Stoked: Big Air Edition
Spätimporter
Ich mochte Stoked. Schon alleine, weil es die Steuerung ein wenig an Skate anlehnte und kein Extremsport-Spiel, das halbwegs kompetent seine Tricks auf dem Analog-Stick verteilt, kann wirklich schlecht sein. Okay, kann es doch, aber Stoked war wirklich in Ordnung. Nur halt nicht ganz da, wo es sein sollte. Es gab ein paar technische Probleme, das Tempo-Gefühl war noch nicht an dem Limit, das man bei einer Schuss-Abfahrt sehen möchte, und was vor allem fehlte, war eine konsistente Spielstruktur. Man wuselte und rauschte irgendwie vor sich hin, nur gab es selten das Gefühl von Fortschritt innerhalb des Games. Skate beispielsweise lässt es in diesem Punkt auch langsam angehen, aber Stoked fand da überhaupt kein Tempo.
Stoked: Big Air Edition kann man nun etwas zwiespältig betrachten. Eigentlich ist es nicht falsch zu sagen, dass dies das Spiel ist, das gleich hätte erscheinen sollen. Nicht ohne Grund steht da keine 2 dahinter. Es ist ein großes Update, das in allen Punkten verbessert, überarbeitet, gerade zieht, beschleunigt und vergrößert wurde, aber das macht es noch nicht zu einem neuen Spiel. Daher wurde der dezente Zusatz zum vorhandenen Namen zu Recht gewählt. Nur passierte das in den USA bereits vor fast zwei Jahren. Warum es hier so lange ruhige blieb und jetzt aus heiterem Himmel die Big Air Edition doch noch eintrudelt, weiß ich nicht. Aber zumindest trägt der Preis mit etwa 35 Euro dem halbwegs Rechnung.
Was inhaltlich jedoch alles ausgebaut wurde, ist schon erstaunlich und es ist eben auch nicht falsch zu sagen, dass es in der Vergangenheit der Extremsportspiele durchaus schon „echte" Fortsetzungen gab, die weit weniger boten. Zu den fünf schon vorhandenen Bergen kamen zwei weitere dazu, sodass die Auslauffläche nun endgültig allen Ansprüchen genügen sollte.
Die alten Berge übernahm man aber nicht ganz banal, sondern feilte an vielen Details und vor allem ist das Tempo leicht erhöht worden. Es geht meist deutlich steiler hinab, die Geschwindigkeiten steigen im Schnitt und passend dazu gibt es jede Menge Sprungmöglichkeiten. Es machte im letzten Stoked schon eine Weile Spaß, einfach durch den Schnee zu pflügen. Big Air verfeinert dieses Feeling, nicht zuletzt dadurch, dass man auch an der Steuerung noch einmal feilte. Das Grundkonzept blieb unangetastet. Mit Links wird über die Köperhaltung und -drehung gelenkt, mit Rechts plus gehaltene Trigger werden die Tricks ausgeführt. So ganz an die Feinfühligkeit des letzten Skate kommt man dabei noch nicht heran, im Unterscheid zur Boarder-Konkurrenz, besonders der überdrehten wie Amped, wird schnell klar, dass hier zumindest der Anschein von Realismus gewahrt bleibt. Es gibt Menschen, die die Stoked-Tricks ausführen können. Nicht so viele, aber immerhin.
Das bedeutet jedoch auch immer noch, dass die Lernkurve hoch bleibt. Die ersten Stunden werdet ihr häufig den Schnee küssen und das geht schon im Tutorial los. Ein von der englischen Stimmlage her komplett gestonedter, österreichischer Pro-Boarder namens Wolle Nyvelt – ihm zuzuhören ist ein Vergnügen für sich – gibt euch erste kleine Aufgaben und schickt euch dutzendfach Gesicht voraus in den Schnee. Und auch danach könnt ihr nicht viel.
Ihr müsst ein paar Stunden einfach nur fahren, um ein Gefühl für das Spiel zu bekommen. Stoked schenkt euch nichts. Das muss euch bewusst sein. Habt ihr das überstanden, entlässt euch die Big Air Edition in einen strukturierteren Aufbau, oder, um es genauer zu sagen, überhaupt in einen Aufbau. Jeder Berg bietet euch Herausforderungen an, Rennen, Tricks, die es besser als jemand anders auszuführen gilt, neue Sponsoren, die einen für Events anheuern, neue Berge, die man freischaltet. So ungefähr das eben, was man von einem Spiel dieser Art erwartet. Es verblüfft immer noch, wie man diesen Teil beim Vorgänger weitgehend vergessen konnte.