Street Fighter X Tekken - Vorschau
STREET FIGHTER >>>>> Tekken. Oder habt ihr einen fairen Kampf erwartet?
Zehn Minuten nach (für mich) Erstkontakt mit Street Fighter X Tekken ist klar, dass das hier kein Ringen gleicher Kräfte ist. Jedenfalls nicht innerhalb dieses einen Spiels. Es wird nicht ohne Grund von Capcom veröffentlicht. Street Fighter dominiert hier klar. Natürlich nicht innerhalb der Matches. Die Figuren wurden, egal von welcher Seite sie ursprünglich stammten, gut gegeneinander ausbalanciert, zumindest soweit man das nach ein paar Stunden sagen kann. Die Tekken-Jungs und -Mädels schlagen sich nicht schlechter, als es der Street-Fighter-Trupp tut.
Es ist mehr eine visuelle und im Spielgefühl verwurzelte Dominanz des Älteren. Die Nutzung einer verfeinerten Version der Street-Fighter-4-Engine sorgt wieder einmal für einen Comic-Plastik-Look, den man lieben kann, aber nicht muss. Vor allem, wenn man als Tekken-Kämpfer sonst deren härtere Konturen gewohnt ist. Kazuya, Nina und King sind sofort zu erkennen, aber es ist so, als würde Tekken normalerweise die Realität sein und das hier ist ihr eigenes Comic-Buch dazu. Das Ergebnis ist natürlich ein sehr konsistentes Gesamtbild, bei dem nichts aus dem in sich geschlossenen Rahmen fällt. Die Tekken-Kämpfer wurden nahtlos eingebunden, und da ich davon ausgehe, dass genau das das Ziel von Capcom war, kann ich schon mal jetzt zum Erfolg gratulieren.
Aber, nur ein Gedanke, wäre es nicht spannender gewesen, die beiden Stile intakt in ein Spiel zu schweißen? Wahrscheinlich wurde zumindest darüber nachgedacht und ebenso wahrscheinlich gab es gute Gründe, diesen Gedanken zu verwerfen. Trotzdem sehe ich hier eher neue Street-Fighter als alte Tekken-Bekannte, wenn ich in ihre wilden Gesichter schaue.
Die Verteilung zieht sich weiter. Street Fighter X Tekken spielt sich in erster Linie wie Street Fighter. Daran gibt es jetzt nicht so viel auszusetzen, damit ist es eines der besten Prügelgames überhaupt. Nur dass die Tekken-Riege sich auch dank der vollständigen Unterstützung des SF-6-Button-Systems nicht unbedingt wie sich selbst spielt. Die bekannten Tekken-Kombos lassen sich leicht variiert ausführen, aber wer als Tekken-Master hier einsteigt, wird erst einmal umlernen müssen. Bewegungen und auch Reichweiten wurden modifiziert und das Ergebnis ist ebenso balanciert wie eben in den Mechaniken einseitig.
Weiterhin hoffe ich, dass ihr Tag-Battles mögt. Es gibt hier nichts anderes. Kein Wunder, ein guter Teil der Special-Sammlung dreht sich um die Zwei-Kämpfer-Wechselwirkung. Mit Switch Cancel, Cross Rush und Cross Arts gibt es allein drei Varianten, mitten in der Offensive den Wechsel zu vollziehen. Dabei ergänzen sich die zwei verschiedenen Stile gut, auch wenn man natürlich wiederum argumentieren kann, dass es ja in erster Linie nur der Stil von Street Fighter ist, der mit sich selbst funktionieren muss.
Der Tag ist auch für eine echte Neuerung unabdingbar. Der Pandora-Modus erlaubt es euch, einen angeschlagenen Kämpfer zu opfern, um dem verbleibenden zusätzliche Power und Moves zu geben. Solche Macht kommt zu einem höheren Preis, als nur ein paar Lebenspunkte des ehemaligen Kameraden in den Wind zu schießen. Beendet ihr den Kampf nicht in den wenigen Sekunden, die der Modus anhält, habt ihr verloren. Der Angriff mit Macht muss also sitzen, während der Gegner komplett auf die Verteidigung bauen kann. Besonders im Tag-Koop kann es hier zu wunderbaren Folge-Wort-Duellen kommen: "Du *%$(/!!! hast mich geopfert und dann kriegst du nicht mal deinen **$§%%&!!! Angriff auf die Reihe!!?? Los, ab in den Scramble, da kannst du machen, was du willst!"
Der Scramble Battle ist wundervoll für Spieler aller Güteklassen, da es hier alle vier Fighter gleichzeitig im Ring stehen und das pure Chaos herrscht. Ein absolut unterhaltsamer, wenn auch nicht sonderlich ernsthafter Modus und das Beste, was ihr machen könnt, wenn vier Leute im Raum sind. Vor allem, wenn mindestens zwei davon keine Ahnung haben, was sie tun. Erfolge sind im Eifer der Gefechte trotzdem garantiert.
Eine Sache, mit der Spieler, die es ernster meinen, sich anfreunden müssen, sind die Gems. Zunächst geschmäht, sehe ich mittlerweile doch ihren Sinn. Zum einen dienen sie dazu, euren Kämpfer noch effektiver auf euren Kampfstil auszulegen. Hierzu ist die Kategorie der Boost-Gems am besten geeignet. Um ihre Boni wie zum Beispiel 10 Prozent mehr Angriffskraft oder mehr Geschwindigkeit zu bekommen, müsst ihr entweder eine Kombo erfolgreich ausführen oder Special Moves in Folge landen. Der Bonus hält dann auch nur kurze Zeit.
Der andere Zweck ist, in der Erfahrung und im Können ungleiche Spieler zusammenzubringen. Hierfür sind die Assist-Gems sinnvoll. Einfacher und Super-Einfacher Input lassen euch Special Moves sehr viel leichter ausführen, senken aber den Schaden, den ihr verursacht, und begrenzen sogar die Anzahl der Specials, die ihr in einer Runde überhaupt ausführen könnt. Wer Auto-Blocken wählt, bekommt einen guten Teil des Cross-Balkens abgezogen. Alles ist nett, alles hat einen Preis. Aber kommt ein neuer Spieler mit dem Blocken oder den Moves nicht klar, dann nimmt er das gerne in Kauf, während der Pro so einen formidablen oder zumindest nicht ganz hilflosen Gegner bekommt, in dem er eine gewisse Herausforderung für sein eigenes Loadout an Gems findet. Ein gut gemeinter Ansatz, ob er wirklich funktioniert, werde ich euch verraten, wenn ich noch mehr damit herumprobiert habe. Meine erste Einschätzung wäre, dass Capcoms Idee aufgehen wird und die Gems das Spiel bereichern.
Und dann noch eine kleine Ansage von Capcom am Rande: Die Disc von Street Fighter X Tekken soll die Einzige sein, die ihr so kaufen werdet. Es wird kein Turbo, Plus oder Championship zum Vollpreis folgen, sondern alle Ergänzungen werden als DLC den Weg zu euch finden. Ob ihr das mögt oder nicht, überlasse ich euch. Meine Meinung wäre, dass dieser Schachzug zu begrüßen ist. Oder ergötzt ihr euch so sehr an der Reihe der Marvel vs. Capcom Editionen im Regal?
Street Fighter X Tekken wird ein fantastisches Fighting-Game. Daran habe ich nicht den geringsten, leisesten Zweifel. Es ist die perfekte Vereinigung der beiden besten Kämpfer-Rooster auf der Welt in einem umfangreichen, wunderschönen und durchdachten Spiel. Das richtige Maß an Innovation über Modi und Gem-System, genug Klasse, um Neulinge wie Pros zu fesseln, wen interessiert da schon die hanebüchene Story, was kann man bitte mehr wollen?
Nun... etwas mehr Tekken vielleicht. Ich liebe Street Fighter, auch und insbesondere Street Fighter 4, insoweit bin ich glücklich mit diesem Spiel. Wenn ihr jedoch zu den Lords of Tekken gehört und gehofft habt, dass die beiden Stile sich auf gleichem Boden treffen, dann werdet ihr etwas enttäuscht sein. Ich hoffe - für euch - dass ihr euch trotzdem begeistern lassen werdet, aber wer von den beiden hier auf die Disc eingeladen wurde und sich an die Hausregeln halten muss, wird schnell klar. Die Beantwortung der ultimativen Frage, welches das beste Prügelgame ist, steht also immer noch aus. Auch Tekken X Street Fighter wird es in noch undefinierter Zukunft aus den gleichen Gründen nicht beantworten können, aber bis jemand eine unwiderlegbare Antwort findet, kann man mit Street Fighter X Tekken wunderbar die Zeit tot und seine Gegner in den Boden schlagen. Street-Fighter-Style. Oh yeah.
Street Fighter X Tekken erscheint am 9. März für PlayStation 3 und Xbox 360. Weitere Versionen für PC und Vita folgen kurz darauf.