Super Mario 3D Land - Test
It´s-a go-time!
Mario-Abenteuer gibt es in zwei Geschmacksrichtungen. Manche Marios setzen auf Inspiration, Innovation und neue Ideen. Titel wie Super Mario Bros., Super Mario 64 oder Super Mario Galaxy sind so frisch, so neu, so brillant, dass sie ihr Genre neu definieren, wenn sie nicht ohnehin direkt ein ganz Neues aus der Taufe heben. Andere Marios setzen eher auf Evolution, sie verfeinern und bauen die Ideen aus, die von innovativen Mario-Episoden der ersten Kategorie etabliert wurden. Zu dieser Gruppe gehören großartige Spiele wie Super Mario Galaxy 2, Super Mario World und New Super Mario Bros. Wii. Legt man nun dieses gerade spontan von mir erdachte (und sicherlich in Kürze schon kanonisierte) Einteilungsschema an Super Mario 3D Land an, dann ist schnell klar, dass wir es hier mit einem Vertreter der zweiten Kategorie zu tun haben.
So richtig neue Ideen bringt Marios lang erwartetes 3DS-Debüt nicht auf den Tisch, tatsächlich erweist sich das Spiel als eine Art Best-Of der Mario-Geschichte mit einem starken Fokus auf dem meisterhaften NES-Titel Super Mario Bros. 3. Von dort holt sich Super Mario 3D Land den knuffigen Waschbäranzug, die elastischen Notenblöcke, die Luftschiff-Armada und vor allem den spielerischen Fokus auf kurze, überschaubare Levels. Ihr erkundet hier nicht die ausladenden Welten eines Super Mario Sunshine, jede Stufe in Super Mario 3D Land kann innerhalb von etwa vielleicht drei Minuten zum Anschluss gebracht werden. Kurze, perfekt designte Levels mit ein paar gut versteckten Geheimnissen, der ein oder anderen Alternativ-Route und jeweils drei versteckten großen Münzen, die es zu sammeln gilt, erwarten euch hier.
Dabei stellen sich euch Goombas, Koopas, verschiedene Piranha-Pflanzen, grimmige Hummeln und manch ein anderer Gegner in den Weg. Die werden wie immer per Kopfsprung, Feuerball oder einen flotten Wischer mit dem Waschbärschwanz unschädlich gemacht und hinterlassen meist die ein oder andere Münze, derer 100 verschaffen euch ein weiteres Leben in eurem stetig wachsenden Vorrat. Die großen Münzen, die ihr sammelt, setzt ihr später im Spiel ein, um verschlossene Levels freizuschalten - nach acht Stufen steht ihr vor dem finalen Endgegner und zieht dem die schuppigen Hammelbeine lang. So weit, so klassisch.
"Eine Art Best-Of der Mario-Geschichte."
Aber was ist es nun, das Super Mario 3D Land auszeichnet, das es zu etwas Besonderem im Mario-Kanon macht? Tatsächlich ist dies neben dem sehr gelungenen und spielerisch oft ausgesprochen hilfreichen Tiefenblick die Art, wie Marios 3DS-Debüt die zweite und die dritte Dimension miteinander verbindet. Ihr habt so gut wie keine Kontrolle über die Kamera, das Spiel legt zu jeder Zeit selbst die ideale Perspektive fest. Mal seht ihr Mario von der Seite, mal lauft ihr in die Tiefe des Raums, mal bewältigt ihr eine knifflige Hüpfpassage fast aus der Vogelperspektive. Im Vergleich zum letzten Super Mario Galaxy geht der Übergang zwischen den verschiedenen Ansichten hier noch ein Stück nahtloser vonstatten, der neue Mario steuert sich so sauber und instinktiv, dass ihr den Kamerawechsel oft zunächst gar nicht bemerkt.
Was aber schnell auffällt: Mario steuert sich hier anders als in seinen letzten 3D-Abenteuern. Er läuft etwas langsamer, er wirkt kontrollierter, er hat nicht die Kinetik, die ihm bei seinen Weltraum-Abenteuern noch so zu eigen war. Das fühlt sich anfangs vielleicht ein wenig beschaulich, ja fast träge an, aber schon nach kurzer Zeit habt ihr in den Rhythmus des Spiels gefunden und wisst die absolut präzise Kontrolle über euren rundlichen Klempner zu schätzen.
Gut möglich, dass die leicht reduzierte Geschwindigkeit nicht nur spielerisch an frühere Mario-Episoden gemahnen soll, sondern auch durch die dreidimensionale Tiefenwirkung bedingt ist. Mario führt etliche Präzisionssprünge in die Tiefe des Raumes aus, bei denen euch die Plastizität der Umgebung eine große Orientierungshilfe ist. Natürlich ist der neue Mario auch bei heruntergeregeltem 3D-Effekt spielbar, immerhin kann nicht jeder Spieler den Effekt gleich gut wahrnehmen, doch mit eingeschalteter Sicht in die Tiefe fühlt sich die Hüpferei schon verdammt gut an.