Super Street Fighter IV
Super? Super. Aber noch nicht Turbo.
Jetzt wird es für mich ein bisschen schwammig, spielte ich doch nur relativ kurz SF III, bevor mein Dreamcast den Geist aufgab. Aus dieser Riege stammt Dudley, diesmal ohne Sir, der als Schwergewichtsboxer auf schnelle, harte Dash-Angriffe bis zu mittlerer Reichweite setzt und selbige mit ein paar extrem gefährlichen Countern aus der Deckung kombiniert. Ein relativ leicht zu erlernender Kämpfer mit viel Potential im Ausbau der Techniken.
Ibuki, ebenfalls aus der 3er-Reihe, befriedigt den japanischen Drang nach kleinen Schulmädchen, die mächtig austeilen können. Sie hält zwar nicht viel aus, aber mit acht oder neun Target Kombos und acht Special Moves dürft ihr sie sowieso nicht zum Zug kommen lassen. Sie war der einzige Charakter, bei dem „Kens rechter Fuß Gottes“ – immer weg vom Gegner drücken und auf kurze Distanz schwere Tritte im Dauerfeuer, damit kommt man an den meisten Gegnern auf hart vorbei – gnadenlos scheiterte. Extremes Tempo, hohe Kombo-Zähler und fällt um wie nichts. Für die Aktiven unter euch.
Mit Makoto kehrt ein geheimer Favorit vieler Spieler aus 3rd Strike zurück. Die junge Karateka – Rindokan-Style – war bekannt dafür, dass risikobereite Spieler mit ihren starken und schnellen Offensiv-Moves sehr unberechenbar sein konnten. Ich nicht und daran hat sich auch nicht viel geändert. Die Moves aus 3rd Strike blieben ihr erhalten und welche Änderungen Capcom an ihr vornahm, hat sich mir nicht erschlossen. Man muss sie nicht alle mögen. Als einige der letzten fehlenden aus der 2er-Riege machen T. Hawk und Dee Jay ihre Aufwartung. Vom Gefühl her lagen beide sehr nah an Tempo und Spielweise, die man schon aus ihren vorigen Auftritten kannte.
T. Hawk setzt nach wie vor auf Griffe aus kurzer Distanz und eine Reihe von Attacken aus der Luft. Seine Beweglichkeit ist nicht die beste, aber mit einer Art schneller Bodenrutschbewegung lässt sich die Distanz zum Feind doch mit ein bisschen Übung kurz halten. Kickboxer Dee Jay ist gut drauf wie immer, mag farbenfrohe Looks und Maracas, sowie einen Stil, der sich an den Sonic Booms von Guile orientiert. Wie gesagt, wer die beiden vorher mochte, sollte hier ebenfalls schnell warm werden.
Mit allen Kämpfern aus Teil IV, was auch wieder – leider – Seth und Gouken einschließt, bringt es die Riege auf stolze 35 Fighter und vom Gefühl her hat Capcom minimal an jedem geschraubt. Die Balance fühlt sich gut an, wozu Kleinigkeiten wie Sagats leicht entschärfter Tiger Uppercut zählen. Es würde zu lange dauern, jede Feinheit herauszuarbeiten und dann auch noch hier aufzulisten, zumal man davon ausgehen kann, dass sicher noch ein wenig Feintuning folgt. Sicher ist jedoch, dass hier kein billiges Copy-Paste betrieben wurde, sondern der ganze Cast genau aufeinander abgestimmt wird. Und vor allem hat man den Bastard Seth ein ganz klein wenig zurechtgestutzt. Er ist immer noch die übelste (Radio-Edit) vor dem Herren, aber wenigstens nicht mehr ganz so billig. Trotzdem, ein neuer, guter Boss, wäre besser gewesen.
Beim Aufbau des Spiels bleibt man sich selbst und dem Vorgänger treu. Arcade, Challenge, Training. Online-Kämpfe fügen sich nahtlos ein und wer auf einen echten, sich verzweigenden Story-Modus oder etwas ähnliches hoffte, wird enttäuscht. Dafür findet sich ein schönes Menü für Online-Replay-Videos und neben dem bekanten Online-Modi auch ein für das Guinness-Buch prädestinierter Endlos-Modus, in dem der Sieger immer weiter kämpft. In die „neu, aber eigentlich doch nicht“-Kategorie gehören die beiden Zwischenspiele. In einem zerkloppt ihr einen japanischen Neuwagen in 30 Sekunden, im zweiten Fässer. Es ist billig, es ist platt, es ist eigentlich komplett hohl, es… löst ein warmes, wohliges Nostalgiegefühl aus. Ich vermisste diese kurzen Intermezzos im Arcade-Modus und es ist schön zu sehen, dass sie es zurückgeschafft haben. Dumm, sinnlos und eine Menge Fun.
Aber reicht das aus, um Super Street Fighter IV zu einem eigenständigen Titel zu machen, für den Capcom zu Recht einen Zweidrittelvollpreis einfordert? Ja, ich denke schon… Bin noch nicht ganz sicher, aber das, was ich hier spielen konnte, fühlt sich richtig an. Das Feintuning an den bekannten Kämpfern scheint zu passen, die beiden neuen machen einen sehr interessanten Eindruck und mit ein paar der frischen Veteranen lässt sich viel Spaß haben. Vor allem aber runden sie das Kämpfer-Feld geschickt ab. Es ist kein neues Spiel, vielleicht auch noch nicht das beste Street Fighter IV, das es jemals geben wird, aber doch definitiv der nächste Schritt genau in diese Richtung. Und jeder Prügler, der es schafft, ein wenig besser zu sein als Street Fighter IV, ist mit Sicherheit ein lohnendes Spiel.
Super Street Fighter IV soll Ende April für PlayStation 3 und Xbox 360 erscheinen.