Ultimate Ghosts 'n' Goblins
Ultimativer Härtetest!?
Jaaaaaaaaaaaaaa. Er ist wieder da. Ritter Arthur, der Held von der frustrierenden Gestalt. Der Ritter, der die Frauenwelt mit seiner gepunkteten Unterhose verzückt. Ok, streicht den Teil mit der Verzückung. So schick ist das olle Teil nicht. Und verzeiht meine Euphorie. In Bezug auf Ghosts'n'Goblins gilt für mich halt, was ein gewisser Fast-Food-Hersteller in seiner Werbung behauptet: Ich liebe es. Macht mich das zu einem Perversling? Immerhin waren die bisherigen Spiele bockschwer, ja beinahe schon unfair. Trotz dieser harschen Knackigkeit hatten alle Teile der Serie (auch Ghouls'n'Ghosts oder der entsprechende Super-Nintendo-Ableger) dieses gewisse Etwas, eine Art Magie, die einen immer und immer wieder zum Weiterspielen animierte. Was Materialschäden zur Folge hatte, denn in vergangenen Zocksessions wurden zahlreiche Joysticks von mir geschrottet. Natürlich sollte man die Dinger vor lauter Frust nicht unbedingt vor eine Wand klatschen, aber wenn die Hersteller so instabile Produkte veröffentlichen... Ältere Spieler wissen genau, wovon die Rede ist. Jüngere Semester, die sich selbst von dieser Frustbombe überzeugen wollen, dürfen mit einem Kauf der Capcom Classics Collection für die PS2 liebäugeln. Die Sammlung bietet unter anderem die drei Klassiker in unverfälschter Form.
Epische Story
Von wegen: Es gibt zwar eine Hintergrundgeschichte, aber wie immer in der Serie ist sie vernachlässigbar. Die gewohnt nutzlose Prinzessin wird von finsteren Dämonen entführt und Ritter Arthur muss sie retten. Täglich grüßt das Ghosts'n'Goblins-Tier. Bis zum Finale ist es ein echter Höllentrip - ein späterer Abschnitt erinnert sogar an das Reich des Teufels. Untermalt von dem bekanntesten Musikstück der Reihe, stürzt Ihr Euch in ein düsteres Waldgebiet. Dort rammen Reaper ihre langen, scharfen Krallen in Eure Rüstung, Astralarme versuchen, Euch in den Untergrund zu ziehen, und Feuer spuckende Pflanzen warten förmlich auf die Bearbeitung durch ritterliche Waffen. Euer Kampfgerät ist zunächst kümmerlich, ergänzt sich jedoch bald durch ein feines Arsenal aus Armbrüsten, Bomben, Lanzen, Dolchen und ähnlichen "Werkzeugen". Diese lassen sich in ihrer Effektivität steigern und durch magische Attacken ergänzen. Auf Eurem Weg findet Ihr des öfteren Objekte, die Euch Magiepunkte und Zaubersprüche bescheren. Im Menü wählt Ihr den entsprechenden Spruch aus und lasst Feuerstürme tanzen oder verwandelt den Ritter kurzfristig in den unbesiegbaren Super-Arthur.
Des Ritters neue Möglichkeiten
Überhaupt zeigt sich Ultimate Ghosts'n'Goblins sehr vielseitig in Bezug auf Arthurs Möglichkeiten. Capcom spendiert dem Ritter neben den bekannten Moves einige frische Aktionen. Findet Ihr beispielsweise bestimmte Stiefel, könnt Ihr einen Doppelsprung ausführen. Waffen lassen sich in alle vier Richtungen abfeuern. Und erstmals hält sich der bärtige Held (z.B. nach einem verpatzten Sprung) an Vorsprüngen fest und zieht sich daran hoch. Bei der wenig präzisen Steuerung ein echtes Geschenk des Himmels. Neu im Sortiment sind verschiedene Schilde. Die meisten dienen wenig überraschend dem Abblocken von Angriffen. Im späteren Verlauf findet Ihr jedoch ein ganz besonderes Exemplar, mit dessen Hilfe Arthur zu einer Art "Surfboy" mutiert und damit schwebend tückische Höhen erreicht. Blicke auf die bereits erwähnte Unterhose fehlen ebenfalls nicht. Wenn Euch Feinde oder deren Schüsse streifen, zerlegt es nämlich Eure Rüstung und Ihr lauft bis zum Fund des nächsten Exemplars halbnackt durch die schaurigen Gegenden. Allerdings kann die Rüstung aufgelevelt werden. So gestärkt sind mehrere Zärtlichkeiten der Kreaturen nötig, bevor Arthur sein Innerstes enthüllt.
Kindergeburtstag?
Generell war Capcom um eine erhöhte Einsteigerfreundlichkeit bemüht. Dies zeigt sich schon bei den drei Schwierigkeitsstufen. Die leichteste verwöhnt Euch mit vielen Leben, die Gegner sind weniger bissig, und nach einem Exitus taucht Eure Reinkarnation am selben Ort wieder auf. Nach einem bewältigten Abschnitt kann sogar abgespeichert werden. Die einstige Biestigkeit verkommt hier zu einer neuen Softness. Immerhin dürfte in diesem Modus jeder halbwegs geschickte Spieler ohne größere Probleme alle Levels sehen. Gestählte Serienveteranen ignorieren die neue Leichtigkeit des Seins und den zweiten Schwierigkeitsgrad einfach. Die dritte Variante bietet als Ausgleich alles, was Ghosts'n'Goblins berühmt und auch berüchtigt gemacht hat: Wenig Leben, mehr und härtere Gegner - und nach dem Tod findet man sich am Anfang des jeweiligen Schauplatzes wieder. Eure Hartnäckigkeit wird immerhin reichhaltig belohnt, denn optisch und akustisch erwartet Euch ein Traum. Der klassische 2D-Charme der Originale bleibt dabei erhalten und erfährt durch plastische Effekte stimmungsvolle Abrundung. Transparente Fratzen, zersplitterndes Glas, lodernde Flammen, prasselnder Regen und organische Massen, die Arthur einverleiben wollen, bringen die Innereien der PSP mal so richtig zum arbeiten. Die musikalische Untermalung hält locker mit. Mal lauschen Eure Ohren dramatischen Stücken, mal vermitteln eher ruhige Tracks ein trügerisches Gefühl der Sicherheit.
Den Titel Ultimate trägt das neue Ghosts'n'Goblins zu Recht. Grafisch - wie beschrieben - sowieso: Die Screenshots können die wahre Pracht der Optik nicht mal im Ansatz wiedergeben. In dieser Hinsicht hat Capcom ganze Arbeit geleistet. Selbiges gilt für die abwechslungsreichen Levels, bei denen quasi nie auch nur im Ansatz Langeweile aufkommt. Die relativ niedrige Wertung mag daher verwundern. UG'n'G macht nämlich einen Heidenspaß, ist allerdings absolut Old School pur. Wer dieses Konzept und Arthur mag, wird damit glücklich. Zocker, die keinen der Vorgänger gespielt haben und modernere Vergnügungen vorziehen, erfreuen sich an der schicken Grafik und dem tollen Sound, stellen aber gleichzeitig die eher schlichte Natur des Gameplays in Frage. Zumal es einige Ungereimtheiten gibt, die selbst beim Tragen der verklärensten Nostalgiebrille kaum zu ignorieren sind. Natürlich ist ein schwer gepanzerter Ritter kein Mobilitätswunder. Etwas mehr steuerungstechnische Präzision hätte dem Spiel trotzdem sehr gut getan. Speziell die hakeligen Sprungeinlagen treiben mich teilweise in den Wahnsinn. Ferner ist der Titel (auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad) im Prinzip nur ein kurzes Vergnügen, kann sich durch einen, ähm, Kniff von Capcom aber gehörig in die Länge ziehen. Ich will nicht zu viel verraten, nur soviel sei gesagt: Wenn Ihr eine der Endsequenzen sehen wollt, müsst Ihr viel Geduld besitzen und Ultimate Ghost'n'Goblins länger spielen als vielleicht angedacht. An dieser Stelle daher noch ein kleiner Tipp: Auch wenn Ihr demnächst keine Ehe eingehen wollt, achtet unbedingt auf die goldenen Ringe und schnappt sie Euch alle (Pokémon lässt grüßen). Es lohnt sich.
Der gruselige Härtetest Ultimate Ghosts'n'Goblins erscheint am 8. September 2006 für PSP.