SubwaySim Hamburg im Test: Nicht ganz die Stadtrundfahrt, auf die ich gehofft hatte
Hamburg hoch drei.
Da macht man mal eine Woche Urlaub, verpasst dadurch gleich mehrere Veröffentlichungen – und anstatt die aufzuholen, schaue ich mir als erstes eine U-Bahn-Simulation an? Tja… ja, in der Tat. Was zum einen daran liegt, dass das hier leider recht schnell gehen dürfte, weil SubwaySim Hamburg doch ein sehr, sagen wir mal überschaubares Spiel ist. Was zum anderen aber auch daran liegt, dass ich mich wirklich darauf gefreut habe.
Zwar wohne ich schon lange wieder am anderen Deutschland-Ende der Elbe, aber nachdem ich acht Jahre lang oft von Kellinghusenstraße zur Schanze oder von Mundsburg in die Stadt gefahren bin, hege ich noch viele gute Erinnerungen daran. Und da ich zuletzt erst eine kleine Liebe für virtuelle Schienenfahrzeuge entdeckt habe, stand SubwaySim Hamburg eben weit oben auf meinem Plan.
Nun kann man hier bedeutend weniger machen als in ausgewachsenen Simulationen wie Train Sim World 3. Immerhin ist man ausschließlich mit der U3 unterwegs und selbst da nur in den neuen Zügen, während die älteren Modelle – sicherlich aus Lizenzgründen – nicht mal dort zu sehen sind, wo man die Routen der anderen Linien kreuzt.
Im Gegenzug sind die Fahrpläne dafür so realistisch, dass nicht nur deren Zeiten stimmen, sondern U1 und U3 an der erwähnten Kellinghusenstraße auch gleichzeitig abfahren. Hat was! Im Expertenmodus ist man zudem nicht an den vorgegebenen Fahrplan gebunden, sondern wählt relativ frei, von wo aus es wohin gehen soll und muss auch erst die Zugnummer in den Computer eingeben, bevor man überhaupt starten darf. Man sollte zudem die Zielanzeige einstellen, kann Scheibenwischer manuell aktivieren, die Temperatur regeln und an anderen Details herumspielen, die es auch in Wirklichkeit gibt.
U… sorry, HVV: Hochbahn-Fahren ist haptisch nicht besonders anspruchsvoll. Das muss man vielleicht wissen, denn im Grunde betätigt man im Führerstand über weite Strecken gerade mal drei Knöpfe (Türen links beziehungsweise rechts sowie Selbige schließen) und den Hebel für Geschwindigkeit und Bremse. Hinzu kommt, dass man stets angezeigt bekommt, wann die nächste Geschwindigkeitsbegrenzung bevorsteht oder eine rote Ampel wartet.
Und da fängt es leider an: Man kann zwar ohne diese Hilfen fahren, da soweit ich das beurteilen kann alle dafür notwendigen Schilder am Streckenrand vorhanden sind. Trotzdem darf man diese Anzeigen aber nicht abschalten, was mich vor allem bei der sehr großen am rechten unteren Bildrand stört. Man kann außerdem den Sichtschutz nicht nach unten ziehen und das wahnsinnig träge Umsehen per Maus nicht beschleunigen. Was schon deshalb seltsam ist, weil man sich mit rasender Geschwindigkeit umdreht, sobald man vom Fahrersitz aufsteht und zum Beispiel eine Runde über den Bahnsteig dreht.
Dort sieht SubwaySim Hamburg immerhin ganz passabel aus, auch wenn man über Einzelheiten auf den Straßen und die Darstellung von Menschen wie immer bei einem Spiel dieser Art großzügig hinwegsehen sollte. Gerade an den Landungsbrücken hätte ich mich über genauere Details gefreut und die seltsame Textur der Elbphilharmonie steht dem Möchtegern-Wahrzeichen spätestens hier nicht besonders gut. Ärgerlich ist auch, dass man selbst auf langen Fahrten nicht speichern kann, sodass die Stadtrundfahrt für kurze Sitzungen völlig ungeeignet ist.
Doch warum läuft das Ganze denn selbst auf einem aktuellen i9 samt RTX 3080 Ti mit gerade mal 30 Bildern pro Sekunde und fällt gelegentlich sogar noch darunter? Besser noch: Wenn ich die Qualität der Grafik auf die niedrigste Stufe stelle, ändert sich daran erschreckend wenig. Das geht gar nicht! Natürlich funktioniert entspanntes Hochbahn-Fahren auch bei 30 Sekundenbildern. Nur macht es dann keinen rechten Spaß mehr. Zumal man Kulisse und Requisiten nicht gerade ansieht, dass sie einen mächtigen High-End-Rechner benötigen.
Es fehlt übrigens auch jede Form einer Einführung in die Simulation. Da man ohnehin nicht viel tun muss, ist das zwar weitgehend verschmerzbar, hin und wieder wäre eine Erklärung aber ausgesprochen hilfreich – die findet man aber nur in dem auf Steam verfügbaren PDF-Handbuch, wo zu allem Überfluss auch noch ein Szenario-Modus erwähnt wird, in dem man wohl von den Entwicklern arrangierte Herausforderungen meisten muss. Den es derzeit allerdings noch gar nicht gibt. Dabei könnte gerade der dem einförmigen Abspulen des eigenen oder vorgegebenen Fahrplans ausgesprochen guttun.
SubwaySim Hamburg im Test – Fazit
Es ist also in jeder Hinsicht eine sehr überschaubare Simulation der Hochbahn. Das fängt dabei an, dass nur ein einziger Zugtyp über die virtuellen Gleise rollt, dass die Grafik ausgesprochen miserabel performt, dass das Spiel quasi ohne die Hälfte seiner angedachten Inhalte ausgeliefert wird, dass es nicht mal ein Tutorial gibt, dass Optionen zum Anpassen der Benutzeroberfläche fehlen und dass es ausgerechnet in Hamburg übrigens nie regnet. Wer sich davon partout nicht irritieren lässt, der erlebt mit SubwaySim Hamburg durchaus ansprechende Stadtrundfahrten, bei denen man im Führerstand so hantieren kann, dass es sich erfreulich glaubhaft anfühlt. Viel mehr ist es dann aber auch nicht.
SubwaySim Hamburg | |
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PRO | CONTRA |
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