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Tales of Vesperia

Das Warten hat ein Ende

Die letzten beiden Jahre haben Japano-Rollenspielfans auf der Xbox 360 eine Enttäuschung nach der anderen beschert. Zwar wäre es übertrieben sowie extrem unfair, alle RPGs in einen Topf zu werfen, doch gerade die Exklusivtitel haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Was hatte ich mich 2008 auf Infinite Undiscovery und The Last Remnant gefreut. Beide Spiele von der wohl größten Rollenspielschmiede des lächelnden Volkes, Square-Enix, entwickelt und trotzdem blieben sie stark hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Während wir Europäer uns zu der Zeit mit dieser Tatsache abfinden mussten, bekamen die Japaner und Amis bereits im Sommer letzten Jahres den neusten Teil der Tales of-Serie spendiert, der immerhin dafür gesorgt hatte, dass im Land der unbegrenzten Verrücktheiten zeitweise alle 360-Konsolen komplett ausverkauft waren.

Tales of Vesperia heißt das gute Stück und nach fast 11 Monaten ist es mittlerweile auch in europäischen Gefilden erschienen. Und eines kann ich euch schon zu Beginn verraten. Es gibt verdammt gute Gründe, warum das Spiel in Japan für vergriffene Systeme gesorgt hat. Fangen wir zunächst ganz von vorne an und betrachten das Grundgerüst jedes Rollenspiels: Die Geschichte.

In der Welt von Vesperia verlassen sich die Bewohner auf die Kraft der so genannten Blastia, eine uralte Technologie, die verschiedene Aufgaben übernehmen kann. Neben dem Antrieb für Schiffe und Erweiterung der menschlichen Kräfte sorgen bestimmte Blastia auch für die Wasserversorgung. Eines Tages wird in einem Stadtbereich von Zaphias, dem Hauptsitz des Imperiums, ein Wasser-Blastia gestohlen. In der Rolle des rebellischen Yuri Lowell macht ihr euch auf die Suche nach dem wichtigen Gegenstand. Das ist natürlich nur der Auftakt für eine wesentlich komplexere Story, in deren Verlauf ihr auf weitere Charaktere trefft, die sich aus verschiedenen Gründen eurer Truppe anschließen.

Die Geschichte bietet im Vergleich zu anderen Genrevertretern keine Neuerungen, versteht aber zu unterhalten und lässt euch bis zum Ende mitfiebern. Der Hauptgrund dafür sind eindeutig die liebevoll gestalteten Charaktere. Vor allen Dingen Repede, der Schwert schwingende Hund mit der Pfeife im Maul, wird euch schnell ans Herz wachsen. Zwar befinden sich unter der neunköpfigen Bande einige bekannte Stereotypen, diese haben allerdings mehr Persönlichkeit als sich ursprünglich vermuten lässt.

Tales of Vesperia – Story-Trailer

So scheint Yuri anfänglich der typische Mitte-20er Rebell zu sein, der sich mit großem Eifer gegen das Imperium stellt. Später erfährt ihr von den schwierigen Entscheidungen, die Yuri treffen musste, was seine Entwicklung verständlich werden lässt. Dies gilt im Übrigen für alle Charaktere. Jeder trägt seine eigenen Geheimnisse mit sich herum und das Spiel nimmt sich die Zeit, die Hintergründe und Schicksale näher zu beleuchten, ohne dabei die Haupthandlung zu vernachlässigen. Es war schon immer der größte Pluspunkt der Serie und auch Tales of Vesperia stellt keine Ausnahme dar, sondern führt die Tradition erfolgreich fort.

Hinzu kommt die tadellose Synchronisation. Fast alle Sprecher bringen die Emotionen äußert gelungen rüber. Leider wurden – wie auch in den letzten Episoden – nicht alle Szenen vertont. Folglich klickt ihr euch weiterhin durch etliche Dialogfenster. Die Auswahl der synchronisierten Texte ist teilweise auch nicht nachvollziehbar. Man fragt sich beim Spielen schon, warum der äußerst emotionale Dialog zweier Charaktere stumm bleibt, wenn eine Situation, in der einige Charaktere miteinander herumblödeln, dagegen vertont wurde. Weiterhin fehlt die japanische Tonspur. Überaus ärgerlich für viele Fans. Wenigstens hat Namco sich um eine deutsche Übersetzung gekümmert.

Ausgearbeitete Figuren sowie eine gelungene Haupthandlung sind aber nicht die einzigen Bestandteile eines Rollenspiels. Denn immerhin verbringt ihr die meiste Zeit mit Kämpfen. Hier verlässt sich Tales of Vesperia auf das EFR-LMBS - Evolved Flex-Range Linear Motion Battle System-, eine Weiterentwicklung des aus Tales of the Abyss bekannten Kampfsystems. Was sich auf den ersten Blick ziemlich komplex anhört, ist in der Praxis leicht verständlich. Die Kämpfe werden stets in Echtzeit ausgetragen. Ihr könnt eure Feinde jederzeit sehen und eine Auseinandersetzung wird erst gestartet, sobald ihr ihnen zu nahe kommt. Dabei berücksichtigt das Spiel auch umher stehende Kreaturen. Greift ihr also eine bestimmte Monstergruppe an und eine weitere befindet sich lediglich einige Meter entfernt, müsst ihr euch im folgenden Kampfbildschirm gegen beide Parteien zur Wehr setzen.