Teenage Mutant Ninja Turtles
Sie sind echt ein ultrastarkes Team...
"Turtles, hm?"
"Ja, Turtles."
"Was machen Turtles denn so?"
"Naja, kämpfen..."
"... und rumhüpfen."
"Kämpfen und rumhüpfen? Also fast wie Prince of Persia?"
"Fast."
So ungefähr, stelle ich mir zumindest mit meiner begrenzten Fantasie vor, muss die Entwicklung von Teenage Mutant Ninja Turtles seinerzeit bei Ubisoft Montreal begonnen haben. Denn das Spiel zum Film zur TV-Serie zu den Comic-Büchern hat in vielerlei Hinsicht etwas von einem Prince of Perisia Light. Was nicht schlecht ist, soviel sei schon vorweg genommen. Aber vielleicht fangen wir besser von vorne an.
Immer auf der Lauer
Leonardo, Donatello, Michaelangelo und Raphael wird der eine oder andere von Euch sicher noch kennen: In den späten 80er- und frühen 90er-Jahren machten die mutierten Riesenschildkröten aus der New Yorker Kanalisation nämlich nicht nur den Fernseher, sondern auch Konsolen und Handhelds unsicher. Sie jagten Verbrecher, kämpften gegen Erzfeind Shredder, verschlangen ganz viele Pizzen - und das sogar mit richtig guten Spielen wie etwa Turtles in Time auf dem SNES. Aber vor gut zehn Jahren war das Quartett dann schließlich out, bis es man bei Warner Bros. irgendwann auf die Idee kam, doch einen neuen Kinofilm zu produzieren. Der kommt Mitte April in die Kinos und auf eben dem basiert TMNT.
Die Story ist schnell erzählt: Nachdem die Turtles Shredder endgültig besiegt hatten, trennten sich ihre Wege und jeder ging einer eigenen Beschäftigung nach. Leonardo bereiste die Welt, um seine Fähigkeiten zu verbessern, Michaelangelo "verkleidete" sich für Kindergeburtstage als Schildkröte und so weiter und so fort. Als New York jedoch eine neue Bedrohung ins Haus steht, muss Papa Splinter die Familie wieder zusammentrommeln, um dem Bösen Widerstand zu leisten.
TMNT beginnt mit den Abenteuern der vier Helden vor ihrer Rückkehr in die Heimat. Eine weise Entscheidung zu Gunsten der Abwechslung, lernt Ihr dadurch doch nicht nur den Untergrund der Großstadt kennen, sondern ebenso andere Umgebungen. Leonardo beispielsweise darf sich auf der Suche nach einem Artefakt durch den Dschungel schlagen. Bevor die vier wieder vereint sind, vergeht also eine gewisse Zeit, in der Ihr die unterschiedlichen Fähigkeiten der Charaktere kennenlernt: Donatello etwa kann mit seinem Bo einen auf Stabhochspringer machen, um Abgründe zu überwinden, Anführer Leonardo mit Hilfe besagten Artefakts an bestimmten Stellen Wände durchqueren.
Ist die Familie wieder vereint, startet Ihr in der Regel mit einem der vier Helden und müsst die übrigen Mitstreiter nacheinander überzeugen, sich Euch anzuschließen. Coole Aktionen sollen gewissermaßen das verlorene Vertrauen wieder herstellen, auch wenn es vollkommen ausreicht, "normal" durch die Levels zu rennen - irgendwann schließen sie sich Euch schon an. Ist es soweit, könnt Ihr jederzeit den Protagonisten austauschen oder Kombos ausführen, mit denen Ihr unter anderem weiter springt.
Und immer etwas schlauer
Davon abgesehen, spielt sich TMNT tatsächlich wie ein vereinfachtes Prince of Persia: Ihr springt von Plattform zu Plattform, schwingt Euch von Fahnenstange zu Fahnenstange, lauft seitwärts an Mauern entlang und stoßt Euch von Wänden ab, um ungeahnte Höhen zu erreichen. Viele dieser Bewegungen erinnern nicht nur an den Prinzen, sie sehen sogar genauso aus. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass beide Titel bei Ubisoft Montreal entstanden sind.
Größte Schwachstelle des Spiels sind dann lustigerweise auch bei den Turtles die Kämpfe, in denen für gewöhnlich ein halbes dutzend Gegner zombiehaft auf Euch zu trottet. Ihr müsst dabei lediglich ein bisschen mit der Wiimote herumfuchteln (Geht wirklich in die Arme!) und Geduld haben; nach drei, vier Angriffswellen ist eine Schlacht meistens vorbei. Ihr könnt zwar komplexere Moves ausführen - die Widersacher mit einer Sprungattacke von den Füßen hauen, eine Art Bullet Time aktivieren -, aber notwendig ist das nicht einmal bei den seltenen Bossgegnern.
Und wiederum genau so wie bei Prince of Persia sind es die Jump'n'Run-Passagen und das wirklich äußerst gut gelungene Leveldesign, wo TMNT so richtig auftrumpft. Vor allem, dass es die Entwickler geschafft haben, die Plattform-Elemente weitgehend stimmig und unauffällig in ein halb-realistisches Gegenwartsszenario zu übertragen, darf man ihnen hoch anrechnen. Das Ganze fühlt sich einfach jederzeit absolut flüssig an: Laufen, springen, schwingen, laufen, springen, eine Kombo, ein Doppelsprung. Der "Flow" stimmt, geht in Fleisch und Blut über, ohne Unterbrechungen, ohne Stolpersteine.
Oder fast ohne Stolpersteine, denn ein kleines Zugeständnis zuviel hat man in Montreal leider gemacht. An Stelle der frei beweglichen Kamera ist nämlich eine feste Perspektive gerückt, die sich zwar mit Euch bewegt, aber kein echtes Nachjustieren zulässt. Grundsätzlich keine schlechte Sache, führt es dazu, dass Ihr Euch nicht verlaufen könnt - doch an einigen Stellen versagt die Kamera schlichtweg. Dann gehen Sprünge schon mal ins Leere, weil sich die Situation nicht richtig einschätzen lässt.
Ähnlich ärgerlich ist, dass die Grafik alles andere als gut aussieht. Verwaschene Texturen, eckige Charaktermodelle und leere Umgebungen würden nicht einmal dem GameCube schmeicheln. Dass die vorberechneten Zwischensequenzen vereinzelt ruckeln, ist gleichermaßen unverständlich.
Aber das war dann auch schon die gesamte Kritik, denn insgesamt hat mir TMNT überraschend gut gefallen. Obwohl es ein Lizenzspiel ist und obwohl die Turtles nach 80er-Jahre miefen. Doch die abwechslungsreichen Schauplätze, das routinierte Leveldesign und die besonderen Fähigkeiten der Helden machen aus dem Spiel etwas mehr als die typische Durchschnittskost, die man von Filmversoftungen gewohnt ist.
TMNT ist ab sofort nicht nur für Wii, sondern auch für PC, Xbox 360, PS2, DS, PSP, GCN und GBA im Handel erhältlich.