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Surviving Mars - Erde war gestern

Der rote Planet bekommt neue Mieter

Raumfahrt fasziniert mich. Nicht nur in Form von Science Fiction, nicht nur in Star Trek oder Battlestar Galactica. Ich meine die tatsächlich existierende Raumfahrt, die internationale Raumstation, die Mars-Rover der NASA, die privaten Raumfahrt-Initiativen, Weltraumtourismus. Umso mehr gefreut habe ich mich als Paradox Interactive im Rahmen der PDXCON 2017 in Stockholm Surviving Mars präsentiert hat, ein Spiel über die Kolonisierung des roten Planeten von den Tropico-Machern Haemimont Games. Anspielen durfte das Spiel in Schweden leider niemand - die ausführliche Präsentation hat mir aber viel Lust auf das Spiel gemacht, das im Jahr 2018 erscheinen soll.

Das Ziel von Surviving Mars soll nicht weniger sein als das Erschaffen einer Kolonie, die sich selbst erhalten kann, also nicht mehr auf die Unterstützung durch Menschen auf der Erde angewiesen ist. Die Erde ist aber dennoch der Ort, an dem die Marsmission startet. Zu Beginn muss sich der Spieler zwischen verschiedenen Sponsoren entscheiden, die jeweils unterschiedliche Ansprüche an die Marsmission haben - und ethische Grundsätze. So entzieht ein Sponsor seine Unterstützung, wenn regelmäßig Kolonisten ums Leben kommen - anderen ist dagegen nur wichtig, dass ihr genügend Rohstoffe zur Erde zurücktransportiert. Ist diese Wahl einmal getroffen, beladet ihr eine zunächst unbemannte Rakete mit Ressourcen und schickt sie los. Einmal angekommen, müsst ihr zunächst die grundlegende Infrastruktur aufbauen - und zwar mit Robotern, die den eingangs erwähnten Mars-Rovern gar nicht mal unähnlich sind.

Die Mars-Kolonie am Abend. Party-Nachtleben sieht anders aus.

Die Roboter leisten die Pionierarbeit. Sie bauen eine Stromversorgung auf und errichten die ersten Anlagen, die dazu dienen, die Rohstoffe des Planeten auszubeuten und zwar so, dass sich damit am Ende direkt vor Ort neue Gebäude errichten lassen. Die Entwickler haben sich dabei bemüht, so nah wie möglich an der Wissenschaft zu bleiben. So wird unter Zukunftsforschern aktuell Regolith als eine der Möglichkeiten diskutiert, auf fremden Planeten oder Monden Beton herzustellen. Regolith, das ist vereinfacht gesagt der Staub, der sich durch verschiedene Prozesse - etwa Asteroideneinschläge - auf der Oberfläche fester Himmelskörper bildet. Weiterverarbeitet könnte dadurch eine Masse entstehen, die aushärten kann und so in der Tat die Fähigkeiten eines typischen Baumaterials hätte. Ebenfalls hat sich Haemimont Games mit Wissenschaftlern über die Möglichkeiten auseinandergesetzt, auf dem Mars Strom zu erzeugen - das klappt einerseits durch große Solaranlagen, andererseits sollen ab einer gewissen Höhe auch Windkraftwerke funktionieren, die dann ihrerseits auch dann Energie liefern, wenn die Sonne gerade nicht scheint.

Laut Entwickler könntet ihr in dieser Phase des Spiels nun unendlich lang weiterspielen und eine Roboterkolonie aufbauen, die nichts Anderes macht als Strom und Rohstoffe zu produzieren. Das ist aber natürlich nicht das Ziel. Damit die ersten Menschen auf den Mars ziehen können, sind vor allem zwei Faktoren wichtig: Erstens müsst ihr es schaffen, genug Treibstoff für eure wiederverwendbare Rakete zu erzeugen um diese zurück zur Erde zu schicken. Und zweitens braucht ihr einen Dome, eine riesige durchsichtige Kuppel, die in sich eine Erd-Atmosphäre erzeugt und daher menschliches Leben erlaubt. Die Entwickler gestehen, dass das einer der Teile des Spiels sein wird, die nicht besonders realistisch sind. Denn weitaus realistischer als riesige, empfindliche Glaskuppeln, wären auf dem Mars wohl unterirdische Kolonien, die geschützt sind vor Asteroideneinschlägen und der Strahlung der Sonne, die von der Kohlenstoffdioxidhaltigen Atmosphäre des Mars kaum gebremst wird. Allein: Eine Kolonie im Inneren des Mars wäre weder für Kolonisten reizvoll, noch würde ein Loch im Boden gut aussehen. Also blieb es bei den hübschen Kuppeln - auch einfach, weil sie die optimistischere Zukunftsvision sind.

Ein Dome nebst Rakete. Keimzelle menschlichen Lebens auf dem Mars.

Ist also die Rakete wieder abgehoben und auf der Erde angekommen, steht den ersten Menschen nichts mehr im Wege. Sie können auf den Mars ziehen und ihre Wohnung im ersten Dome beziehen. Das sorgt für ganz neue Herausforderungen, denn Menschen müssen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch fit bleiben. Gerade letzteres ist nicht unbedingt leicht, wenn man in einem Dorf unter einer Kuppel wohnt, die man nicht verlassen darf. Durch entsprechende Unterhaltungseinrichtungen müsst ihr also dafür sorgen, dass sich eure Kolonisten zu Hause fühlen. Ist das nicht der Fall, kann das verschiedene Folgen haben: Entweder, sie leben einfach so vor sich hin, entscheiden sich aber zumindest, keine Kinder haben zu wollen und tragen so nicht zum Fortbestand der Kolonie bei. Oder sie nehmen die nächste Rakete zurück zur Erde. Eine dritte Möglichkeit: Sie drehen durch, ziehen sich nackt aus und schießen um sich und letzten Endes auch auf sich.

In ihrer Präsentation haben die Entwickler viel Wert darauf gelegt, dass jeder Kolonist anders ist und jeder einzeln simuliert wird. Da gibt es einerseits die Workaholics, andererseits die Hedonisten, außerdem die Wissenschaftsfanatiker, die ihr Leben am liebsten gänzlich der Forschung widmen möchten. Diese verschiedenen Typen von Menschen zufriedenzustellen, kann verschiedene Maßnahmen erfordern, weshalb es sinnvoll sein kann, sie auf unterschiedliche Domes aufzuteilen. Den einen für die Nerds, den anderen für die Arbeiter, den dritten für die Müßiggänger.

Links neben dem Dome sehr ihr die Solaranlage der Kolonie, links im Hintergrund die Windkraftwerke.

Haemimont Games versteht das Spiel als eine Plattform, um möglichst viele Probleme durchzuspielen, die sich bei der Kolonisation des Mars ergeben könnten. Das Spiel kennt keine Siegbedingungen - Ziel ist schlichtweg eine funktionierende Kolonie auf dem Mars. Der Spieler entscheidet selbst, wann dieses Ziel erreicht ist. So wissenschaftlich und ernst sich dieses Konzept auch lesen mag - auf ein bisschen Science-Fiction wollten die Entwickler dann doch nicht verzichten. So könnt ihr bei jedem Spiel ein bestimmtes Mars-Mysterium entdecken. Mysteriös blieb bei der Präsentation auf der PDXCON auch, worum es sich dabei genau handelt. Eine Nachfrage, ob es dabei ansatzweise um Aliens gehen könnte, wurde aber zumindest nicht ausdrücklich verneint. Eine Partie Surviving Mars soll bei durchschnittlichem Spielertalent so um die acht Stunden dauern. Moddern soll es relativ einfach gemacht werden, das Spiel nach eigenem Gutdünken zu verändern.

Und obwohl ich nicht selbst zu Maus und Tastatur greifen konnte: Surviving Mars ist eines der Spiele, auf das ich mich im Jahr 2018 freue. Natürlich kann sich das Spiel bis zu seinem Erscheinen noch stark verändern. Ich bin jedenfalls hochmotiviert, eine der besten Mars-Kolonien aufzubauen, die unser Sonnensystem je gesehen hat - ein paar nackte Amokläufer sind dabei schon einkalkuliert.


Entwickler/Publisher: Haemimont Studios / Paradox - Erscheint für: PS4, Xbox One, PC, Mac - Geplante Veröffentlichung: 2017 - Angespielt auf Plattform: nur Präsentation

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
In diesem artikel

Surviving Mars

PS4, Xbox One, PC, Mac

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