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Tales of Arise: Test - Ein Meilenstein zum 25-jährigen Tales-Jubiläum

Das 18. Spiel der JRPG-Reihe glänzt durch moderne Aufmachung, interessante Figuren und ein spannendes Szenario. Wo es aber hakt, erzählt Ana im Test.

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Der bisher schönste und größte Titel im Franchise ist ein echter Meilenstein für "Tales of". Doch die Reihe steht ihrem Potenzial im Weg.

Bandai Namco feiert das 25-jährige Jubiläum der "Tales of"-Reihe nicht nur mit einem Titel, auf den Fans ganze fünf Jahre - und damit am längsten in Folge - warten mussten, sondern zum allerersten Mal in der "Tales of"-Geschichte mit einer gänzlich neuen Engine! Im Gegensatz zu den Vorgängern, die alle mit einer hauseigenen Engine entwickelt wurden, machte sich das Team von Projekt Arise unter der Leitung von Yusuke Tomizawa bereits 2018 mit der Unreal Engine 4 ans Werk, das Geburtstagsspiel zu entwickeln. Wie das Endergebnis genau aussieht und klingt, seht ihr im folgenden Video:

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Das mittlerweile 18. Spiel der Hauptreihe hat sich zum Jubiläum viel vorgenommen: Neben der neuen Engine möchte Arise auch als Gesamtpaket eine neue Ära für die Reihe einleiten. Die Geschichte und Charaktere sollen reifer werden, die Welt und den Anime-Look mit dem Atmospheric Shader erwachsener machen und das Kampfsystem ergänzen. So soll Arise "Tales of"-fremde Spielerinnen und Spieler ansprechen und gleichzeitig die Fans des Franchises bei Laune halten. Wie immer ein gefährlicher Spagat. Ob Arise diese Ansprüche letzten Endes erfüllt, kann man genau an diesen Punkten sehr gut festmachen:

Unterdrückung hat viele Formen

Wir befinden uns inmitten einer 300 Jahre alten Annexion des Planeten Dahna durch den Planeten Rena. Die Auswirkungen der renäischen Regierung erfährt unser Protagonist am eigenen Leibe. Täglich muss Alphen mit ansehen, wie seine Mitmenschen unterdrückt, buchstäblich ausgepeitscht oder zu Tode gearbeitet werden. Er leidet an der Genre-Krankheit 'Gedächtnisverlust' und zudem an einer Schmerzunempfindlichkeit.

Zufällig verliert sich die geflohene Renäerin Shionne in die Katakomben, in denen Alphen arbeitet. Auch unsere zweite Protagonistin leidet unter einem körperlichen Fluch: Sie kann nicht angefasst werden, weil diese Kraft jedem einen Donnerschlag verpasst, der sich der ihr nähert. Alphen wiederum spürt diesen Schmerz ja nicht, was dazu führt, dass die beiden ihre Kräfte vereinen, um die Ausbeutung durch die fünf renäischen Lords ein für alle Mal aufzuhalten. Wie aus dem letzten Angespielt bekannt, kommen später die Charaktere Rinwell, Law, Kisara und Dohalim zur Gruppe hinzu. Aber deren Hintergründe lasse ich lieber unberührt, denn die tragen einen großen Teil zur letztendlich sehr emotionalen Reise bei.

Die Eulen sind eine knuffige Abwechslung zur eher düsteren Geschichte, reißen uns aber nie zu sehr aus dem Geschehen.

Die Geschichte dreht sich nicht zum ersten Mal um Fremdenfeindlichkeit: Das ist ein Leitmotiv in vielen "Tales of"-Spielen. Trotzdem wirken die Umstände ernster als sonst, was am komplexen und durchaus aktuellen Thema des hier fiktiven Kolonialismus liegt. Generell wird die Handlung in den ersten zwei Dritteln sehr strukturiert erzählt. Wir sehen fünf verschiedene Länder mit verschiedensten totalitären Regierungsformen, die es zu befreien gilt. Die Handlungsbögen sind in jedem einzelnen davon, ebenso dramatisch wie emotional und zeigen zwischen Gut und Böse eine Menge nuancierter Graustufen auf. Auch die Skits (kleine, comicartige Zwischensequenzen, die man manuell aufrufen kann) sind wieder im Spiel. Im Gegensatz zum Slapstick-Humor ihrer Vorgänger unterstützen sie bei Arise aber diesmal die bedrückende Stimmung an den nötigen Stellen.

Auch diesmal gibt es kosmetische Extras zu erwerben. Viele der gesammelten Accessoires passen nicht so ganz zur Geschichte, aber spätestens beim Fischen oder Schwimmen kann man sich unbekümmert austoben!

Leider werden diese durchaus gelungenen Ansätze im letzten Drittel über den Haufen geworfen, weil wir ganz Franchise-typisch wieder durch die bekannten Gebiete geschickt werden. Die Auflösung - ohne zu viel zu verraten - ist zu überzogen und vor allem zu "Anime". Die anfangs etablierten ernsten Themen werden nicht ganz bis zum Ende getragen. Die teilweise komplexen Charaktere entgleisen zu stumpfen Anime-Stereotypen, sobald die Figuren in der Party eingegliedert sind. Es entsteht der Eindruck, man habe sich bei Tales of Arise nicht bis zum Ende getraut, die erwachsene Stimmung beizubehalten. Schade, denn hier lag so viel Potenzial.

Bekannt, aber mehr Tempo: Tales of Arise im Kampf

Der Kampfbildschirm wurde mit einer minimalistischen Benutzeroberfläche aufgewertet. Die Attacken wurden aufpoliert und die Geschwindigkeit um ein gutes Stück angehoben. Laien werden Level für Level an die Kampftechniken herangeführt und erst ungefähr im fünften Kapitel hat man alle Mechaniken der Charaktere gesehen. Die Fähigkeitenbäume können dagegen, wie gewohnt, noch nach der Geschichte weiter ausgebaut werden. Das führt dazu, dass das Lernen des Kampfes nie langweilig wird und die später repetitiven Standard-Gegner nicht allzu negativ ins Gewicht fallen.

Es gibt auch eine neue Ergänzung namens "Counter Edge". Hierbei begibt sich Arise ins klassische Action-Spiel-Territorium und erweitert Ausweich- und Block-Manöver. Schafft man es, im richtigen Augenblick auszuweichen oder zu blocken, dann gibt es nicht nur Gegen-Attacken, die mächtig Schaden austeilen, sondern unter den richtigen Umständen auch heilen oder buffen können.

Die schöne neue Welt von Arise: Viel zu tun (nicht alles sinnvoll)

Heilen und buffen können auch Händler, Raststätten und Lagerfeuer. Aber von diesen dreien macht eigentlich nur das Lagerfeuer wirklich Spaß. Hier könnt ihr verpasste Skits nachholen, die schönen Animationen von Ufotable wiederholt bestaunen, unsere Gruppe näher kennenlernen oder eben kochen. Das Kochen macht insofern Spaß, als dass die Zutaten halbwegs clever in der schönen Welt verstreut sind und Nebenquests verschaffen euch die nötigen Rezepte. Wenn einem das nicht genug ist, wird später ein Bauernhof eingeführt, den man ein wenig verwalten darf. Ein Minispiel zum Angeln gibt es später ebenfalls. Diese Spielereien sind nicht immer so sinnvoll, wie sie im Rahmen des Gameplays sein sollten. Aber das Spiel weiß das auch und ihr verliert nichts, wenn ihr diese Nebenbeschäftigungen einfach ignoriert.

Der Atmospheric Shader hat am Ende überzeugt, denn die Gebiete, in denen man eine lange Zeit verbringt, wirken malerisch, abwechslungsreich und wunderschön.

Gleiches gilt für Rinwells kleine Eulenfreunde. Die verstecken sich gerne mal in der Landschaft und belohnen mit kosmetischen Accessoires, wenn man sie entdeckt. Die Eulen haben eine kleine Nebengeschichte, die ihr eigenes kleines Reich beinhaltet. Das kann zwar sehr süß sein, ist aber wieder nicht essenziell. Tales of Arise drängt euch diese kleinen Nebenaktivitäten aber zu keinem Zeitpunkt auf und das ist angenehmer gelöst als bei manchem Genrekollegen. Wenn ihr nur die Welt retten wollt, dann dürft ihr das.

Die Welt von Arise zeigt sich schöner und abwechslungsreicher als man es von Tales gewohnt ist. Insbesondere, wenn man noch die kahlen Texturen aus Berseria im Hinterkopf hat. Die Unreal Engine 4 und der Atmospheric Shader tragen da sicherlich ihren Teil zu bei, aber vor allem die Ideen für die Städte und die einzigartigen Merkmale in den unterschiedlichen Dungeons heben die Welt von Arise von anderen Spielen dieser Art positiv ab. War ich gerade noch in einer paradiesischen Stadt voller Palmen, befinde ich mich im nächsten Kapitel in einer verlassenen Harry-Potter Gegend, die von buntem Herbstlaub geprägt ist - kaum habe ich mich verlaufen, schon stürze ich in einem Dschungel von einem enorm hohen Wasserfall in einen wunderschönen See und darf unterirdische Wasserminen erkunden.

Das Echtzeitkampfsystem schlägt einen schönen Spagat zwischen Action und Taktik.

Das wäre noch schöner, wenn in den Städten nicht diese ganzen NPCs seelenlos herumstehen würden, deren Konversationen unvertonte Einzeiler sind. Die machen nämlich die eigentlich bildschönen Städte zu... Naja, einem "Tales of"-Spiel. Man kann nicht immer über jeden Schatten springen.

Tales of Arise Test Fazit - Der Meilenstein, der ein Meisterwerk hätte sein können

Tales of Arise ist zweifelsohne ein neuer Meilenstein für die Serie, aber genau das eigene Franchise steht dem Spiel im Weg, zum ein Meisterwerk zu geraten. Die neue Engine, das verbesserte, schnellere Kampfsystem und die Stimmung in den ersten zwei Dritteln des Spiels bieten ganz großes Potenzial. Doch alte "Tales of"-Gewohnheiten, wie die unbeweglichen NPCs, die ausschweifende und doch stark abflachende Handlung im letzten Drittel und die immer noch zu wenig ausgearbeiteten Charaktere halten Arise von Höherem ab.

Das soll nicht heißen, Arise wäre deshalb ein schlechtes Spiel oder hätte wenig Spaß gemacht. Ganz im Gegenteil! Fans kommen hier eh voll und ganz auf ihre Kosten und Einsteiger werden mit dem bisher am besten ausgearbeiteten "Tales of"-Titel begrüßt. Für das Franchise markiert Arise tatsächlich eine neue Ära, unterstützt durch eine neue, geschmeidige Grafik und ausgefeilte Kämpfe. Es ist nur schade, dass man förmlich spürt, wie hier nur noch ganz wenig fehlte, um noch mehr aus diesem ohnehin sehr guten Spiel herauszuholen. Nun, die nächsten 25 Jahre Tales haben ja gerade erst angefangen.

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Ana Kudinov Avatar
Ana Kudinov: Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Tales of Arise

PS4, Xbox One, PC

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