Sucht schon mal zwei Controller, mit Carrera Hybrid kommt das perfekte Weihnachtsgeschenk!
Für die Kinder, für euch, für die Katze. Wählt die passende Ausrede, um das zu kaufen.
Wäre ja fast schiefgegangen. Eigentlich wollte ich schreiben, dass Carrera hier echt beeindruckende Technik in einem tollen Paket abliefert, bei dem nichts außer dem Spielspaß auf der Strecke bleibt. Okay, in diesem Falle, auf der Strecke soll der Spielspaß hier ja sein, aber da war er erst nicht… Okay, von vorn.
Carrera kennt glaube ich jeder, muss man nicht weiter erklären, bekannt und beliebt seit dem Anbeginn der Zeit oder zumindest kurz danach. Ihr habt eine aus Einzelteilen zusammengesteckte Rennpiste, zwei Fahrbahnen mit einem elektrischen Kontakt, der Strom wird über einen Handschalter dosiert und zwei kleine Autos mit Motor sausen dann entlang dieser Schiene. Spurwechsel gibt es nur auf X-Bausteinen, wo die Bahnen sich kreuzen, die Herausforderung liegt daran möglichst exakt das maximale Tempo einer Kurve einzuschätzen und so den Konkurrenten abzuhängen, der das auch probiert. Oder ihn mit einem Schubser aus der Bahn zu befördern. Leicht zu lernen, schwer zu meistern. So weit, so bekannt, dazu später mehr in Kürze, wenn ich mich mit einem ganz anderen Carrera-Set beschäftige, aber mit der Hybrid-Schiene rast Carrera einen neuen Weg runter.
Heute ist alles Smartphone und KI, da dachte man sich wohl, dass das alte Schienen-Konzept es nicht mehr so reißt und ja, vielleicht ist ein wenig Innovation nicht verkehrt. Oder auch ganz viel davon, denn das was Hybrid abliefert, ist technisch wirklich beeindruckend für ein Spielzeug. Ihr steckt wieder aus Teilen eine Rennbahn zusammen. Diese hat aber keine Schienen, nur zwei Randbegrenzungen und viel Fläche dazwischen. Ist die Piste fertig, ladet ihr die App runter. Natürlich, es ist 2024, es gibt eine App. In dieser registriert ihr euch, weil es ist 2024 und dann seid ihr bereit.
Ehrfurchtsvoll holt ihr eines der zwei in den Startersets mitgelieferten Autos aus der Box, setzt es auf die Bahn und startet in der App den Lern-Modus der KI. Denn es ist 2024 und natürlich gibt es KI. Das kleine Auto fährt eigenständig die Piste ab und kartografiert so für sich die Piste, die ihr danach mit allen Einzelteilen auf dem Screen habt. Das kleine Auto bleibt stehen, ihr seid bereit für das Rennen.
Bevor es aber losgeht, lasst mich erklären, was Carrera hier genau liefert. Im Grunde bekommt ihr zwei kleine Fernlenkautos, die über das Handy gesteuert werden. Dazu brauchen sie keine Rennstrecke, ihr könnt diese Autos nutzen, wo immer ihr eine halbwegs flache Fläche findet. Da die Autos 50 Euro kosten und ich ihnen nicht zu viel zutraue, empfehle ich eher den Fußboden als die hohe Tischplatte, aber alles geht. Und sie sind ausgesprochen flink und präzise. Großartige kleine Fernlenkautos, für sich allein genommen.
Aber auf der Piste sind sie in der Lage, die Randbegrenzungen zu erkennen, wissen, wann Kurven kommen und, sofern ihr es nicht anlegt, sie zu verlassen, bleiben sie gut auf der Bahn. Leicht ungeschickte Lenkbewegungen wissen sie auszugleichen, vor Kurven bremsen sie optional ab, sodass sie nicht ständig durch das Zimmer sausen und es funktioniert alles fantastisch.
Ein Haken: Ihr steuert mit der App und hier begann das Konzept für mich auseinanderzufallen. Ein großer Teil des Spaßes an einer Carrera-Bahn ist das Haptische des Reglers. Das feinfühlige Justieren der Beschleunigung geht direkt in die Hand über, ihr fühlt es fast. Eine App oder überhaupt ein Touchscreen kann das nicht, das wissen wir von tausend mobilen Games. Egal, ob Carrera-Drücker oder Controller, es macht schlicht keinen Spaß ohne. Es wird nicht besser, wenn ihr mit dem Handy lenkt, denn das passiert über das Kippen des Handys. Der Bewegungssensor des Handys ist genau genug, um auch feinere Bewegungen zu erkennen und sanft links und rechts zu lenken, aber da ist dann wieder kein echtes Gefühl für das Lenken.
Das Beeindruckende ist, was die KI der kleinen Autos und der App aus dem ganzen Herumgeruder und Getouche macht. Sie finden ihren Weg über die Piste, verlassen diese selten und nur, wenn ihr es komplett verhaut, aber schon nach wenigen Runden wollte ich aufgeben. Ich kann nicht ein Auge auf dem Screen haben und eins auf der Piste. Sicher, man muss nicht unbedingt hingucken, die Bereiche für Gas und Bremse sind groß genug, aber richtig fühlt es sich nie an und Spielspaß kam nicht auf.
Dann aber kam die Rettung in Form eines kurzen Videos von Grand Garage – Danke, Grand Garage! –, das zeigt, dass man ziemlich einfach einen PlayStation-Controller über das Handy nutzen kann. Verbindet den Controller per Bluetooth mit dem Handy, geht in den Optionen der App gaaanz nach hinten und voila, der Spielspaß steigt um etwa drei Millionen Prozent. Es muss auch kein PS4-Controller sein, davon liegen hier nur genug herum. Jeder Bluetooth-Controller tut es. Einen solchen zu verbinden passiert in zehn Sekunden, ich hatte nicht die geringsten Probleme dabei.
Es ist Tag und Nacht, komplett der nächste Schritt von einem schicken, aber am Ende wenig spaßigen App-Spielzeug-Gimmick hin zu Micro-Machines in echt. Also Micro Machines, das alte 16-Bit-Videogame, die kleinen Autos waren ja sehr echt. Es ist präzise, es ist haptisch da und ihr könnt euch schon zu zweit tolle Duelle liefern.
Jetzt nämlich zeigt Carrera Hybrid, was hier wirklich drin steckt. Dank der KI-Unterstützung enden die Rennen nicht in genervten Rumgeruder mit dem Handy, sondern ihr habt wirklich exakte Kontrolle beim Überholen, Kurvenschneiden und dem richtigen Abbremsen. Schikanen können auf der Ideallinie genommen werden und nicht einfach nur irgendwie. Eine potenzielle Weihnachtsgeschenk-Enttäuschung verwandelte sich plötzlich zum Konsolen-Killer! Okay, das ist vielleicht übertrieben, am Ende schlägt Nintendo immer Carrera, aber es müssen ja nicht immer Videogames sein. Was war noch mal mein Job? Egal, Carrera Hybrid mit Controller ist super!
Runden drehen ist auch nicht nur ein reiner Selbstzweck. Nicht nur, dass die App natürlich so banale Dinge tut wie Runden zu zählen und Zeiten zu messen, es gibt einen Karriere-Modus. In diesem werden euch Strecken gezeigt, die ihr alle mit den Basis-Teilen bauen könnt. Dann müsst ihr Runden drehen und Rennen fahren. Damit sammelt ihr Punkte und levelt auf. Das wiederum schaltet Tuning-Optionen frei. Bessere Reifen bleiben perfekt auf der Straße, ein Getriebe lässt euch schneller beschleunigen, ein anderes hat eine bessere Höchstgeschwindigkeit.
Es ist fast wie ein Rennspiel. Reifenabnutzung lässt sich simulieren, indem das Auto anfängt zu schlingern, wenn ihr keine Boxenstopps einlegt, es steckt ganz schön viel Komplexität in dem Spiel, jedenfalls weit mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Was es leider noch nicht gibt, ist ein "Solo-Modus" gegen KI-Fahrer. Ich weiß gar nicht warum, denn die KI ist in der Lage ihre Runden zu drehen. Vielleicht feilt man hier noch ein wenig, aber ich sehe da Potenzial für ein Software-Update in der Zukunft.
Kommen wir noch mal auf das eigentliche Set zurück. Es gibt zwei Starter-Sets für je knapp 150 Euro. Darin findet ihr zwei relativ ähnlich simple Rundkurse, zwei Autos und das war es auch schon fast. Die Autos werden über USB-C geladen, es wird also kein Netzteil oder Ähnliches gebraucht. Die Platten, aus denen die Rennbahn besteht, sind sehr stabile Pappe, die nur an den Enden über ein simples, aber effektives Klick-System verbunden werden. Die sechs Meter Kurs lassen sich so in wenigen Minuten auslegen und auch wieder einpacken. Ich war beeindruckt, wie leicht das alles aufgebaut ist und auch wieder in der Box danach verschwindet. Ein paar Quadratmeter freien Platz braucht ihr natürlich trotzdem, aber sonst ist der Auf- und Abbau-Aufwand nicht höher als bei einem simplen Brettspiel.
Die Autos sind ganz ehrlich geht so. Mit dem Maßstab 1:50 sind sie relativ klein, kaum größer als ein Matchbox-Auto, die einen Maßstab von 1:64 haben, also noch etwas kleiner. Die Details sind da, aber nicht so ausgeprägt, wie man es von richtigen Modellautos erwarten würde. Aber was sie sind, lässt sich zweifelsfrei erkennen, in meinem Falle zwei Porsche 911 GT3 R, ein Auto, das ich das enorme Vergnügen hatte, selbst einmal fahren zu dürfen. Sogar auf einem Renn-Rundkurs. Auch wenn ich kein Fan von Sportwagen im realen Straßenverkehr bin: Wäre ich reich, würde ich auf die Yacht verzichten und lieber eine Carrerabahn in echt kaufen, wenn es schon ein sinnloses Statussymbol sein muss. Das macht dann sicher mehr Spaß als Carrera Hybrid. Aber nur ein bisschen.
Die Akkus in den kleinen Autos laden in 20 Minuten auf und halten dann etwa eine halbe Stunde, was eine ganze Menge Rennvergnügen ist, bedenkt man, dass die kleinen Dinger fast nichts wiegen und ein ganz beachtliches Tempo erreichen können. Beweglichkeit und Tempo könnten reichen, um Katzen zu entkommen.
Ich weiß, über die App als Lenkrad bin ich hergezogen und bleibe dabei, dass dies bestenfalls eine Notlösung zum Ausprobieren ist. Aber die App kann sehr viel mehr und das kann sie auch viel besser. Erst einmal könnt ihr wie beschrieben Strecken, die ihr gebaut habt, per Fahrt einscannen lassen und speichern. So müsst ihr das nächste Mal nur die Strecke aufbauen und könnt direkt loslegen. Die App hat auch diverse freie Rennoptionen. Beim freien Fahren ist sie ein der Lage bis zu 30 Autos auf der Strecke zu halten und ihre Runden im Griff zu halten, was schon ganz schön Nascar klingt. Der zweite Modus ist ein koordiniertes Rennen mit bis zu 16 Autos auf einer Strecke.
Das wird dann ein teures Vergnügen, denn ganz billig ist das alles nicht. Die Autos kosten etwa 50 Euro das Stück. Die Auswahl lässt im Moment noch zu wünschen übrig. Es gibt besagten Porsche. In sechs Farben. Das ist es auch schon. Aber wird sicher noch mehr werden. An Strecken habt ihr die Wahl zwischen einem Pack aus acht geraden Teilen oder einem mit sechs Geraden und jeweils einer in zwei Teile segmentierten 90-Grad-Kurve nach rechts und links. Wer also die Quadratmeter hat und gleich richtig loslegen will, muss etwas tiefer in die Tasche greifen.
Aber für den Start muss ich sagen, dass ein Carrera Hybrid Starterset mein ganz klarer und von Herzen kommender Tipp für Weihnachten 2024 ist, wenn es mal kein LEGO oder Videospiel sein soll. Sicher, ihr müsst zwei Bluetooth-Controller herumliegen haben oder einplanen, aber dann ist diese Mischung aus Rennspiel in „echt“, KI-Support und Fernlenkauto-Spaß einfach brillant! Ausrufezeichen ernst gemeint.
Egal ob ihr diese gepimpten Matchbox-Autos als kleine Fernlenk-Racer missbraucht oder auf der Strecke taktische Manöver fahrt, mit einem Controller gesteuert ist das einfach Spaß pur. Viel einfacher zu lernen als die großen Carreras mit ihrer absurden Geschwindigkeit, viel unterhaltsamer, flexibler und freier als die kleinen Carrera-Sets im alten Stil. Hybrid ist der Mix aller möglichen Welten, der irgendwie funktioniert und mehr als die Summe der Teile ist. Nur einen Fehler dürft ihr nicht machen: Das Ganze nur mit dem Handy steuern und spielen. Dann fällt die Wertung von fünf auf zwei Sternchen. Aber dass ihr irgendwo in der Wohnung zwei BT-Controller findet, davon gehe ich jetzt einfach mal aus.
Carrera veranstaltete zum Thema Hybrid vor ein paar Tagen auch ein Event, wo wir unter anderem Gelegenheit hatten mit dem Carrera Revell CEO Stefan Krings zu sprechen: Carrera Racing Night: Wie Carrera Hybrid die Spieler vom Bildschirm weglocken soll
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