Starlight Inception - Test (mit Wertung)
Gut gemeint, aber nicht gekonnt.
Update (12.05.2014): Nach mehr als einer Woche gibt es von dem zuvor versprochenen Patch noch keine Spur. Weiter unten seht ihr daher nun unsere Wertung zu der Version, die seit der Veröffentlichung des Spiels erhältlich ist.
Originalartikel (05.05.2014): Oh je, oh je. Eigentlich sollte der letzte Patch für Starlight Inception gleichzeitig den Übergang vom Early Access zum Full Release auf Steam markieren. Aber das Problem daran ist, dass sich das Spiel im aktuellen Zustand noch eher so anfühlt, als hätte man es gerade erst via Early Access veröffentlicht. Und dabei wäre das Spiel, das Wing Commander und Konsorten nacheifern will, doch gerne so viel mehr. Doch schon von Beginn an weckt Starlight Inception nicht unbedingt das Interesse, allzu viel Zeit damit verbringen zu wollen.
Das Tutorial sorgt zwar dafür, dass ihr grundsätzlich mit dem Schiff umgehen könnt, allerdings hilft euch das Interface nicht unbedingt dabei, den Überblick zu behalten. Das gilt insbesondere auch für die altbacken wirkenden Cockpits in der Pilotenperspektive. Die erinnern zwar an die gute, alte Wing-Commander-Zeit, aber wenn man heute - etliche Jahre später - weniger Informationen erhält als damals, läuft schon mal irgendwas falsch.
Nette Ideen und Nebel
In der Theorie sind einige der Ideen des Spiels gar nicht mal so verkehrt. Erzählerisch geht es hier um eine Art vierten Weltkrieg, der sich aufgrund der Tatsache, dass sich die verschiedenen Nationen und Fraktionen der Erde mittlerweile im Weltall bewegen, auch auf das Sonnensystem erstreckt. Das erinnert mich ein wenig an Digital Anvils StarLancer. Das Problem von Starlight Inception im Jahr 2014 ist jedoch, dass selbst ein StarLancer aus dem Jahr 2000 ihm in so ziemlich allen Belangen überlegen ist.
"Das Problem von Starlight Inception im Jahr 2014 ist jedoch, dass selbst ein StarLancer aus dem Jahr 2000 ihm in so ziemlich allen Belangen überlegen ist."
Und wenn euch das Spiel dann in der zweiten Mission in die verwüsteten Überreste von Chicago schickt, ihr aber aufgrund des dichten Nebels eher das Gefühl habt, eine Zeitreise in die Nintendo-64-Ära durchgeführt zu haben, dann wisst ihr erst mal nicht, ob ihr nun eher lachen oder weinen solltet. Zugegeben, die Idee, in der Atmosphäre von Planeten zu fliegen oder auch nahtlos aus dem Orbit in Richtung Oberfläche und zurückdüsen zu können, wie ihr es später etwa auf dem Mars tut, ist auf jeden Fall nett.
Und „nett" umschreibt eben viele der Ideen der Entwickler, es mangelt einfach in fast jedem Bereich an der Umsetzung. Da hätten wir beispielsweise noch die Möglichkeit, euch durch euer Trägerschiff bewegen zu können. Auch das bot bereits StarLancer und auch dort sieht das heute noch weitaus stimmiger aus, als es hier der Fall ist. Die Trägerschiffe in Starlight Inception wirken steril und leblos, es gibt eigentlich nichts zu tun. Und das untergräbt dann irgendwie auch den Sinn des Ganzen. Man bekommt das Gefühl, dass die Ressourcen, die dafür investiert wurden, woanders besser aufgehoben wären. Und anscheinend ist in der Zukunft Stromsparen angesagt, so verdammt dunkel wie es im Inneren der Schiffe ist. Diese Liste könnte ich noch eine Weile fortsetzen...
Langeweile im Cockpit
Für ein Spiel dieses Genres besonders problematisch ist dann auch die Tatsache, dass die Weltraumkämpfe nicht wirklich interessant ausfallen. Das liegt vor allem daran, dass kein echtes Dogfight-Feeling entsteht, wenn man seine Gegner schon ab ca. 2,5 Kilometer Entfernung präzise in Stücke schießen kann. Und selbst, wenn sie mal näher an euch herankommen, stellen sie keine allzu große Herausforderung dar. Aus der Distanz auf einen roten Kasten zu feuern, der euer Ziel markiert, ist jedenfalls nicht wirklich spannend.
Wobei, vielleicht ist es auch besser so, denn die Raumschiffe, von denen ihr übrigens zahlreiche kaufen und in ihrer Ausrüstung individuell anpassen könnt, liegen etwas unruhig in der Hand, was das präzise Zielen gerade auf kürzere Distanzen etwas schwieriger macht. Gespielt habe ich es mit meinem Xbox-360-Controller und im Vergleich mit der Geschmeidigkeit, mit der ich zuletzt noch meine Jäger in Strike Suit Zero: Director's Cut präzise durchs Weltall manövriert habe, liegen Welten dazwischen.
"Für ein Spiel dieses Genres besonders problematisch ist dann auch die Tatsache, dass die Weltraumkämpfe nicht wirklich interessant ausfallen."
Besserungsabsichten
Die Entwickler sind sich nach eigenen Angaben diverser Probleme bewusst - immerhin etwas - und arbeiten derzeit an einem größeren Patch. Dafür verspricht man etwa eine bessere Grafik und höhere Sichtweite in der anfangs angesprochenen Nebelmission, eine Autopilotfunktion, um die zum Teil langen Flugzeiten zu verkürzen, eine Erhöhung der Geschwindigkeit für Schiffe oder eine bessere Darstellung der Anzeigen im Cockpit und vieles, vieles mehr. Inwiefern das alles helfen wird, bleibt abzuwarten.
Um es kurz zu machen: Aktuell fällt mir nicht wirklich viel ein, was mich dazu bringen würde, Starlight Inception in irgendeiner Form irgendjemandem zu empfehlen. Das mag sich mit dem Patch vielleicht ein wenig bessern, aber ein Patch alleine wird auch nicht reichen. Und das finde ich ziemlich schade, denn eigentlich mag ich einige der Ideen des Spiels, aber die Umsetzung... Mir ist klar, dass Indie-Entwickler nicht gerade im Geld schwimmen, aber wenn man ein Spiel in dem Zustand nach der Early-Access-Phase als „Full Release" anpreist, tut man sich damit auch keinen Gefallen. Und wenn schon mehr als zehn Jahre Titel spielerisch besser sind, sorgt das nicht gerade für Zuversicht.
Unsere endgültige Wertung folgt nach Veröffentlichung des Patches. Dennoch: Im aktuellen Zustand kommt Starlight Inception nicht mal in die Nähe einer Kaufempfehlung.