Super Mario 3D
Das Beste aus 26 Jahren Mario?
Tatsächlich ist an den Worten von Koizumi-san etwas dran: Besonders Super Mario Bros. 3 punktete damals mit kurzen, aber herausragend designten und herrlich durchdachten Levels und bot so fast schon unanständig viel Abwechslung in beeindruckend kurzer Zeit. Genau das will das neue 3D-Mario jetzt auch tun, und geht man von dem gezeigten Material der E3 aus, dann scheint er dieses Ziel auch mit Bravour zu meistern.
Dabei sprengt der neue Mario gerne auch mal das etablierte Konzept des 3D-Jump’n’Runs. Ein Level, der hinter verschlossenen Türen gezeigt wurde, ist ein liebevoller Tribut an die Zelda-Reihe und versetzt Mario mitten in ein typisches Zelda-Labyrinth, das er Raum für Raum erkundet, komplett mit der typischen Vogelperspektive, aus der wir Links frühe Abenteuer verfolgten. Trotzdem spielt sich der Level wie man es von Mario erwartet: Ihr rennt, springt und werft Feuerbälle, mit deren Hilfe ihr typische Zelda-Rätsel löst: Entzündet etwa vier Fackeln, um eine Türe zu öffnen. Was sich zunächst wie ein unglücklich implementiertes Gimmick liest, immerhin schließen sich das Jump’n’Run-Genre und die Vogelperspektive gegenseitig eigentlich komplett aus, wirkt in der Praxis ebenso stimmig wie harmonisch, gerade der Tiefeneffekt des 3DS trägt dazu seinen Teil bei.
Überhaupt ist die Tiefenwirkung hier eine Klasse für sich und wird oft subtil, gerne aber auch mal angenehm offensichtlich eingesetzt. Wenn Mario auf ein Trampolin springt und erst einmal direkt auf den Spieler zu katapultiert wird, dann sieht das einfach gut aus und zeigt, dass Nintendo den 3D-Bildschirm des neuen Handhelds besser und besser zu nutzen versteht. Ein anderes Beispiel ist ein Level, in dem Mario über eine lange Brücke wetzt. Wie man es von NES und SNES kennt, springen dann bunte Fische aus dem Wasser um euch das Leben schwer zu machen, hier allerdings kommen sie aus der Tiefe des Bildes und springen direkt auf euch zu. Was in einem normalen Jump’n’Run ohne 3D-Effekt eigentlich eine Design-Sünde wäre, das funktioniert hier ganz wunderbar.
Dann ist da noch der Waschbär-Anzug: Bereits bei der ersten Ankündigung des neuen 3DS-Marios erkannten aufmerksame Mariologen, dass der Schriftzug einen neckischen Waschbärschwanz aufwies, seit der E3 ist es jetzt sicher: Eines der kultigsten Power-Ups aus Super Mario Bros. 3 feiert hier seine Rückkehr. Allerdings hat Nintendo die Effekte des witzigen Outfits modifiziert: Mario kann sich nun nicht mehr in eine unverwundbare Statue verwandeln (eine Fähigkeit, die viele nicht-japanische Spieler in den frühen 90er ohnehin vor ein echtes Rätsel stellte), auch fliegen kann er nun nicht mehr aus eigener Kraft.
Der Anzug wird nun benutzt, um Gegnern mit dem Waschbärschwanz ordentliche eine zu ballern oder um Sprünge zu verlangsamen und so für sichere Landungen zu sorgen. Auch die allseits beliebte Feuerblume wurde modifiziert. Marios Feuerbälle prallen jetzt an Ecken und Wänden ab und bieten so in den 3D-Welten ganz neue Einsatzmöglichkeiten, außerdem freuen sich erneut die Nostalgiker: Superball-Mario aus Super Mario Land lässt grüßen.
Super Mario 3D vollbringt das schwierige Kunststück, zu jedem Moment an die glorreiche Geschichte der Serie zu erinnern, ohne dabei aber wie ein simpler Aufguss früherer Hüpfereien zu wirken. Nintendo verbindet hier gekonnt zeitlose Elemente mit moderner Technik, neuen Ideen und cleveren Hommagen. Und spätestens, wenn Mario am Ende einer Stufe wieder die klassische Treppe mit dem Fahnenmast dahinter erklimmt, dann erkennt auch der letzte Skeptiker: Keiner vermischt so gekonnt vertraute Spielmechaniken mit moderner Finesse. Dieser potentielle Superhit kann gar nicht bald genug kommen.
Super Mario 3D erscheint im 4. Quartal 2011 exklusiv für den Nintendo DS.