Skip to main content

Starfox Command

Fuchs gegen Rakete

Ich gestehe Unfassbares. Bis vor wenigen Monaten sagte mir der Name Starfox eigentlich gar nichts. Ich habe wohl das eine oder andere Mal den Namen irgendwo aufgeschnappt, aber für mich klang dieser immer uninteressant, so dass ich die Spiele nicht für beachtenswert hielt. Im Zuge der Ankündigung von Starfox Command wurde man dann doch glatt als Banause beschimpft, wenn man sich als Nichtkenner outete. Es war also an der Zeit, meine Wissenslücke zu schließen.

Stürzen wir uns also in das neue Abenteuer von Fox McCloud. Mit einer gehörigen Portion Gerechtigkeitssinn und einer an Selbsthass grenzenden Fähigkeit, für alles und jeden die Schuld auf sich zu nehmen, gondelt man in seiner Gestalt durch die Geschichte, deren Präsentation sich wahrlich keinen Orden verdient hat. Unspektakuläre Dialoge auf dem Niveau von 14-jährigen Mädchen erzählen, wieso man sich eigentlich durch die Galaxie plagt, um unzähligen Gefechten zu fröhnen. Nach dem ersten Durchspielen darf man auch selbst entscheiden, wohin die Reise an bestimmten Punkten geht. Die löbliche Nichtlinearität lässt bis zu neun verschiedene Enden über den Bildschirm flackern. Grundsätzlich sehr löblich – schade, dass der Tiefgang fehlt.

Stift der Hölle?

Fox und Truppe endlich wieder vereint.

Zuerst gilt es aber einmal, das alte Starfox-Team wieder zusammen zu suchen. Nach den letzten Abenteuern hat sich die Crew aufgelöst und ist im gesamten Universum verstreut. Warum die Heldinnen und Helden Abstand voneinander nahmen, wird schnell klar: Sie sind nervig. Kein Mensch (und wohl auch kein Fuchs) umgibt sich mit Freunden, die einem jahrelang vorhalten, dass man die Schuld an der Trennung von seiner Freundin trägt. Der tolerante Fox verzeiht aber glücklicherweise schnell – er (und Ihr) braucht schließlich seine Freunde.

Denn alleine könnte man in Starfox Command keine zwanzig Minuten überstehen. Das liegt weniger an den actionreichen Schlachten selbst. Hier trifft man jeweils als Einzelkämpfer auf eine Vielfalt von Gegnern mit zweifelhafter KI, die sich in relativ abwechslungsreichen 3D-Umgebungen tummeln und innerhalb eines knappen Zeitlimits abgeschossen werden müssen. Vielmehr erfordert aber das, was zwischen den Kämpfen passiert, Teamwork. Nintendo hat einen Taktik-Part integriert, in dem man pro Mission per Touchscreen eine Übersichtskarte von Feinden säubert. Die versuchen währenddessen Euer Mutterschiff – die „Great Fox“ - zu zerstören. Wer dabei die speziellen Fähigkeiten der Mannschaft nicht gekonnt einsetzt, muss die ganze Angelegenheit von vorne beginnen – es lässt sich nur zwischen den jeweiligen Kartengebieten speichern. Da schleudert es schon mal ein Stylus durchs Zimmer, wenn so etwas im späteren Verlauf eines Einsatzes geschieht.

Schwungvoll

Apropos Stylus: Gesteuert wird in Starfox Command ausschließlich über den Touchscreen. Das funktioniert in den meisten Fällen außerordentlich gut. Mit schnell eingeübten Bewegungen deckt man die Gegner mit Bomben ein, knallt ihnen Laserfeuer vor den Latz und navigiert in flotter Grafik durch die schönen Fluggebiete. Probleme machen gelegentlich nur die Spezialmanöver – etwa eine seitliche Rolle, die ein Schutzschild erzeugt. Zwar aktiviert man sie ohne größeres Trara, allerdings zielt es sich in der hektischen Bewegung schlecht. Als besonders nervig erweisen sich die Abfangjagden von Raketen. Dabei wird man dazu genötigt, die Maschine durch eingeblendete Rechtecke zu steuern, während die Geschwindigkeit stetig ansteigt. Das Zielen auf das gejagte Geschosse verkommt so zur reinen Glückssache.

Hat man erstmal genug vom alleinigen Umherstreifen durch das All, kann man auch einen Multiplayermodus austesten. Erfreulich: Ein Spielmodul reicht, um sich mit bis zu fünf Mitspielern ein Match zu liefern. Im WiFi-Modus geht es auch immerhin gegen bis zu drei Kontrahenten. Für zwischendurch ist das alles recht nett, dauerhafte Motivation kommt aber leider nicht auf.

Jetzt wo ich auch Fox McCloud kennen gelernt habe, bereue ich meine früheren Versäumnisse ein wenig. Trotz der recht unmotivierten Storypräsentation, der einen oder anderen Macke und den doch immer wiederkehrenden Frustmomenten, kommt beim Luft-Shootout gegen die Schergen des Bösen viel Freude auf. Die verschiedenen Verläufe der Geschichte wollen schließlich erprobt werden – und sei es auch nur, um wirklich keinen der wunderbar hektischen Kämpfe zu vermissen. Bei eventuellen Fortsetzungen sollte Nintendo den Schwierigkeitsgrad allerdings etwas runterschrauben oder zumindest eine unbegrenzte Speicherfunktion integrieren. All jene, die mit der Touchscreen-Steuerung des DS noch nicht besonders geübt sind oder die mit taktischen Überlegungen nicht viel anfangen können, werden ihre liebe Not dabei haben, mit Starfox Command warm zu werden.

6 / 10

Schon gelesen?