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Swarm

Es lebe das Kollektiv!

Für Hothead Games ist Swarm das Spiel vor und nach Ron Gilbert zugleich. Schon 2006, zwei Jahre bevor der ehemalige LucasArts-Spaßmacher sich dem Team als Creative Director anschloss, keimte die Idee zu dem Geschicklichkeitsspiel in den Köpfen der Kanadier auf. Wären die Penny Arcade Adventures nicht gewesen, Swarm hätte unter Umständen sogar das Debüt des Indie-Entwicklers werden können.

Nun, jetzt hat es doch ein bisschen länger gedauert. Gilbert ist beinahe schon ein Jahr wieder weg von dort und greift gerade Tim Schafer bei einem Projekt unter die Arme, von dem niemand so genau weiß, worum es sich eigentlich handelt. Die veränderte Situation ist für das kleine Studio nun eine große Chance: Das erste Spiel ohne jegliche Beteiligung Gilberts (bei Penny Arcade Adventures fungierte der bereits als externer Berater) soll Freunde taktiler Plattformer und Knobeleien ins Schwärmen bringen.

Wenn man Swarm das erste Mal spielt, schießen einem gleich eine ganze Handvoll Assoziationen durch den Kopf: Die Lemminge wandern zum durchs linke Ohr hinein und zum rechten wieder heraus, Captain Olimar schmeißt ein paar Pikmin von innen an die Stirn und das melancholische Popel-Kollektiv von World of Goo wuchert einem aus der Nase. Trotzdem ist Swarm eine extrem eigenständige Angelegenheit: Bis zu 50 blauer kleiner Kerlchen navigiert ihr im Ganzen durch verschiedene Hindernisparcours, um die "Mama", eine außerirdische, alles überwuchernde Brutmaschine, glücklich zu machen.

Das geschieht – wie sonst? – durch möglichst hohe Punktzahlen. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen ähnlich schwarmhafter Auslegung, sind eure Bläulinge aber alles andere als unentbehrlich. Im Gegenteil: In jedem Level massakriert ihr, mal beiläufig, mal mit voller Absicht, Unmengen eurer Schützlinge, um einen Multiplikator hochzuhalten, der andernfalls unaufhörlich dem Nullpunkt entgegen tickt. Bärenfallen, Speergruben, Feuerstrahlen, Minen und die unendliche Leere links und rechts der nicht allzu breiten Level-Konstrukte bieten mannigfaltige und oft wirklich kreative Möglichkeiten, die selbstlosen Wesen im Namen des allmächtigen Highscores über die Klippe springen zu lassen.

Das ist dank der gelungenen, comicartigen Umsetzung und niemals menschelnden Schwärmern immer lustig-makaber und nie zynisch. Das ist einfach ihre Art. Diese Kollegen sind vollkommen schmerzfrei und zögern nicht, sich von einer Kreissäge, so breit wie ein Fußballtor, auf Höhe der Gürtellinie zerteilen zu lassen. Doch Obacht: Mindestens einer eurer Untertanen muss schon im Ziel ankommen, wollt ihr einen Level bestehen.

Daraus entspinnt sich in jedem Level ein cleverer und fesselnder Balanceakt zwischen euren punktebefeuerten, suizidalen Tendenzen und dem üblichen Überlebenstrieb, den einem der Rest der Videospielewelt über die Jahre ankonditioniert hat. In Swarm lernt ihr damit ein Ressourcen-Managment der etwas anderen Art und erlebt einen ganz eigenen und vor allem schön fließenden Spielrhythmus.

Swarm - Gameplay-Trailer

Dieser wird vor allem auch durch ein kompetent gewähltes Repertoire an Fähigkeiten gestützt. Der rechte und linke Trigger ziehen den Schwarm zusammen beziehungsweise auseinander. So passiert ihr auch schmale Brücken, ohne dass zu viele der Aliens in den Tod stürzen, oder sorgt dafür, dass nicht eure ganze Brut auf einmal von herabregnenden Meteoritentrümmern erschlagen wird. Doch auch, um die im Level verteilten Punktekapseln effektiver zu sammeln, lasst ihr die Kollegen auseinanderstieben.

Neben einer Rammattacke, bei der ihr Geschwindigkeit für einen längeren Sprung gewinnt oder Hindernisse aus dem Weg räumt, indem ihr den ganzen Schwarm dagegen pfeffert, beweist das Kollektiv auch echten Teamgeist: Wer die Jungs (Mädels?) zusammenpfeift und wiederholt die Sprungtaste antippelt, sieht zu, wie sie sich zu einem Platz sparenden, aber wackeligen Turm aufschichten, durch den man auch in obere Etagen einen Blick werfen kann.

Swarm gelingt es spielend, vertraut und frisch zugleich daherzukommen. Mir persönlich gefällt es bislang weit besser als alles, was Hothead zuvor gemacht hat. DeathSpank und die Penny Arcade Adventures waren gut, stützten sich aber im Großen und Ganzen lieber auf etablierte Mechaniken anstatt mal etwas Neues zu versuchen. Swarm schüttelt derartige Einschränkungen ab. Es mag vielleicht durchaus an eingangs erwähnte Klassiker erinnern, ist in seiner Aufmachung und mit dem Fokus auf Geschick und kollektivem Chaos aber vom Spielgefühl her eine ganz eigene Hausnummer. Sofern der erste Eindruck nicht komplett trügt, bekommen wir bereits im April den, nach Stacking, nächsten Pflicht-Download des noch jungen Jahres 2011.

Swarm erscheint im April auf Xbox Live Arcade und im PSN.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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Swarm

PS3, Xbox 360, PC

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