Steet Fighter X Tekken
Ryu oder Kazuya?
Capcom legt sich gerade so ziemlich mit jedem an. Aber während der momentane Ärger mit der harten Mega-Man-Fankurve eher wenig konstruktiv ist, gibt es bei Capcoms herrlich spaßigem Kampf gegen das Marvel-Universum unterm Strich nur Gewinner. Und weil die Klopperei der Straßenkämpfer gegen die Spandex-Fraktion bereits so gut ankam, schickt Capcom jetzt Ryu, Ken, Chun Li und Co. auch in den Kampf gegen Namcos Tekken-Truppe.
Nach vielen Teaser-Videos, Ankündigungen und lustigen viralen Streichen der Herren Produzenten Ono und Harada naht nun langsam die Stunde der Wahrheit. Bereits auf der gamescom durfte ich eine kurze Runde Street Fighter X Tekken spielen, auf der Tokyo Game Show schließlich hatte ich alle Zeit der Welt, eine angenehm fortgeschrittene Version des kommenden Crossover-Krachers anzutesten. In der jüngsten Version waren bereits etliche Stages zu sehen und nur noch sehr wenige Fragezeichen bevölkerten den gut gefüllten Charakter-Auswahlbildschirm. Genau das Richtige also, um die gnadenlose Mittagshitze im spätsommerlichen Tokio auszusitzen und dabei gleich noch im Tag-Team ein paar saftige virtuelle Watschen zu verteilen.
Eines ist auf den ersten Blick klar: Street Fighter X Tekken entstammt ganz eindeutig der Technik-DNA von Street Fighter IV. Beide Titel teilen sich den gleichen faszinierenden Grafikstil. Ansprechend überzeichnete Proportionen, extrem expressive Mimik und der stets vorhandene leichte Schraffur-Stil sprechen hier eine eindeutige Sprache und heben das Beat'em'Up aufs Angenehmste von der immer noch vorherrschenden Jagd der Entwickler nach dem fragwürdigen Ideal des Fotorealismus ab. Kurzum, Street Fighter X Tekken sieht weder aus wie ein Hollywood-Film noch wie ein Anime - es sieht eben aus wie ein waschechtes Videospiel und sollte alleine schon für dieses souveräne Durchziehen seiner eigenen, ganz individuellen Ästhetik beklatscht werden.
Während speziell bei einer Crossover-Prügelei die Handlung für gewöhnlich ebenso albern wie überflüssig wirkt - man sehe sich nur das grätige Mortal Kombat vs. DC Universe an -, ließ Capcom es sich trotzdem nicht nehmen, einen kleinen Plot um das Aufeinandertreffen von Ryu, Kazuya und Co. zu zimmern. Aus dem Nichts fällt ein geheimnisvolles, würfelförmiges Objekt auf die Erde. Keiner weiß, was es ist oder woher es kommt. Doch eines ist schnell klar: Befindet es sich in der Nähe von gegeneinander kämpfenden Individuen, gibt es eine geheimnisvolle Energie ab, die dafür verantwortlich zu sein scheint, dass das Tekken- und das Street-Fighter-Universum aufeinanderprallen. Gut, das ist nicht originell, aber es erfüllt seinen Zweck.
Davon abgesehen scheint es bei Street Fighter X Tekken ohnehin nicht allzu ernsthaft zur Sache zu gehen. Da laufen im Hintergrund Figuren mit gigantischen Servbot-Köpfen herum - eine nette Art, den Fans von Mega Man Legends weiterhin Salz in die schmerzende Wunde zu streuen - und ein Graffiti kündet vom dramatischen Kampf eines gewissen Ono gegen den geheimnisvollen Harada. Ebenfalls nett anzusehen ist, dass eine Stage auf dem heute fast vergessenen Capcom-Klassiker Dino Crisis basiert. Er beweist wieder einmal eindrucksvoll, dass mit Dinosauriern alles besser ist!
Das spielerisch und strategisch interessanteste Element von Street Fighter X Tekken ist der Pandora-Modus. Sinkt die Lebensenergie eines eurer beiden Kämpfer auf weniger als 25 Prozent, könnt ihr diesen opfern. Eine interessante Idee, zumal Street Fighter X Tekken dem Prinzip von Tekken Tag Tournament folgt. Ihr müsst nicht beide Gegner besiegen. Geht einer zu Boden, ist der Kampf entschieden. Setzt ihr den Pandora-Modus ein, kann der andere Partner nun besonders stark austeilen und mehr einstecken, er verfügt auch über eine unbegrenzte Cross-Leiste für Super-Moves.