einfach aus, während man sich aufs Ausweichen konzentriert, und schon ist das Raumschiff entsprechend konfiguriert.
Im Zusammenspiel mit den Reaktionen dieses – wenn man so will – erweiterten Bordcomputers entsteht ein immersiver Flow, der weit über Starfield im Urzustand hinausgeht. Wobei wie erwähnt nur PC-Spieler in diesen Genuss kommen. Und ich will außerdem darauf hinweisen, dass sowohl die Sprachaufnahmen als auch die Befehle ausschließlich in Englisch vorliegen. Man sollte der Sprache also halbwegs mächtig sein, um eins der VoicePacks zu nutzen.
Nun kann man die Befehle komplett verändern und wahlweise sogar Deutsch einsprechen. Das geht deshalb, weil VoicePacks keine eigene Spracherkennung beinhaltet, sondern sich dafür in ein Programm namens VoiceAttack einklinkt. Weitere zehn Dollar müsst ihr daher dafür zahlen – einmalig, denn ihr könnt es anschließend für beliebig viele Pakete verwenden.
Keine Sorge, das ist kein fieser Trick. Es ist vielmehr so, dass HCS VoicePacks keine offizielle Erweiterung ist, sondern ein Service, der auf dem Gedanken des barrierefreien Spielens beruht. Es ist ein Projekt von Paul Watson, der die Idee dazu hatte, nachdem er als Fürsorgeleistender ein Haus so mit Mikrofonen ausgestattet hatte, dass Fenster, Ventilatoren, Licht und mehr von überall aus per Spracheingabe bedient werden konnten.
Hier ist es also VoiceAttack, das frei wählbare Sprachbefehle in ebenso frei definierbare Eingaben beziehungsweise Eingabefolgen (Makros) übersetzt und zudem weitere Aktionen wie das Aufrufen von Sprachdateien ausführen kann. VoicePacks enthält lediglich diese Sprachdateien sowie ein auf Starfield zurechtgeschnittenes Profil, in dem definiert ist, dass das Aufsagen zum Beispiel von „maximum power to schields“ mehrmals so tut, als würde man die Richtungstaste nach rechts, dann nach links und anschließend eine Sekunde lang nach oben drücken, denn so erhöht man in jeder Situation die Schildenergie. Gleichzeitig wird ein zufällig ausgewähltes Sprachsample aus einem natürlich ebenfalls frei wählbaren Ordner aufgerufen, sodass Mira Furlan die Aktion entweder mit „powering shields“, „redirecting power“, „divert power to shields“ oder einem anderen Kommentar bestätigt.
Ihr wollt diese Zuweisungen ändern? Bitte schön! Ich habe der aktuellen Version etwa „shields up“ hinzugefügt, wofür ich nicht einmal eine neue Definition anlegen musste, sondern lediglich den gewünschten Text in die eben erwähnte Zuweisung tippen. Oder schreit ihr euren Computer lieber mit „Mach Schilde!“ an? Eurer Vorstellung sind keine Grenzen gesetzt. Wobei hier zu bedenken ist, dass die Spracherkennung von Windows auf die gewünschte Sprache eingestellt sein muss. Für mein englischsprachiges Windows muss ich es daher [mak schilde] aussprechen, wenn ich will, dass VoiceAttack auf den Gag reagiert.
Und ganz recht: Auch weil die VoicePacks für Starfield (noch) keine lizenzierten Produkte sind, konnte Paul erst mit Erscheinen des Spiels so richtig mit der Arbeit daran beginnen. Die aktuellen Versionen befinden sich daher im Alpha-Status und enthalten noch längst nicht alle möglichen Befehle sowie Reaktionen. Die kommen aber – worauf man sich schon deshalb verlassen kann, weil bis heute sogar ältere Pakete für Elite Dangerous, Star Citizen und andere Spiele ständig aktualisiert werden.
Immerhin gibt es HCS VoicePacks nicht nur für Starfield, sondern schon seit knapp zehn Jahren. Das erste große unterstützte Spiel war ebenjenes Elite Dangerous, für das es inzwischen satte 54 Pakete gibt, darunter vier in deutscher Sprache. Auch Baldur’s Gate 3 ist seit kurzem übrigens Teil des Angebots.
Tatsächlich ist es einigen von euch mit Sicherheit längst aufgefallen: Mira Furlan ist vor zwei Jahren gestorben – wie konnte sie denn Text für Starfield aufnehmen? Die Lösung liegt darin, dass es für Elite Dangerous, Star Citizen und auch No Man’s Sky bereits Pakete mit ihrer Stimme gibt und die dafür gemachten Aufnahmen weiterverwendet werden können. So erklärt es mir Paul, nachdem ich ihn mit Fragen zu seinen VoicePacks gelöchert habe. Immerhin nutze ich mehrere davon bereits seit Jahren.
Mehr noch: Alle Schauspieler nehmen geschlagene sechs Stunden an Text auf! Dazu zählen sowohl kurze Monologe als auch reguläre Phrasen wie die oben zitierten. Etwa 130 Seiten messe das mit allgemeingültigem „space stuff“ gefüllte Skript, und viele Schauspieler seien zu weiteren vierstündigen Aufnahmen ein zweites Mal ins Studio gekommen, einige noch viel häufiger. Paul habe sogar gehört, dass William Shatner mehr Text für VoicePacks aufgesagt hat als während seiner gesamten Zeit in der ursprünglichen Star-Trek-Serie. Er wisse zwar nicht, ob das denn wirklich stimmt, auf jeden Fall würde der Umfang der Produktion aber – hinzu kommen schließlich noch zwei Millionen Zeilen an Programmcode – dem einer vollständigen Fernsehserie entsprechen.
Trotzdem betont Paul, dass er die Aufnahmen nicht wahllos in ein Spiel wirft, sondern sich viele Gedanken darum macht, wie sie in das jeweilige Umfeld passen. So sei Mira Furlan deshalb eine der ersten Stimmen, weil sie sanfter, weniger prominent klingt und sich daher besser ins akustische Geschehen einfügt, wenn sich noch andere Crewmitglieder an Bord befinden. John de Lancies Reaktionen sollen dagegen etwas… farbenfroher ausfallen.
Auf jeden Fall passt Miras Charakter Chase tatsächlich hervorragend ins Spiel, während die Sprachsteuerung einmal mehr eine praktische Erleichterung ist und viel dazu beiträgt, dass man mehr als ohnehin schon das Gefühl hat, mit einem Raumschiff durch die Galaxie zu reisen. Sowohl VoiceAttack als auch die VoicePacks sind dabei schnell installiert und funktionieren meist vom Start weg tadellos. Stellt nur in den Einstellungen von VoiceAttack sicher, dass das richtige Mikrofon abgefragt wird.
Zum Abschluss vielleicht nur ein Tipp für den Einstieg: Sprecht eure Befehle nach dem Laden des entsprechenden Profils erst mal direkt in VoiceAttack ein, das ja ohnehin ständig im Hintergrund und am besten mit Administrator-Rechten laufen muss. So bekommt ihr am schnellsten ein Gefühl dafür, ob und vor allem wie das Ganze funktioniert. Bedenkt nur, dass bei „back to the game“ die Escape-Taste ausgelöst wird, womit VoiceAttack minimiert wird, während Änderungen der Energieverteilung mit den Funktionen der Richtungstasten arbeiten, wodurch das ausgewählte Profil abgewählt werden kann. Das ist mit zwei Klicks zwar schnell behoben, doch falls euch das zu nervig ist, öffnet einfach den Editor, denn dort habt ihr diese Probleme nicht.
Na, dann: „Open jump gate. Engage!”