Tales of Monkey Island: Launch of the Screaming Narwhal
Arrr!
Entlang des Weges sind verschiedene Tiere eingezeichnet, etwa Wildschweine, Bienen oder Affen. Wer genau hinhört, wird feststellen, dass bei jeder Abzweigung eines einzelnen Abschnitts unterschiedliche Tiergeräusche erklingen. Spätestens jetzt sollte der Groschen rutschen. Einfach - ups, fast hätten wir das Rätsel gespoilert -, zwischendurch immer mal wieder die Wegbeschreibung in Augenschein nehmen und schon kommt man zur vermeintlichen Beute, die aber leider schon von jemand anderem ausgebuddelt wurde. Als Teil des Rätsels platziert Guybrush einen selbst zusammengebastelten Gegenstand im Loch, markiert die Stelle mit einem X und gibt die Wegbeschreibung einem professionellen Schatzsucher zurück, von dem er das angeblich wertlose Stück Papier zuvor erhalten hat. Dadurch erfüllt man wiederum einen Teil einer anderen Aufgabe.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sämtliche Herausforderungen in Launch of the Screaming Narwhal logisch aufgebaut und zudem miteinander verstrickt sind. Die in der Theorie eigentlich recht simple Hauptaufgabe erfordert die Lösung diverser anderer Rätsel, bei denen die Kombination von Gegenständen ebenso angedacht ist wie eine Interaktion mit der Welt und ihren Bewohnern. Um sein Entermesser zu verfluchen, muss Guybrush beispielsweise erst einen speziellen Voodoo-Grog mit ein paar Pfefferminzbonbons zum Schäumen bringen und diesen damit besprühen. Aber der Möchtegern-Pirat wäre nicht er selbst, wenn er sich auch dabei nicht wieder dusselig anstellen würde.
Es lohnt sich zudem, jedwedes Objekt anzuklicken, zu untersuchen und sämtliche Dialogoptionen auszureizen. Einerseits erhält man gegebenenfalls nützliche Hinweise, andererseits wird man oft auch mit einem weiteren unterhaltsamen Spruch von Guybrush belohnt ("Deep Gut? Elaine's mother is here?"). Wie auch seine Vorgänger ist Tales of Monkey Island recht spielerfreundlich und schickt einen niemals mit an den Haaren herbeigezogenen Aufgabenstellungen in eine verzwickte Sackgasse, aus der man nur schwer wieder rauskommt. Das soll aber keineswegs heißen, dass man seine grauen Zellen gar nicht anstrengen muss. Sterben ist übrigens auch in diesem Monkey Island unmöglich.
Ein reines Point&Click-Adventure ist Tales of Monkey Island nicht. Selbstverständlich marschiert Guybrush zu einem Objekt oder einer Person und interagiert damit, wenn man diese anklickt. Ansonsten kann der mächtige Pirat™ aber nicht per Tastendruck an eine x-beliebige Position geschickt werden. Hier bedient man sich entweder der WASD- oder Pfeiltasten. Alternativ steht auch eine neue Maussteuerung zur Verfügung, die konzeptionell ähnlich funktioniert. Man hält die linke Taste gedrückt und zieht die Maus in die gewünschte Richtung. Selbige Kontrollmöglichkeit ist zwar wesentlich gewöhnungsbedürftiger und auf den ersten Blick etwas kniffliger, schwammiger zu beherrschen als die Bewegung mit den Tasten, aber dennoch eine nette Ausweichmöglichkeit für diejenigen, die nur mit Maus spielen wollen.
Nicht gerade wenige Spieler hegten außerdem die Befürchtung, dass Tales of Monkey Island die gleiche qualitative Richtung einschlägt wie das nicht ganz so gelungene Escape from Monkey Island. Die Sorgen sind, meines Erachtens nach, größtenteils unbegründet. Aufgrund der verwendeten 3D-Optik sehen die Protagonisten natürlich ein wenig anders aus als in den ersten 2D-Abenteuern, bekannte Figuren erkennt man als Fan trotzdem auf den ersten Blick. Ob Guybrush, Elaine, die Voodoo Lady oder LeChuck, das Charakterdesign orientiert sich mehr am Look von Teil 2 und 3 als am vierten Piratenausflug.
Insbesondere zu Anfang macht die Kamera auf dem in den Wellen eines heftigen Sturmes stark wankenden Schiff noch ein paar Problemchen, nervt zuweilen regelrecht mit Perspektivwechseln, die das Geschehen plötzlich aus einem anderen Winkel zeigen und man dadurch Probleme hat, einen Weg entlangzulaufen oder Objekte anzuklicken. Davon sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen. Glücklicherweise ist das nur in den ersten Minuten so, die restliche Spielzeit über verhält sich die Kamera relativ ruhig, verbleibt in stationären Positionen und schwenkt je nach Laufrichtung von links nach rechts oder umgekehrt.
Danke LucasArts, danke Telltale, dass ich endlich wieder neue Abenteuer in der Welt von Monkey Island erleben darf. Die erste Episode legt auch gleich einen guten Start hin. Witzige Anspielungen, lustige Dialoge, gewohnte Situationskomik und gelungene Rätsel versüßen den rund fünfstündigen Auftakt der jüngsten Erlebnisse von Guybrush Threepwood und machen ihn dadurch zur einer gelungenen Fortsetzung der Reihe.
Geschmackssache ist natürlich die 3D-Optik des Titels. Manchen wird sie gefallen, anderen nicht. Ich persönlich kann man mich damit aber abfinden. Und irgendwie versprüht sie auch ihren ganz eigenen Charme, obwohl sie zum Beispiel nicht ganz den Detailgrad eines Book of Unwritten Tales erreicht und die eine oder andere Textur einen Tick schärfer sein könnte.
Jeder Fan sollte Tales of Monkey Island zumindest mal anspielen, auch wenn hier und da sicherlich Bedenken vorhanden sind. Telltale hat sich bei der Wiederbelebung der Reihe sehr viel Mühe gegeben und ist dafür verantwortlich, dass ich seit einigen Tagen wieder ständig die Titelmelodie im Kopf habe, sie öfter leise vor mich hin pfeife und nach diesem Ende der ersten Episode ungeduldig auf die Fortführung warte. In den kommenden Episoden aber bitte die Beleidigungsduelle nicht vergessen!
Tales of Monkey Island: Launch of the Screaming Narwhal ist ab heute als englischer Download für den PC erhältlich, eine WiiWare-Umsetzung folgt. Übersetzungen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant.