Tekken: Dark Resurrection
Der beste Handheld-Prügler?
Das sind die Neuen
Im Grunde genommen haben wir es hier mit einem Tekken 5-Update zu tun. Ein paar neue Modi, noch mehr praktische Features und frische Kämpfer inklusive. Neuzugänge sind Dragunov und Lili. Er ist ein sowjetischer Soldat, dessen Kampfstil nicht nur entfernt an das russische Sambo erinnert. Dragunov besticht weniger durch wieselflinke Megacombos, sondern haut brutal und gezielt dahin, wo es am meisten wehtut. Eine arrogante und unsympathische Drecksau und gerade deshalb ein wirklich schöner Neuzugang. Lili, die neue Blondine, könnte glatt als Dead or Alive-Mieze durchgehen. Nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Angriffspalette. Ihr tänzelnder und überaus akrobatischer Stil dürfte ebenfalls genügend Anhänger finden. Armor King, der ja kurz mal aussetzte, erlebt übrigens sein Comeback und sieht immer noch irgendwie bescheuert aus. Die KI der Computer-Gegner wirkt übrigens ausgefeilter, als in Tekken 5. Das fällt besonders auf, wenn Ihr dem Obermotz Jinpachi Mishima gegenübersteht. Auf der PS2 war der hässliche Sack einfach eine Spur zu mächtig und die Siegeschancen standen ungefähr 50:50. Sobald Jinpachi ein paar nicht zu blockende Specials vom Stapel ließ war Schluss - egal wie gut Ihr auch gekämpft hattet. In Dark Resurrection ist er immer noch stark, aber jetzt bestimmt nicht der Zufall, sondern Euer Können über Sieg und Niederlage.
Hier kommt die Modi-Flut
Spielvarianten bietet Tekken: Dark Resurrection zuhauf. Im "Schnellkampf" haut Ihr Computer-Gegnern oder menschlichen Mitspielern unkompliziert auf die Mütze. Während sich andere Modi auf Euer Ranking auswirken, gibt es hier keine Konsequenzen. Beim "Zeitkampf" fertigt Ihr neun Gegner ab - und zwar so schnell es geht. In "Überleben" macht Ihr ebenfalls Feinde platt, zehrt aber das ganze Spiel hindurch von nur einer Energieleiste. "Arcade" bietet Euch die Möglichkeit Eure Kontrahenten nach jedem Fight selber auszuwählen. Bei einem Sieg verbessert sich Euer Ranking, doch wer verliert steigt ab. Selbsterklärend ist der "Story-Modus", der die Hintergrundgeschichte der einzelnen Recken aufdeckt. Wie immer sind die Geschichten ausgesprochen hohl und lassen beim einen oder anderen Tekken-Charakter eine gewisse Dumpfbirnigkeit vermuten. Weiterhin finden sich diverse Trainings-Varianten auf der UMD und Tekken wäre nicht Tekken, gäbe es keine Bonus-Spielchen. Hier muss man das kultige Tekken-Bowl hervorheben, in dem Ihr Eure Skills auf einer Bowlingbahn unter Beweis stellt. Geht sogar mit menschlichen Mitspielern!
Ebenfalls interessant ist das Tekken-Dojo. Darin bereist Ihr eine Insel namens Gorin und fordert die Fighter in verschiedenen Kampfschulen heraus. Die Insel ist in Dörfer unterteilt, die nach und nach freigeschaltet werden. Wobei sich das jetzt cooler liest, als es in Wirklichkeit ist. Ihr spaziert nicht wirklich durch die Botanik, sondern glotzt zwischen den Kämpfen auf ein paar statische Menüs. So kämpft Ihr Euch also durch’s Eiland, verbessert beziehungsweise verschlechtert Eure Platzierung und kassiert Kohle. Knete gibt’s nebenbei erwähnt in fast allen Modi. Damit Ihr neue Klamotten und Accessoires kaufen könnt. Ganz unter uns: Einiges davon ist einfach nur blöd. Zum Beispiel eine Pizza, die auf Paul Phoenix’ überdimensioniertem Bürstenhaarschnitt platziert wird. Sogar ein Hundewelpen kann man Paul auf den Hinterkopf kleben. Es findet sich aber auch genügend cooler Krempel im Shop. Meine anfängliche Angst, den Lieblingskämpfer gezwungenermaßen zum Vollspacken stylen zu müssen, bewies sich glücklicherweise als unbegründet. Profis, die ihre Kampfkünste perfektionieren möchten, will ich noch schnell den Modus "Befehlsangriff" empfehlen. Die Uhr läuft, Moves werden eingeblendet und Ihr müsst diese ganz flink ausführen. Fängt leicht an, wird irgendwann sauschwer und versetzte mich manchmal regelrecht in Panik. Obwohl ich weltweit zu den besten Tekken-Spielern unserer Redaktion zähle, konnte ich meine Skills auf diese Art definitiv steigern.
Versus!
Gut: Über die Wireless-Funktion Eurer PSP kloppt Ihr Euch mit Freunden. Völlig verzögerungsfrei und wie immer extrem süchtig machend. Noch besser: Dank Gamesharing-Option geht das zur Not mit nur einer Spiele-UMD. Dafür braucht es Anfangs etwas Geduld, da die Spieldaten ja erst per W-LAN auf den zweiten Handheld übertragen werden müssen. Wählt Ihr nach einem Kampf die Option "Rematch", lässt sich der Kampf aber auch im Gamesharing-Modus ohne Ladepause wiederholen. Schade ist, dass es keine echten Online-Battles gibt, weswegen Ihr Euch mit Gegnern in unmittelbarer WLAN-Reichweite begnügen müsst. Ins Internet dürft Ihr Euch trotzdem begeben, um etwa die weltweiten Rankings zu studieren, Wallpapers herunter zu laden und Geist-Daten auszutauschen. Das Spiel merkt sich nämlich Eure Spielweise und speichert diese in einer so genannten Geist-Datei, die andere Tekken-Spieler auf ihr Gerät übertragen können. Benutzt Ihr zum Beispiel einen besonderen Special-Move recht häufig oder blockt besonders exzessiv, verhält sich Euer Geist ebenso. Auf diese Weise können andere Tekkies quasi gegen Euch antreten, ohne gegen Euch anzutreten. Einen menschlichen Mitspieler ersetzt das nicht wirklich, doch es verleiht Einzelspieler-Duellen trotzdem mehr Farbe. Apropos Farbe: Die freischaltbaren Rendervideos sehen wie immer richtig gut aus. Wenn es so etwas wie die totale Tekken-Erfahrung gibt, dann findet Ihr sie definitiv in diesem Spiel.
Es ist wirklich Tekken und ich liebe es! Es fühlt sich genauso an, sieht genauso aus und spielt sich einfach traumhaft. Für echte Tekkies geht also ein Traum in Erfüllung. Bedeutet aber nicht, dass der Titel völlig perfekt wäre. Multiplayer per WLAN ist super, doch nicht immer hat man einen Mitspieler in der Nähe. Ein echter Online-Versus-Modus wäre meiner Meinung nach traumhaft gewesen. Was mich außerdem seit Jahren nervt, sind die Move-Listen der Kämpfer. Diese werden nämlich nur der Standard-Belegung entsprechend auf dem Screen angezeigt. Wer jedoch die Steuerung umstellt und das tun nicht wenige Spieler, muss die gezeigten Kommandos geistig erst auf die neue Belegung übertragen. Tekken-Profis kennen die Attacken sowieso auswendig, aber Neulingen wird der Einstieg dadurch erschwert. Die nächsten Kritikpunkte darf man aber nicht dem Spiel, sondern nur der PSP-Hardware selbst ankreiden. Die Eingabe von Diagonal-Kommandos klappt nicht immer zu 100%. Dank störrischem Steuerkreuz verfehlt man nicht selten das richtige Timing. Mit dem Analog-Knubbel funzen die Diagonal-Moves wiederum gut, dafür ist diese Bedienungsvariante insgesamt zu schwammig. Weiterhin scheppern die Prügelsounds sehr blechern aus den Popel-Lautsprechern der Konsole, weshalb man dieses Meisterwerk unbedingt mit einem Kopfhörer genießen sollte.
Wer alles über die Tekken-Reihe erfahren möchte, schaut am besten hier vorbei.