Skip to main content

Tera - Test (Ersteindruck)

(Halb)nackter Reigentanz um ein fröhliches Monsterbashing. Alles was jetzt noch fehlt, sind ein paar echte Heldenaufgaben.

Ah, endlich mal wieder ein neues MMO. Ist schon lange keins mehr auf den Markt gekommen. So ungefähr ein, zwei Monate bestimmt, wenn überhaupt. Aber okay, ich will nicht allzu negativ klingen, denn jeder neue Titel verdient seine Chance. Erst recht im MMO-Genre ist es nötig, den Spielen auch über einen gewissen Zeitraum die Möglichkeit zu geben, sich zu bewähren, schließlich hätten die Anbieter zukünftig weiter Geld von mir - ob nun durch monatliche Abos oder Miktrotransaktionen.

Was gäbe es also Langweiligeres für einen Entwickler wie auch später für die Spieler, als sich am überwiegenden Rest der schon erhältlichen MMOs zu orientieren und das Gleiche in einer anderen Verpackung zu bieten? Scheinbar denken nicht viele so und die wenigsten Vertreter der Online-Rollenspiele können mich wirklich dauerhaft fesseln. Beim Spielen von Tera - oder besser gesagt: während einer Pause dazwischen - kam mir dieser Gedanke, diese Idee zu einem entsprechenden Artikel darüber, was mir in den meisten MMOs wirklich fehlt. Dieses Thema würde aber wohl den Rahmen dieser Vorschau sprengen und möglicherweise den falschen Eindruck erwecken, denn Tera war ganz sicher nicht alleine ausschlaggebend für diesen Gedanken. Vielleicht später.

Tera ist jedenfalls ein Vertreter der Abo-Fraktion, ihr müsst daher monatlich oder alle paar Monate - ganz wie ihr wollt - einen gewissen Betrag zahlen, um weiterzuspielen. Und im Grunde besitzt Tera alles, was man so von einem MMO erwartet. Wie in den meisten vergleichbaren Titeln steht klar der Kampf im Vordergrund, Crafting ist zwar vorhanden, aber das läuft vergleichsweise simpel ab. Ihr sammelt in der Welt munter Rohstoffe ein, verarbeitet diese dann zu Komponenten und schließlich zu Gegenständen weiter, zum Beispiel Waffen oder Rüstung. Großartig aufpassen oder vorsichtig sein müsst ihr dabei nicht: Einfach die nötigen Teile zusammentragen, gewünschtes Item auswählen - der Entwurf muss natürlich vorhanden sein, kann ansonsten gekauft werden -, auf "herstellen" klicken und zurücklehnen. Der Rest geschieht von selbst.

Tera - Trailer

Was die Werte anbelangt, können so gefertigte Ausrüstungsgegenstände durchaus mit dem mithalten, was ihr als Belohnung für Quests oder als Loot bekommt - sie sind weder großartig besser noch schlechter. Dennoch bleibt es somit optional, zumal später auch wirklich eine ganze Reihe Komponenten erforderlich sind, die einem nicht unbedingt nachgeworfen werden. Eure Ausrüstung könnt ihr schließlich außerhalb des Crafting-Prozesses noch verzaubern oder durch Aufwertungskristalle weiter verbessern. Letztere bringen verschiedene Boni mit sich, regenerieren etwa in gewissen Abständen ein paar Lebenspunkte.

Die Auseinandersetzungen in Tera laufen hingegen eher untypisch für MMOs ab, ihr kämpft nämlich auf direkte Art und Weise. Soll heißen: Ihr wählt nicht erst bequem ein Ziel aus, auf das ihr euch einzig und alleine fokussiert, und drückt dann in aller Ruhe eure Knöpfchen. Gut, Buttons mit Fähigkeiten gibt es hier zwar auch, aber gezielt wird in Richtung des "Fadenkreuzes", ihr schlagt also genau dorthin, wohin euer Charakter oder die Kamera gerade blicken (das lässt sich einstellen).

Ihr seid somit nicht an feste Ziele gebunden. Schwingt ihr das Schwert, könnt ihr theoretisch auch alle nahen Feinde um euch herum treffen - selbst mit der ganz gewöhnlichen Standardattacke. Einerseits ist das praktisch, da man die Ziele so nicht einzeln durchschalten muss und sich elegant durch ganze Monsterhorden schnetzelt. Andererseits erfordert es ein gewisses Umdenken, wenn man an das traditionelle System gewöhnt ist und so auch andere nahe Mobs treffen könnte, die man eigentlich gar nicht attackieren wollte.

Für diese Direktheit der Kämpfe spricht auch die Tatsache, dass man Tera mit einem Gamepad spielen kann. Mit dem Xbox-360-Controller klappt das im Kampf recht gut und über die Schultertasten und Trigger hat man auch auf alle zugeordneten Attacken, Heiltränke und dergleichen schnell Zugriff. Das Gamepad funktioniert zwar auch in den Menüs, aber besonders hier empfiehlt es sich dann, kurz doch mal zur Maus zu wechseln - die ist in dem Fall einfach flinker.

Im Kampf sorgen darüber hinaus die Kettenfertigkeiten beziehungsweise Kombos für mehr Abwechslung und ordentlich Schaden. Der Krieger kann - entsprechende Skills vorausgesetzt - beispielsweise erst einen Schlagregen ausführen, sich dann mit einer Ausweichrolle hinter den Feind befördern und diesem dann noch mit einem Wirbelhieb zusetzen. Ein späterer Skill hilft euch wiederum, wenn ihr zu Boden geschlagen werdet. Dann könnt ihr auf Knopfdruck schneller wieder auf die Beine gelangen und gleichzeitig noch einen Gegenangriff ausführen. Insgesamt gibt es pro Klasse rund 20 verschiedene Fähigkeiten, die sich in aktive und passive aufteilen und in verschiedenen Stufen gelernt werden können. Und die braucht ihr auch. Simples Draufhacken mit der Standardattacke funktioniert zwar in der Theorie ebenfalls, dauert aber deutlich länger. Insofern: Regelmäßig Specials einsetzen, Kombos nutzen und ihr haut den Feinden ordentlich Lebenspunkte weg. Eine wirklich übermächtige Attacke ließ sich dabei bislang nicht ausmachen, alles scheint gut balanciert zu sein.

Neben den normalen Fertigkeiten bekommt ihr ab Level 20 noch Glyphenpunkte pro Levelaufstieg. Diese können in die namensgebenden, klassenspezifischen Glyphen investiert werden, die die Skills des jeweiligen Berufszweigs weiter verbessern. Eine ganz spezifische Attacke bekommt dann etwa eine noch höhere Angriffsgeschwindigkeit. Die Glyphen wählt ihr allerdings nicht beliebig aus, ihr müsst sie erst zuvor beim passenden Händler kaufen.

Das direkte und durchdachte Vorgehen gestaltet die Kämpfe nicht nur abwechslungsreich, sondern auch interessant, denn eure Gegner verhalten sich ähnlich. Wenn ihr merkt, dass sie zu einem bestimmten Angriff ansetzen, könnt ihr ihm so noch ausweichen, ob er euch trifft oder nicht, hängt somit nicht alleine vom Zufall ab. Tera wird so zu einem richtig kurzweiligen Titel. Man spielt immer mal wieder gerne für ein oder zwei Stunden. Je länger man sich in der Welt aufhält, desto monotoner gestaltet sich das Ganze jedoch, was insbesondere an den Quests liegt. Diese entstammen den tiefsten Tiefen des MMO-Standards, also töte dies, sammle das oder eskortiere/beschütze einen NPC. In den verschiedensten Variationen und immer und immer wieder.

Wenigstens macht man euch das Questen relativ einfach. Ihr werdet keine Probleme haben, die für die Erfüllung der Aufträge notwendigen Dinge zu finden, denn sobald ihr in der Questbeschreibung auf Namen von Mobs oder was auch immer klickt, wird euch stets deren genaue Position oder der Bereich, in dem sie sich aufhalten, auf der Karte angezeigt. Dadurch entfällt die lästige Sucherei in jeder Ecke der Spielwelt, was aber im Gegenzug nicht heißt, dass ihr nichts zu sehen bekämt. Im Gegenteil: Bislang sind die Questreihen so aufgebaut, dass sie euch nach und nach durch die einzelnen Gebiete führen, bis ihr dann zum nächsten Außenposten, zur nächsten Farm oder etwas anderem geschickt werdet, wo dann schon die nächste Handvoll Aufgaben auf euch wartet.

Wirklich beschäftigungslos ist man also nie. Wenn, ja wenn doch nun zumindest ein wenig mehr Variation vorhanden wäre ... Bisher beschränkt sich alles auf die schon angesprochen, wenigen Missionstypen. Abgehandelt werden die Aufgaben über die üblichen Textfenster, komplett vertont ist Tera nicht. Auch einige Zwischensequenzen werden hier und da mal eingestreut, allerdings lediglich in den Aufgaben der Haupthandlung, die übrigens für alle Rassen und Klassen gleich sind.

Insgesamt stehen euch sieben spielbare Rassen zur Verfügung, darunter Menschen und Hochelfen, die Panda-ähnlichen Popori und auch andere, weniger menschenähnliche Kreaturen. Zu den acht Charakterklassen zählen die üblichen Vertreter der Kategorien Tank, Heiler und Damage Dealer - je nach gewählter Klasse mal mehr oder weniger gut. Der Krieger kann theoretisch zwar tanken, allerdings gestaltet sich das eher schwierig, da er in Bewegung bleiben muss. Er kann allerdings gut Schaden austeilen, während der Lanzer als echter Tank gilt. Außerdem mit dabei sind Berserker, Zauberer, Priester, Bogenschütze und andere - da sollte eigentlich für jeden was dabei sein.

Das Gruppenspiel funktioniert recht gut und ist ausgewogen - jede Klasse erfüllt ihren Zweck im Verbund -, es gibt sogar ein eigenes Such-Tool für Instanzen oder Gruppen. Entsprechende Quests, die für mehrere Leute gedacht sind, werden mit einem kleinen Symbol entsprechend markiert, damit ihr euch nicht ins Verderben stürzt. Und für die ganz normalen Aufgaben brauchte ich mit meinem Krieger (Stufe 23) bislang zumindest keine allzu große Hilfe. In gewissem Rahmen kann man Tera also auch alleine spielen, wenn man denn mal seine Ruhe haben möchte.

Video: Tera - Rassen und Klassen

Nicht fehlen dürfen natürlich Instanzen, Dungeons und Co., wobei die erste Instanz ab Level 20 im Rahmen einer Quest-Reihe zugänglich wird. Mit Velika ging es bisher in eine große Stadt, in der die Kommandanten auf euch warten und euch immer mal wieder eine Quest der Haupthandlung anzubieten haben. Außerdem kann nur in der Stadt gecraftet werden und ein paar spezifische Händler finden sich ausschließlich hier. Wer mag, kann hier außerdem mit genügend Kleingeld seine eigene Gilde gründen - oder ihr schließt euch einer der schon zahlreich vorhandenen an. Handelsagenten für das Auktionshaus, Trainer und normale Verkäufer findet man aber auch immer wieder im Rest der Welt.

Technisch gesehen gibt sich Tera dabei keine Blöße. Man mag gar nicht glauben, dass es sich hierbei um Epics Unreal Engine 3 handelt. Tera ist regelrecht farbenfroh, glänzt obendrein mit detaillierten Charakteren, feinen Animationen, den toll gestalteten und weitläufigen Fantasy-Umgebungen, die sich nicht nur farblich voneinander abheben. Da gibt es etwa eine schwebende Insel mit einem großen magischen (?) Baum, die Stadt Velika erinnert an eine typische Stadtfestung mit großen Mauern. Ebenso gibt es bewaldete Areale, trockenere und grüne Gebiete mit Farmen, Ruinen, alten Statuen und ähnlichen Verzierungen. Eine echte Augenweide unter den aktuellen MMOs und optisch alles andere als langweilig.

Um den ersten Eindruck zu Tera kurz zusammenzufassen, könnte man sagen: Sieht toll aus, macht Spaß. Der Teufel steckt allerdings im Detail, genauer gesagt bei den Quests. Wer nicht ständig das Gleiche tun will, wird auch mit diesem MMO vermutlich nicht glücklich werden. Der Kampf macht das Spiel kurzweilig, für ein, zwei Stunden interessant, aber sobald man sich den drei oder vier Stunden am Stück nähert, hat man doch schon gewisse Ermüdungserscheinungen. Nach kleiner Pause geht es dann aber später wieder weiter.

Und zumindest bis jetzt funktioniert das für mich. An den Quests beziehungsweise deren Zielen dürfte sich wohl auch im späteren Verlauf nicht viel ändern, aber wie es mit dem Endgame, dem Politiksystem, der weiteren Entwicklung und Spezialisierung der Charaktere und dem Rest steht, lest ihr demnächst bei uns, wobei dann auch die Wertung folgt.

(Die Wertung folgt in etwa einem Monat in einem weiteren Artikel, wenn Tera ausgiebig im Livebetrieb getestet wurde.)

Schon gelesen?