Superstars V8: Next-Challenge
Angriff auf Forza und Co.
Wenn man Rennspiele mit der Formel 1 vergleicht, dann waren Forza Motorsport 3, DiRT2 oder Need for Speed: SHIFT im letzten Jahr sowas wie Ferrari, Brawn GP oder Red Bull. Black Beans Superstars V8 Racing wäre in etwa vergleichbar mit BMW-Sauber, bewegt sich also irgendwo im hinteren Mittelfeld. Die ersten Versuche der Italiener, am Thron der bekannten Rennspielgrößen zu kratzen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Mit dem Nachfolger, der voraussichtlich Ende Februar in die Zielgerade einbiegt, soll alles besser werden.
Allen voran steckt unter der Haube von Superstars V8: Next-Challenge eine brandneue Engine, die auf der des kommenden SBK X basiert. Neben den detaillierten Fahrzeugen will man mit 3D-Bäumen, animiertem Publikum oder Streckenposten, die beispielsweise in Gefahrensituationen gelbe Fahnen schwenken, abseits der Piste für ein authentisches Feeling sorgen. Nichtsdestotrotz sieht man aber auch hier und da mal einen Waldrand, der eher an eine flache, mit grünen Bäumen bemalte Wand erinnert als an einen echte, aus individuellen Bäumen bestehende Fläche.
Zu den technischen Spielereien, die sich auf das Gameplay auswirken sollen, gehören etwa die sich „entwickelnden Strecken“. Das bedeutet einfach gesagt, dass ein Kurs zum Rennende nicht mehr der gleiche ist wie zu Beginn. Dazu zählt unter anderem der Gummiabrieb, der sich insbesondere in Kurven ansammeln soll und den Grip an diesen Stellen nach einer gewissen Zeit verstärkt. Natürlich passt sich die dafür nötige Zeit der Anzahl der eingestellten Runden an.
Schön anzusehen sind die Rennen auf feuchter Strecke. Während anfangs der komplette Asphalt glänzt und die Umgebung spiegelt, trocknet der Kurs mit der Zeit immer mehr ab. Nicht etwa gleichmäßig, sondern verstärkt da, wo die Autos entlang fahren, also vornehmlich auf der Ideallinie. Während man durch die Gegend rast, soll das Wetter übrigens auch schon mal mittendrin umschlagen. Beobachten ließ sich das während unserer Anspielsession jedoch noch nicht. Alles in allem streben Black Bean und Entwickler Milestone nach einem „spaßigeren, realistischeren“ Rennspiel. Das Handling der Fahrzeuge fühlt sich auf jeden Fall schon sehr gut an und ist in punkto Realismus und Fahrhilfen auch individuell anpassbar. Wer will, kann beispielsweise ABS, die Traktionskontrolle oder eine automatische Schaltung aktivieren und Reifenabrieb, Strafen oder Schaden abschalten.
Letzterer beeinflusst das Auto je nachdem, wie oft man mit der Streckenbegrenzung oder den Konkurrenten auf Tuchfühlung geht. Das eigene Auto bekommt deutlich sichtbare Schrammen und zieht nach einem schweren Unfall beispielsweise fortan ständig nach links, aber ganz auseinandernehmen kann man sie nicht. Speziell auf höheren Schwierigkeitsgraden sollte man daher vorsichtig fahren, denn die Konkurrenz hat hier einiges auf dem Kasten. Auf den niedrigeren Stufen kann man aber selbst mit einem beschädigten, ständig ausscherenden Auto noch ganz gut mithalten.
Hier und da präsentiert sich Superstars V8: Next-Challenge in der Preview-Version auch noch etwas unausgereift. Grundsätzlich muss man etwa mit einer Strafe rechnen, sofern man eine Kurve zu sehr abkürzt. In dem Fall wird die Geschwindigkeit für mehrere Sekunden stark gedrosselt. Ganz konsequent ist das allerdings nicht umgesetzt. An einigen Stellen greift die Mechanik scheinbar noch nicht richtig.
Auch Ideallinie und Kurvenanzeigen präsentieren sich nicht hundertprozentig dynamisch wie in Forza Motorsport 3 oder SHIFT. Die Anzeige wechselt zwar vor einer Abzweigung auf Rot, allerdings erst im allerletzten Moment. Und dann ist es auch fast schon zu spät, wenn man in dem Augenblick zu schnell unterwegs ist. Hier würden etwas mehr farbliche Abstufungen, eben wie zum Beispiel in Forza 3, dem Spiel gut tun. Apropos Farben. Die wirken auf der PlayStation 3 deutlich kräftiger als auf der Xbox 360, allerdings macht sich hier auf Sonys Konsole auch einmal mehr das fehlende Antialiasing bemerkbar. Die PC-Version hinkt in der Entwicklung noch ein klein wenig hinterher, was man speziell bei den nassen Farbahnen auch erkennen konnte.
Punkten wollen die Macher neben Einzelrennen und der Meisterschaft außerdem mit dem Multiplayer-Modus. Geplant sind Online-Meisterschaften und „Time Attack“-Rennen, bei denen alle Spieler zusammen versuchen, einen Streckenrekord zu knacken. Insgesamt bewegen sich 16 Vehikel auf den Strecken. Ein möglichst reibungsloses Rennvergnügen will man dabei durch die Nutzung eines Peer-to-peer-Systems garantieren. Jeder einzelne Teilnehmer stellt also seinserseits ein wenig Bandbreite für das jeweilige Event zur Verfügung.
Letztendlich wird Superstars V8: Next-Challenge wohl kein außergewöhnliches, aber dennoch ein gutes Spiel werden. Das Fahrverhalten überzeugt, die Rennen sind unterhaltsam und herausfordernd und auch der Multiplayer-Modus könnte mit seiner Meisterschaft spannend werden. Dass man in diesem Jahr zu den Größen des Genres aufschließen wird, wage ich jedoch zu bezweifeln. Für dieses Vorhaben ist das Spiel hinsichtlich der Strecken und der zur Verfügung stehenden Strecken einfach zu begrenzt. Wer aber bis zum Release von Gran Turismo 5 noch neues Rennspielfutter braucht, kann Superstars V8: Next-Challenge durchaus auf seine Merkliste setzen.
Superstars V8: Next-Challenge erscheint voraussichtlich Ende Februar für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.