Test Drive Unlimited
WoW auf Rädern?
Zwei oder vier Räder?
Zu den Fahrzeugen: Davon finden sich laut Atari über 100 Stück im Spiel und im Laufe der Zeit will man immer mehr Karossen via Xbox Live zum Download anbieten. Ihr steuert Autos und Motorräder. Was ein wenig nervt: Man darf erst in Zweiradshops, nachdem man alle Autohändler entdeckt hat. Das dauert nicht wirklich lange, aber warum die Umstände? Die Karren steuern sich im Großen und Ganzen recht ordentlich, aber nie so richtig präzise. Als wären die Autos "zu leicht". Das kann man schwer in Worte fassen. Einfach ein wenig schwammig. Aber man gewöhnt sich nach einigen Runden dran. Ein Bike zu lenken, gestaltet sich da schon als größere Herausforderung und verlangt viel Übung. Sehr kurvige und unebene Kurse sollte man deshalb Anfangs meiden, wenn man auf dem Bock sitzt.
Zu Beginn spart man natürlich erst einmal für eine anständige Karre. Da die Rennen in verschiedene Fahrzeugklassen aufgeteilt sind, empfiehlt es sich, später auch ein paar schwächere Kisten in die Garage zu stellen, um überall teilnehmen zu können. Fahrbare Untersätze gibt es schon ab rund 30.000 Dollar, doch wer will, kann auch mal eine Million für einen seltenen Flitzer hinblättern. Damit Ihr nicht erst stundenlang Preisgelder kassieren müsst, um in den Genuss eines Megaschlittens zu kommen, finden sich in Oahu diverse Autovermietungen. Schließlich gibt es ja auch Vehikel, die man gerne mal fahren, aber nicht unbedingt kaufen würde. Zum Beispiel um locker am Strand entlang zu cruisen. Entspannen kann man in TDU nämlich richtig gut. Wenn die Renn-Events nicht wären, ginge Ataris Titel locker als Chillout-Therapie durch. Wir verbrachten einige Stunden damit, im Cabrio die Insel zu erkunden, so wie es ein Tourist tun würde. Inklusive Beachtung der Verkehrsregeln, Ampelschaltungen und so weiter. Zwischendurch schalteten wir sogar das Radio ab, um Gesprächen anderer TDU-Spieler zu lauschen. Hätte uns vor ein paar Jahren jemand erzählt, dass wir irgendwann in Rennspielen auf dem Seitenstreifen parken werden, um Konversation zu betreiben ... nun, wir hätten ihn für verrückt erklärt.
Eins, zwei, Polizei
Wenn Ihr Euch nicht gerade in einem Rennen befindet, tut Ihr gut daran, rücksichtsvoll zu fahren. Wer dauernd den Gegenverkehr rammt, hat schon bald die Polente an der Backe. Ein Strafzettel tut richtig weh, da für ein paar kleinere Rempeleien und umgefahrene Straßenschilder schnell ein paar Tausend Dollar fällig werden. Zum Glück muss man sich schon mehrere Vergehen am Stück leisten, damit es so weit kommt. Wo wir schon bei Unfällen sind: Bei Karambolagen bleibt der eigene Schlitten immer unbeschadet, doch Eure "Opfer" nimmt das Ganze schon mehr mit. Bei Frontalzusammenstößen können Stoßstangen, Reifen oder ganze Autos meterweit durch die Gegend fliegen. Das ist zwar nicht realistisch, sieht aber cool aus. Im Gegensatz dazu ist das Crashverhalten der eigenen Karre irgendwie lahm. Rast man mit 300 Sachen gegen eine Wand oder einen Pfosten, bleibt das Auto einfach abrupt stehen. Irgendwie unbefriedigend.
Paradiesisch
Obwohl das gesamte Spiel auf ein und derselben Insel stattfindet, wird die Umgebung nicht langweilig. Stadtkurse, Küstenabschnitte, Landstraßen, Schnellstraßen oder herausfordernde Bergstrecken sorgen für genügend Abwechslung. Zusammengerechnet umfasst das Straßennetz übrigens rund 1.500 Kilometer, sagen die Entwickler. Nachgemessen haben wir nicht, aber das dürfte schon hinkommen. Schließlich fanden sich nach einigen Tagen Spielzeit immer noch unberührte Abschnitte auf der Karte. Zwar spazieren nirgendwo Fußgänger durch die Gegend, aber kleine Details dämpfen das Geisterstadt-Feeling. Schiffe auf dem Wasser, Vögel am Himmel, Laub fegt über die Straßen, Flugzeuge brausen über Euch hinweg und genügend Fahrzeuge fahren auch herum. Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass Ihr wirklich überall hindüsen könnt und keine unsichtbaren Mauern den Weg versperren. Runter von der Straße und querfeldein durch den Wald? Kein Problem.
Ruckeln!
Technisch beeindruckend ist die Tatsache, dass Ihr die gesamte Insel durchquert, ohne auch nur eine einzige Ladepause zu erleben. Die enorme Weitsicht und der im Menü verstellbare Blur-Effekt sind schick. Das alles wird aber durch eine nicht gerade flüssige Framerate und unschöne Pop-Ups erkauft. Immer wieder ploppen Gebäude und andere Objekte ins Bild und je aufwändiger die Umgebungsgrafik, desto ruckeliger wird das Ganze. Dabei schien es fast so, als liefe das Spiel auf verschiedenen Konsolen unterschiedlich gut. Liegt das am konstanten Streaming und der Tatsache, dass die verschiedenen Gerätebaureihen unterschiedliche DVD-Laufwerke beherbergen? Bei einer Konsole kam es sogar ein paar Mal vor, dass die Kiste anscheinend nicht mit dem Nachschaufeln der Grafikdaten nachkam, weshalb unser Rennwagen quasi ins "Nichts" fuhr. Auf dem anderen Gerät tauchte dieser Fehler aber überhaupt nicht auf. In diversen Internetforen wird von vielen TDU-Spielern ähnliches berichtet. Die einen klagen über Extrem-Geruckel, die anderen können diese Kritik wiederum nicht im Geringsten nachvollziehen. Wirklich flüssig lief Test Drive Unlimited aber auf keinem unserer Testgeräte. Eine besondere Erwähnung haben die Autos selber verdient, die optisch wirklich liebevoll umgesetzt wurden. Das gilt auch für das Innere der Fahrzeuge. Gerade die Cockpitansicht kommt besonders gut. Beim Autokauf ist sogar die Innenausstattung wählbar, was für uns Snobs natürlich extrem wichtig ist. Damit wirklich alles passt, stimmten wir die Handschuhfarbe des Fahrers immer auf die Farben des Interieurs ab. Wenn schon, denn schon!
Dieser Titel hat zwei große Mankos. Erstens: Es fehlt eine echte Struktur im Einzelspielermodus. Fahrprüfungen, eine Story oder klassische Meisterschaften hätten eventuell Abhilfe geschafft. Zweitens: Die Framerate ist extrem schwankend. Die regelmäßig auftretenden Pop-Ups und einige Matschtexturen, die bei langsamer Fahrt ins Auge stechen, sind dagegen fast schon zu vernachlässigen. Trotz dieser Mängel, die einem Rennspiel normalerweise das Genick brechen, konnte wir uns nicht von TDU losreißen. Warum? Weil es Microsofts Onlinedienst in einer Form nutzt, die in diesem Genre bislang einzigartig ist. Test Drive Unlimited ist in dieser Hinsicht wegweisend und wir hoffen, dass bereits an einem Nachfolger gearbeitet wird. Mit flüssigen 50/60 Frames pro Sekunde, einer besseren Singleplayer-Struktur und einer richtig "tighten" Fahrphysik, wäre hier die volle Punktzahl drin.
Im November wird Test Drive Unlimited übrigens auf die restlichen Plattformen losgelassen und 2007 feiert die Traditionsreihe gar ihren 20. Geburtstag.