Super Hang On - Soundtrack auf Vinyl - Review
Komponist: Koichi Namiki, Katsuhiro Hayashi und Shigeru Ohwada.
Label: Data Discs
Stil: Frühe SEGA Arcade-Chiptunes
Erhältlich über: Amazon, Label, Discogs
Das Spiel: Das, was ein Spiel sein sollte: Die idealisierte Version von etwas, das an sich schon etwas Idealisiertes ist.
Die Editionen: Data Discs üblich habt ihr eine Sammlerausgabe mit buntem Splatter auf Clear Vinyl und eine reguläre in Schwarz, wobei beide nicht leicht zu finden sind. Das Vinyl ist 180g, das Tempo 45rpm - viel Musik ist nicht drauf, kaum 20 Minuten insgesamt - und das Mastering top. Das Highlight ist das Cover mit seinem Lasercut-Schriftzug und dem passenden Inner-Sleeve. Alternativ hat dieses auch noch eine hübsche Rückseite und natürlich gibt es den Data-Discs-Obi-Strip.
Angehört
Seite A: Es ist jedes Mal erstaunlich, was SEGA so alles für angemessene Videospielmusik hielt. Nach einem kurzen Auftakt folgt eine sehr eigenwillige Art 80s-Power-Jazz. Dazu soll ich Motorradrennen fahren? Okay, auf jeden. Top-Gun-Sonnenbrille her und los geht es, immer dem Sonnenuntergang entgegen. "Outride a Crisis". Was für ein Track-Titel! Und nein, ich weiß nicht, was die Krise ist - bei SEGA 80er meistens das Zeitlimit - aber wer behauptet, das Chiptune-Kompositionen primitiv seien, darf sich hier gerne eines Besseren belehren lassen: fast schon Freestyle-Passagen, die sich immer wieder mit klar erkennbaren Melodien und Themen abwechseln und so eine un-modern Retro Wave feiern. "Splinter" legt da im Tempo noch mal nach, aber auch im jazzigen Feel geht hier sehr viel mehr. Wenn das Arcade-Board Saxophon spielen könnte, würde es das hingebungsvoll tun. E-Gitarren-Soli lassen sich klar herauslesen und der Chip-Sound gibt allem diese einzigartige Note der 80er, die mit Münzen am Leben erhalten wurden.
Seite B: "Winning Run" geht wieder zurück in die Wave und sein Synth trägt euch auf einem schnellen Beat wieder gewundene Ozean-verwöhnte Klippenstraßen entlang. Es erzählt von geheimen Stränden, Romanzen in warmen Nächten, Cocktails und Countachs und dem Neon der Stadt. Alles komprimiert in ein paar magische Minuten auf der Jagd nach dem Highscore. Hard Road donnert wie ein verspätetes Heldenthema heran und gibt alles an Glorie, was 1000cc so mit sich bringen, inklusive ein paar Schaltfehler im Basssegment. Es ist der pumpende Speed des Asphalts, ein Traum von Scaling und den letzten Metern auf dem Weg zum Schicksal. Wäre das ein 80s-Theme, es wäre die schiere Danger Zone. Und dann noch ein Sieg-Jingle, der Highscore und ihr wart der Unsterblichkeit so nah, wie es auf zwei Rädern nur geht.
Gehört und genossen auf...
Dies ist die "Eurogamer-Referenz-Anlage": Plattenspieler - Thorens TD 203 (Test); Phono-Verstärker - Pro-Ject Phono Box DS2 USB; Stereo-Verstärker - Teufel Kombo 62 CD-Receiver; Boxen - Nubert nu Vero 30 (Test); Kopfhörer: Beyerdynamic Amiron (Test) + A20 (Test)
Das wäre noch zu sagen...
Eine Platte wie: Jazz auf 1000cc bei 300 Km/h
Eine Art Fazit: Schönes Cut-Cover mit wundervollem Inner-Sleeve, das allein schon eine perfekte Hommage an das Spiel ist. Der Sound selbst ist schon was für die Connaisseurs dieses verspielten Stils, das sind nicht die ganz großen SEGA-Klassiker, die jeder kennt. Kann man sich erarbeiten, muss man nicht, für Fans aber ein Muss.
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