Supreme Commander 2
Big Bang, Part 2
Man kann es nicht allen recht machen. Gerade bei einem knallharten Echtzeitstrategiespiel der Marke Supreme Commander wird es immer Nörgler geben, die mit der aktuellen Form nicht zufrieden sind. Der einen Partei ist das ganze Spektakel zu trocken und unzugänglich, die andere freut sich dagegen über die verquastete Ressourcenverwaltung und den hochkomplexen Spielablauf. Die Entwickler stehen also beim Nachfolger vor einem Dilemma: Machen sie ihn massentauglicher oder bedienen sie weiter die Hardcore-Zielgruppe.
Gas Powered Games hat sich bei Supreme Commander 2 für die erste Zielgruppe entschieden. Das komplette Gameplay wurde entschlackt und auf Geschwindigkeit getrimmt. Im Kern bleibt der Titel natürlich anspruchsvoll genug, um selbst erfahrene Strategie-Profis ins Schwitzen zu kriegen, doch das Spiel ist viel zugänglicher – aber auch ein wenig gewöhnlicher. Während man beim Vorgänger zum Beispiel lange auf einen der gewaltigen Superroboter und Panzer warten musste, haben flinke Strategiespezialisten in Supreme Commander 2 die kleineren Varianten schon nach 15 Minuten auf dem Schlachtfeld.
Weniger Einheiten und ein vereinfachtes Forschungssystem runden diesen Schritt ab. „Ausverkauf“ werden einige Fans schreien, doch Gas Powered Games öffnet das Spiel damit für eine neue Zielgruppe: Die entspannten Spieler von Command & Conquer. Eine gewaltige Zielgruppe, die beim vierten Teil noch nicht einmal mehr Basen bauen darf. Vielleicht sollten sie deshalb Supreme Commander 2 eine Chance geben, auch wenn die Hintergrundgeschichte, trotz der Hilfe von Square-Enix, kaum mit Electronic Arts' Gassenhauer mithalten kann.
Im Vergleich zur trockenen Präsentation des ersten Teils sorgen zwar viel mehr Zwischensequenzen, Funksprüche und Storywendungen für Action, doch die Geschichte rund um UEF, Illuminaten und Cybrans rangiert immer noch auf B-Movie-Niveau. Ihr erlebt die frisch aufgeflammten Kämpfe aus der Perspektive aller drei Parteien, müsst auf Seiten der United Earth Front einen durchgeknallten Cybran-Commander aufhalten, als Illuminat gleich die Regierung stürzen und letztendlich als Cybran die drohende Vernichtung der Menschheit abwenden. Einige der Dialoge sind dabei wirklich selten dämlich. Außerdem sehen die Gesichter wirklich seltsam aus. Uncanny Valley, anyone? Unterm Strich besser, aber noch nicht gut genug.
Und auch beim Missionsdesign gibt es Höhen und Tiefen. Neben klassischen Aufbau-, Einigel- und Vernichtungs-Aufträgen steht ihr manchmal unter Zeitdruck oder müsst auf Umwegen zum Ziel kommen. Auf der Seite der UEF sollt ihr zum Beispiel Prototyp-Panzer beschützen, die kontinuierlich von speziellen Fertigungsanlagen gebaut werden. Die KI versucht dagegenzuhalten und hat die gleichen Fahrzeuge auf ihrer Seite. Das Stein-Schere-Papier-Konzept greift hier hervorragend. Langsam aber sicher verschiebt ihr die Front, bis das computergesteuerte Monster die feindliche Basis in Grund und Boden schießt. Dazwischen gibt es aber auch jede Menge Standardziele, die dank zu Beginn fertig ausgebauter Feindbasis in einem zähen Ringen um die Oberhand enden.
Immerhin wurden die Karten deutlich abwechslungsreicher gestaltet. Der Umfang ist zwar geringer als beim ersten Teil, dafür fühlt man sich nicht gleich zu Beginn in eine nukleare Einöde verbannt. Dichte Wälder schmiegen sich an steile Hügel, Plattformen in großer Höhe verpassen dem ganzen etwas Demigod-Feeling. Parallel dazu hat das Einheitendesign kräftig zugelegt. Jede Fraktion bietet einen ganz eigenen Stil. Gerade die Prototyp-Einheiten sind ein echter Augenschmaus: Wenn die gewaltigen Roboter, Gleiter und Panzer aufeinander feuern, verwandelt sich Supreme Commander 2 in ein todschickes Effekt-Inferno. Vielleicht nicht ganz auf Dawn-of-War II-Niveau, aber angesichts der Einheitenmassen immer noch eine erstaunliche technische Meisterleistung.