Street Fighter IV
Was nicht sein kann, ist trotzdem
Meine Euphorie vor dem Start lässt sich schnell, prägnant und ohne viel Spielraum für Interpretationen beschreiben: „Street Fighter IV für das iPhone? Das kann gar nicht sein, schon gar nicht gut. Also los geht es, auf in den Schmerz, bringen wir es hinter uns.“
SONIC BOOM!
Nur einen Kampf später machte mir Capcoms Kleinster mit einem zu meiner kompletten Überraschung sehr angenehmen Schmerz klar, dass man die Serie niemals im Voraus abschreiben darf, solange nicht 2010 davor steht. Spielbarkeit, Optik, Steuerung, ein echter Blast im Taschenformat. Keine Sorge, die Kleinigkeiten kommen noch, aber erst einmal muss ganz groß gelobt werden, was Capcom hier gelang.
Es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass ein Spiel, das man normalerweise nur mit einem Arcadeboard halbwegs vernünftig spielen kann und mit einem Pad schon mal zur Tortur werden kann, so dermaßen gut mit einem virtuellen Steuerkreuz klarkommt. An der Größe dieses Kreuzes wurde auch nicht gespart. Fast ein Viertel des Screens groß, bietet es viel Toleranzraum auch in der Hitze des Gefechtes und nur selten kommt es vor, dass man mal eine Aktion ausführt, die so eigentlich nicht gedacht war.
Ein wenig Vereinfachung ist dabei, aber nur auf Wunsch. Ein Automatikblock ist vorhanden, solange keine Taste gedrückt wird, und für den Einstieg darf der ruhig auch genutzt werden. Habt ihr euch erst mal dran gewöhnt, fühlen sich die Bewegungen so natürlich an, als hätte man nie groß anders gespielt. Leider lässt sich das nur bedingt über die vier Tasten auf der rechten Seite sagen. Diese wurden, damit ihr den Gegner besser im Blick behalten könnt, recht klein gehalten und im Vergleich zum sonstigen Angebot auch deutlich reduziert.
Statt der üblichen 6-Button-Steuerung wurden Special- und Focus-Attacke auf jeweils eine Taste gelegt, für die Schläge und Tritte gibt es nur jeweils eine ohne die übliche Unterteilung in schwer-mittel-leicht. Das Spieldesign und die Balance wurden darauf angepasst, am Ende passt alles zusammen. Street Fighter IV ist auf dem iPhone nicht das allerkomplexeste Prügelspiel mit seinen leicht abgreifbaren Specials, aber eines, das seine Plattform versteht und sie so ausnutzt, dass das Spielgefühl der Kämpfe gekonnt eingefangen wurde.
Kommen wir zu den Kleinigkeiten. Dass es weniger Moves sind, stört nicht wirklich, aber gerade mal acht Kämpfer sind immerhin weniger Fighter als bei Super Street Fighter IV neu dazukommen werden. Plötzlich spielt der Preis dann doch eine Rolle. Wären auf dem DS oder der PSP 8 Euro ein Schnäppchen, sind im App-Store die Preise ein wenig anders gestaffelt. Street Fighter IV ist eines der teuersten Spiele. Sicher, an der Optik mit ihren geschliffenen Animationen wurde nicht gespart, der Sound wummert – zumindest über Kopfhörer – hochwertig, nur ist man halt doch schnell durch. Einen Online-Modus, das Herzstück des großen Bruders, sucht man selbst mit 3G immer noch zu langsamer Verbindungen vergeblich. Was vielleicht auch besser so ist. Immerhin könnt ihr per Bluetooth zum Match antreten, wobei natürlich der andere auch Street Fighter IV gekauft haben muss.
Hätte Street Fighter IV den Preis nicht so ausgereizt, würde es kein Halten mehr geben. Phänomenale Optik gepaart mit der tadellos umgesetzten Spielbarkeit schaffen ein kleines Wunder, nämlich dass der große Prügler tatsächlich und mit Bravour den Sprung auf den kleinen Screen bewältigte. Wenn es doch nur ein bisschen mehr zum Prügeln fürs Geld gäbe…