Tales of Arise: Beyond the Dawn im Test - Ein erfreuliches Wiedersehen mit der bunten Truppe
Zwei Jahre später...
Vor einigen Monaten überraschte Bandai Namco auf der State of Play mit der Ankündigung eines DLCs zum bereits zwei Jahre alten JRPG Tales of Arise. Mein erster Impuls war, mich auf die neuen Inhalte sehr zu freuen, denn die Welt von Arise war auch für mich noch nicht ausgeschöpft. Der Kampf zwischen den Kulturen und universelle Themen, wie Empathie, Gerechtigkeit oder gar Weltfrieden bieten schließlich genug Platz für weitere Gedankenspiele mit den sechs sehr sympathischen Hauptfiguren.
Und bei denen soll es in Beyond the Dawn nicht bleiben. Der Ankündigungstrailer stellte eine weitere Figur, Nazamil, vor und ich konnte es kaum erwarten, sie kennenzulernen. Gleichzeitig hatte ich mir erhofft, neue Orte zu sehen und mit Nazamil kämpfen zu können, denn im letzten Drittel von Tales of Arise hätte die Truppe beim Kämpfen noch ein wenig Abwechslung vertragen können. Nach dem Ende des DLCs muss ich meine Enttäuschung diesbezüglich gleich loswerden: Leider kann man Nazamil nicht in die eigene Gruppe aufnehmen, weitere Figuren lernen wir auch nicht kennen und neue Orte gibt es “nur” in Form von Dungeons. Wie genau Beyond the Dawn aussieht und sich anhört, seht ihr im obigen Video.
Empathie
Ich versuche so wenig wie möglich zu spoilern, aber ein paar Szenen zum Hauptspiel könnten im folgenden Absatz auftauchen. Ein Jahr nach den Ereignissen von Tales of Arise versammeln sich Alphen und Shionne mit den restlichen Vertrauten und treffen auf Nazamil, die Tochter eines renäischen Lords und einer danäischen Sklavin. Nazamil leidet unter ihrer zweischneidigen Identität, denn auch die Menschen in der neuen Welt sind noch nicht an die Zusammensetzung der zwei Kulturen gewöhnt. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Völkern. So begleiten wir das junge Mädchen in Beyond the Dawn durch ihre Tragödie, während wir ihr auch hinter dem Bildschirm sehr viel Empathie entgegenbringen müssen. Werdet ihr mit Nazamil nicht warm, wird es sehr schwer den DLC bis zum Ende zu folgen.
Während ich mit Nazamil Startschwierigkeiten hatte, weil sie anfangs zu oft in Stereotype (Kūdere, Emo) verfallen ist und die überzogene Dramatik für mich kaum auszuhalten war, wendete sich das Blatt im letzten Drittel gewaltig. Hier zaubert Beyond the Dawn einen der wohl besten Antagonisten, die ein JRPG jemals hervorgebracht hat. Es hilft, dass die Tales-of-Spiele immer so viel Wert auf nachvollziehbare Motivation und Innenwelt der Figuren legen. Der Endboss war somit ebenfalls eine plastisch ausgearbeitete Figur und sorgte dafür, dass ich die Zusatzinhalte mit einem sehr positiven Gefühl beenden konnte.
Gerade die Länge von knapp mehr als zehn Stunden für die Hauptgeschichte (20 Stunden, wenn ihr alle Inhalte des DLC findet und durchspielt) tat der Geschwindigkeit insgesamt gut, denn die Spiele tendieren dazu am Ende etwas auszuarten. Hinzu kommen die vielen Nebenquests, welche die Welt, ihre Bewohner und unsere Hauptfiguren näher beleuchten, mehr dazu findet ihr im Video.
Gerechtigkeit
Beim Kampfsystem selbst ändert sich nichts, allerdings erhalten alle sechs Hauptfiguren drei neue Fähigkeitsbäume. Besonders gelungen sind die drei brandneuen, großen Dungeons. Hier erkundet ihr fremde Gebiete, löst kleine Rätsel und kämpft gegen unbekannte Zeugel. Sowohl das Design, als auch die Angriffsmuster der Monster wissen ebenfalls zu überzeugen. Neue Gegner gibt es übrigens nicht nur in den neuen Dungeons, sondern auch auf der Weltkarte, die sonst größtenteils gleich geblieben ist. Einige unbekannte Objekte, die zur Geschichte passen, lassen sich aber auch in alten Gebieten finden, was Lust auf die Erkundung macht. Außerdem wirken alle Städte nun viel belebter, ihre Bewohner gesprächsfreudiger. Nicht zu vergessen: Natürlich erhält jeder Charakter mit dem DLC neue – diesmal sehr schicke – kosmetische Gegenstände.
Neben den Dungeons haben mir die neuen Bossmonster sehr viel Spaß gemacht. Wie schon aus dem ursprünglichen Spiel bekannt, gibt es wieder "Gigant-Zeugel". Das sind besonders große, einzigartige Gegner, die an verschiedenen Stellen auf der Karte verteilt sind. Sie bieten meistens eine besondere Kampferfahrung, sind schwieriger als ihre kleinen Vertreter und halten besondere Angriffe, sowie Belohnungen bereit. In Beyond the Dawn gab es von denen sehr viele ausgefallene Versionen. Mein absolutes Highlight.
Ihr könnt den DLC übrigens einfach in einem neuen Reiter starten, ohne die Hauptgeschichte vorher abgeschlossen zu haben. Habt ihr bestimmte Punkte im Original erreicht, dann gibt es Boni für den DLC. Ich finde, das ist eine sehr gute Lösung. Allerdings ergibt es rein inhaltlich keinen Sinn den DLC zu spielen, ohne den Ausgang der Hauptgeschichte zu kennen, weil man sonst massiv gespoilert wird und entsprechend den Sinn vieler Quests nicht versteht. Solltet ihr euch dafür entscheiden, trotzdem Beyond the Dawn früher zu starten, dann ist es rein spielerisch kein Problem: Ausrüstung und Waffen wurden so angepasst, dass ihr die Geschichte Level-unabhängig erleben könnt.
Tales of Arise: Beyond the Dawn
Mit Beyond the Dawn könnt ihr mit Leichtigkeit wieder in die Welt von Tales of Arise eintauchen und die Dynamik zwischen Alphen, Shionne, Rinwell, Law, Kisara und Dohalim erleben. Die Welt wurde mit neuen Monstern, Dungeons und weiteren kleinen Elementen angereichert, die zum Erkunden animieren und eine schöne Zeit versprechen. Die Geschichte begleitet euch weiterhin mit universellen Themen, wie Empathie, Gerechtigkeit oder Frieden. Leider gibt es keine neuen Impulse in Form von spielbaren Figuren oder neuen Städten. Die Erzählung braucht zwar etwas Zeit, um in Schwung zu kommen, weil sie sehr von eurer Sympathie zu einer einzigen Figur abhängt. Schafft man es, das erste Drittel durchzuhalten, zum Beispiel weil der DLC selbst viel kürzer ist, als die Hauptgeschichte, kann gerade das letzte Drittel mit Spannung und ausgearbeiteten Figuren überzeugen und findet dann ein befriedigendes Ende.
Tales of Arise: Beyond the Dawn | |
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