Street Fighter IV
Old School goes New Look
Aber auch schon dabei treten in der Entwicklung interessante Probleme auf. Eine Idee war es beispielsweise, den mehrfach getroffenen Arm ein wenig hängen zu lassen und träger zu animieren. Bei gleichen Fertigkeiten bringt dies aber Unordnung in das Modell der Trefferboxen, der Areale, in denen Kontakte registriert werden. Der Arm würde optisch hinterherhinken, die Trefferbox wäre aber dort, wo sie sich immer befindet.
In 2D hätte man solche Probleme nicht und auch die „zu“ genaue Erfassung der Trefferzonen in klar definierten Polygonmodellen stellt für die 2D-Profis eine Schwierigkeit dar. Während die Zonen in 2D sich klar bewegen und eher schlicht funktionieren, reagieren die 3D-Erfassungsmodelle wesentlich präziser und sorgen für ein 3D-Spielgefühl im Sinne von Tekken, EX und vor allem Virtua Fighter. Dies möchte man bei Capcom aber auf jeden Fall verhindern. Vom Gefühl her sollt Ihr Street Fighter spielen. Und das fühlte sich ganz eigen an.
Gleiches gilt für den Kampf selbst. Street Fighter 4 wird sich sicher aggressiver spielen als bisher, schneller vielleicht auch, da ist man sich noch nicht sicher. Auf ein komplexes Counter- und Parrysystem will man aber bewusst verzichten, da man sich bei den Entwicklern mehr offensives Verhalten wünscht. Es soll kein Belauern in den Ecken geben, bis einer sich mal traut, was zu machen. Go in, get the job done.
Auch sollt Ihr keinen Mega-Power-Move bekommen, der wie in späteren Guilty Gear–Spielen das Ruder zu leicht herumreißen wird. Hat ein Spieler eine volle Energieleiste und der andere nur noch einen Millimeter, dann gibt es keine magische Rettung. Ihr müsst in den nächsten Sekundenbruchteilen sehr viel besser werden, um was zu retten, oder es in der nächsten Runde aufs Neue versuchen. Sollte die Differenz aber kleiner sein, wurde es bei Street Fighter schon immer sehr spannend und so soll es auch in Teil 4 bleiben. Niemand soll sich zu sicher fühlen, denn das Blatt könnte sich auch dann noch wenden, wenn Ihr eigentlich nur noch einen schwachen Schlag braucht, um den Opponenten nieder zu strecken. Wie früher.
Capcom experimentiert derzeit mit einer Neuerung, die sie vorläufig das „Saving – System“ tauften. Richtig ausgeführt vollführt Ihr für ein paar Augenblicke das Wunder der eigenen Unverwundbarkeit. Austeilen könnt Ihr in dieser Phase der Sicherheit nicht, nur Euch schnell ein wenig Raum suchen. Um dann nach Ablauf der kurzen Schonfrist mit einem Specialmove einen Comeback zu schaffen. Vielleicht. Wenn Ihr gut genug seid.
Das System erinnert ein wenig an die Parry aus Teil 3, die man aber explizit nicht wieder zurückbringen möchte. Ebenso verzichten die Bastler auf das zunächst angekündigte Feature „Revenge“ (je mehr Schaden man einsteckt, umso kräftiger sind die eigenen Schläge) und sind sich aktuell unschlüssig ob der Integrierung des neuen Super-Meters „Ultra“. Dafür arbeitet man an etwas, das heutzutage weit wichtiger ist: Onlineplay. Die Probleme, mit denen man hier zu kämpfen hat, gleichen denen, die auch Tekken oder Virtua Fighter plagen. Eigentlich bräuchte man eine Glasfaserdirektverbindung. Dann wären 18 ms oder weniger für den Paket-Transfer möglich. Im Internet, wie es da draußen existiert, klappt dies einfach zur Zeit nicht.
Trotzdem hat man Ideen, dies zu umgehen und alle Fans auf der Welt in den Arenen zusammenzubringen. Und weil man bei Capcom weiß, dass die SF-Veteranen sich wirklich für alles um ihre Lieblingsserie interessieren, achtet man auf sämtliche Details. Sogar die Story. Wo genau sich Street Fighter 4 in dem kleinen Parallelkosmos platzieren wird, ist noch ein wenig unklar. Wahrscheinlich kurz nach Teil 2 und vor der dritten Runde. Und bei den Namen bleibt alles wie gehabt: Die inzwischen lieb gewonnene Namensverwirrung zwischen Japan auf der einen und dem Westen auf der anderen Seite bleibt erhalten. Unser Bison heißt in Japan immer noch Vega...
Es ist noch zu früh, um in Ekstase ob des Gezeigten zu verfallen. Mache ich aber trotzdem. Und halte schon mal Ausschau nach einem Arcadeboard, das würdig ist, diesen kommenden Kracher des Beat´em Up-Genre steuern zu dürfen. Innovation, keine Revolution. Eine schickere Grafik – und was für eine –, gepaart mit alten, erprobten und perfekten Spielmechaniken klingt einfach zu gut, um nicht darüber in Begeisterung zu verfallen. Und so fiebere ich jetzt schon dem Wiedersehen mit alten Bekannten entgegen. Wer sich rational zurückhalten möchte, kann das gerne tun, ich hab darauf keine Lust: Street Fighter 4 will rock!
Street Fighter 4 soll für Xbox 360 und PlayStation 3 erscheinen. Und das sogar schon Mitte 2008.