Street Fighter X Tekken - Test Seite 2
Capcom sucht den Nahkampf
Eines ist aber jetzt schon sicher: Wer Online ernsthaft mitreden will oder generell auf ein gutes Spielgefühl wert legt, der kommt spätestens hier nicht mehr um den Kauf eines vernünftigen Arcade-Sticks herum. Mehr noch als die eigentlichen Tekken- und Street-Fighter-Spiele verlangt Street Fighter X Tekken nach einem griffigen Stick mit 2x3-Button-Layout. Ohne einen solchen, oder zumindest ein brauchbares Fighting-Pad habt ihr sonst schnell einen Knoten in den Daumen und seid Stick-Könnern in Sachen Flexibilität und intuitiver Kontrolle einfach unterlegen. Und Ausreden wie "nee, mit nem Stick kann ich nicht spielen" gelten hier nicht. Das ist alles eine Sache der Gewöhnung und nach ein paar Trainings-Sessions möchte kein Spieler mehr die neue Genauigkeit und das ungleich wuchtigere Spielgefühl mehr missen. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, einen Ego-Shooter nur mit einem Digi-Pad zu spielen, weil man Analogsticks oder eine Maussteuerung nicht gewöhnt ist.
Und welche Version ist nun zu bevorzugen? Im Grunde wäre hier natürlich die korrekte Antwort, dass man das Spiel am besten für die Plattform erwirbt, für die man auch einen guten Arcade-Stick besitzt oder mit deren Pad man im Notfall besser zurechtkommt. Allerdings hat die PS2-Fassung dieses Mal in Sachen Umfang ganz klar die Nase vorn. Von Haus aus bietet die PS3-Fassung mit inFamous-Protagonist Cole und Sonys japanischen Maskottchen-Katzen Toro und Kuro bereits drei weitere Haudegen, am 13. März sollen mit Pac-Man und den fülligen US-Boxart-Megaman zwei weitere kostenlose Kämpfer nachgereicht werden, Xbox-Besitzer gehen hier komplett leer aus. Ist das bei Toro, Kuro und Cole noch nachvollziehbar, so kann ich uns das Fehlen von Pac-Man und Megaman auf der Xbox nicht so recht erklären.
Das führt uns zu einem potenziell recht unangenehmen Thema, das leider angesprochen werden muss: Das böse Thema Download-Content. Während bei früheren Capcom-Schlägereien zwar schon fleißig Extra-Kostüme und ähnliche Kinkerlitzchen angeboten wurden, hielt sich Capcom in Sachen kostenpflichtige Zusatz-Figuren bisher angenehm zurück. Lediglich für Jill Valentine und Shuma Gorath bei den Marvel vs. Capcom-Spielen wurde bisher zur Kasse gebeten, sonst wurden die Kämpfer-Roster immer nur innerhalb umfangreicher Disc-Updates zu fairen Preisen vergrößert.
Wie Capcom jetzt bei Street Fighter X Tekken vorgeht, das ist bisher noch ungewiss, sicher ist aber eines: Bereits zwölf neue Kämpfer sind angekündigt, darunter Fan-Lieblinge wie Blanka, Sakura oder Lei Wulong. Die sollen in der erst im Herbst erscheinenden Vita-Umsetzung bereits fest integriert sein, Besitzer der Konsolen-Varianten können die neuen Gesichter dann herunterladen. So sagt man bisher. Wann sie kommen und was sie dann kosten, darüber schweigt sich Capcom noch aus, geduldige Naturen könnten dies aber bereits jetzt zum Anlass nehmen, mit dem Kauf zumindest bis zum ersten unweigerlich erscheinenden Update zu warten, in das die neuen Kämpfer dann bereits integriert sein sollten. Tragisch, dass man sich als Spieler heute schon vor dem Erscheinen eines neuen Prüglers mit solchen Überlegungen herumschlagen muss.
Der fließende Wechsel zwischen Xiaoyus verschiedenen Kampf-Stances oder Hwoarangs schnelle Kick-Kombos vermischen sich mit den typischen Capcom-Prinzipien zu einem extrem unterhaltsamen, frischen und vor allem ausgesprochen sympathischen Prügel-Mix.
Mein persönlicher Einstieg in Tekken X Street Fighter war nicht einfach. Als Kampfspiel-Veteran, der seit jeher den Capcom-Prüglern den Vorzug gegenüber Namcos Eisenfäusten gibt, waren viele der Annäherungen an den 3D-Konkurrenten für mich zunächst schwer zu schlucken. Während ich mit Ryu und Ken locker auch den letzten Endgegner in den Ring schlenzte, fühlte sich manch ein Tekken-Kämpfer zunächst störrisch wie ein Maulesel an. Da viele der Namco-Helden auf vergleichsweise unorthodoxe Spezialattacken zurückgreifen, ist es zunächst nicht einfach, Jin, Asuka oder Raven in den Griff zu kriegen. Doch das hartnäckige Training zeichnet sich aus und schnell agieren die Namco-Kämpfer mit ihren Capcom-Kumpanen auf Augenhöhe. Und sofort steigt der Spielspaß gewaltig an.
Viele der Tekken-Figuren bringen ganz neue Dynamik in das nach wie vor von Street Fighter inspirierte Spielsystem. Der fließende Wechsel zwischen Xiaoyus verschiedenen Kampf-Stances oder Hwoarangs schnelle Kick-Kombos vermischen sich mit den typischen Capcom-Prinzipien zu einem extrem unterhaltsamen, frischen und vor allem ausgesprochen sympathischen Prügel-Mix. Die Interaktionen der Figuren untereinander sind ungemein unterhaltsam und dank der herrlich ausdrucksstarken Mimik sind die kleinen Humor-Einlagen, wenn ein eingespieltes Story-Team den Ring betritt, immer wieder unterhaltsam. Das Gleiche gilt für die Stages: Vor allem die Baustelle mit dem großen Werbebanner für den finalen Kampf eines gewissen Ono gegen einen Herrn Harada ist ein herrlich selbstreferenzieller Touch.
Natürlich lässt sich an diesem Punkt noch nicht allzu viel über Balance und Turnier-Fähigkeit von Street Fighter X Tekken sagen, das wird alles die Zeit zeigen und muss den normalen Kampfspiel-Fan auch erstmal nicht so wirklich interessieren. Was momentan zählt ist die Tatsache, dass die neue Crossover-Klopperei von Yoshinori Ono und seinem Team herrlich anzusehen ist, spielerisch ebenso belebt wie komplex daher kommt und zudem erfrischend humorvoll und selbstbewusst präsentiert wird. Capcom verlässt die vertrauten Street-Fighter-IV-Pfade und liefert hier dank Eisenfaust-Unterstützung eine wunderbare Neuinterpretation des ewigen Strassenkampfes. Und wer möchte das schon verpassen?