Test Drive Ferrari Racing Legends - Test
Test Drive dreht wieder mal Warterunden für Inspiration und Qualität, diesmal an der Kasse der Ferrari World
Zumindest ist es die älteste noch aktive Rennserie. Ganz sicher nicht die konsistent Beste. Für jedes Unlimited - und die haben auch schon ihre Problemchen - hat Test Drive mindestens einen Titel in der Historie, der im Mittelmaß vor sich hindümpelt. Es sah eigentlich nicht danach aus, als würde Ferrari Racing Legends dazugehören, immerhin wurde das Spiel von Slightly Mad Studios entwickelt, die mit Need for Speed: Shift Können bewiesen haben. Aber es hat wieder nicht sollen sein.
Dabei ist es nicht mal so, dass man keine Bemühungen sehen könnte. Eine riesige Auswahl - etwa 50 - an feuchten Träumen in rotem Lack steht bereit, die Karriere ist praktisch endlos und historisch wertvoll, Strecken sind es leider nur zwei Dutzend, wobei auch mal leicht variiert wird, um die Zahl zu erhöhen. Dazu kommen noch die üblichen Online-Modi und hässlich ist es auch nicht. Es ist nur leider so, dass für alles Gute, was man über Ferrari sagen kann, leider auch zwei Relativierungen hinterhergeschoben werden müssen.
Die Grafik ist flüssig und stellenweise relativ detailliert. Die Autos hübsch modelliert. Dass jedoch weit mehr möglich ist, zeigt die Konkurrenz sowohl auf als auch abseits der Piste. Forza, GT oder Shift liegen alle dabei weit vorn, sodass Ferrari am Anfang der Generation hätte glänzen können, heute aber eher wie Relikt vergangener Zeiten wirkt. Dazu passt der bei alten Rennen vorgesetzte Sepia-Filter, der in den ersten Sekunden der frühen Rennen Nostalgie vermitteln soll. Dumm nur, dass anschließend von ganz allein eine 2006er-Nostalgie einsetzt.
Aber nicht alles ist schlecht und der erste Abschnitt der dreiteiligen Karriere kann mit seinen offenen Cockpits - die alle natürlich jedem der Originale nachgebildet wurden - die Leichtigkeit des Lebens nahe Modena vermitteln. Dass auf den Strecken nur Ferraris kreuzen, ist der Lizenz geschuldet, und wundert mich angesichts des Titels auch nicht weiter. Meine Theorie wäre eh, dass das Spiel in erster Linie in den Regalen der Ferrari-World in Dubai stehen soll, da dürfen dann keine Porsches mit auftauchen.
Auch war absehbar, dass hier kein Polygon-Modell zu Schaden kommen darf. Nur ist das kein Trost für die Abwesenheit eines Schadensmodells. Es gehörte zwar nie zu meinen Kindheitsträumen einen F-40 zu zerlegen, aber was passiert, passiert halt. Dafür fällt es in den guten Momenten leicht, sich die Kraft dieser Autos vorzustellen und zumindest der Sound dröhnt zufriedenstellend aus der Anlage.
Aber sobald die Kurve kommt, werdet ihr euch ganz sicher sein, niemals so ein Fahrzeug haben zu wollen. Zumindest, wenn sie sich wirklich so steuern wie hier. Selbst bei geringen Geschwindigkeiten und moderaten Kurven, bei den späten, wirklich mächtigen Fahrzeugen sogar mit eingeschalteten Hilfen, dreht sich hier in Sekundenbruchteilen ein roter Wirbelwind in Richtung Gras weg. Selbst mit einem Lenkrad und Pedalen ändert sich an diesem zu ungezähmten Verhalten kaum etwas. Ohne Rückspul-Funktionen oder ähnliche Hilfen lässt sich da vor allem im letzten Drittel der Karriere, in der die ganzen modernen Super-Sportwagen zum Einsatz kommen, kaum noch von Spaß reden. Zu wild, zu feinfühlig und dabei nicht wirklich realistisch. Shift haute auch gerne zur Seite ab, aber hier ist es zu viel des Guten.
Es fällt umso frustrierender auf, dass die KI beim halbwegs stabilen Kurvenfahren nicht auf die Handbremse zurückgreifen muss. Seltsamerweise ist dies mit die sicherste Variante, nicht komplett zu verreißen und mit ein wenig Übung sogar ganz unterhaltsam. Diese Freude wird durch besagte KI jedoch auch dann gestört, wenn sie mit stoischer Zombie-Ruhe drängelt und rempelt, während ihr selbst bei jedem Stupser ins Heck des Vorfahrers sofort ins Grün geschickt werdet. Ferraris fährt man nicht hinten drauf, das will das Spiel einfach nicht. Selbst wenn es dafür ein blödsinniges Crashverhalten an den Tag legen muss.
Die Online-Modi sind ok, wenngleich ihr auch keine großen Renn-Saisons oder Ähnliches erwarten solltet. Ein paar Runden zu drehen war jedoch prinzipiell kein Problem, Lags zeigten sich nicht, solange man denn nur Leute findet, mit denen man spielen kann. Auf der 360 war leider nicht so viel los, wie man kurz nach dem Start erwarten sollte und erfahrungsgemäß wird es ja später selten viel voller.
Test Drive: Ferrari Racing Legends bleibt am Ende eine durchaus nette Ferrari-World-an-der-Kasse-Box, die Rot-Enthusiasten insoweit glücklich macht, als dass viele Ferraris drin sind. Schraubt man jedoch die Erwartungshaltung höher, in Bereiche, die entweder Simulation oder Arcade oder zumindest eine gelungene Mischform voraussetzen, wird es schnell ziemlich mau. Das Fahrverhalten hängt zwischen den Stühlen, ohne jedoch allzuviel Spaß zu machen, der Schwierigkeitsgrad ist aus den falschen Gründen stellenweise absolut brutal und die Präsentation von 50 Jahren Sportwagen-Geschichte hätte auch mehr als nur Texte verdient. Harte Enthusiasten können es spielen, es ist ok, wenn auch nicht viel mehr, aber für alle, die nicht nur Rosso sehen wollen, ist die Zahl der Alternativen zu groß, um hier in Begeisterung zu verfallen.