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Test Drive Unlimited 2

Nicht einsam auf der Insel

Kommen wir damit zum großen Kritikpunkt Nummer 2. Diese Benutzerführung hat die nicht einfache Aufgabe, Solo und Multi irgendwie unter einen Hut, auf eine Karte und einen Controller zu bringen, ohne sich zu sehr in Menüs zu verzetteln. In gewisser Weise ist es wohl ein Erfolg. Die Menüs halten sich in Grenzen. Finden tut man trotzdem nichts, da alles mal hier und mal dort verstreut wurde. Manche Rennen sieht man sofort auf der Karte. Für andere muss man in die Clubs, wieder andere verstecken sich im Community Center. Und es bleibt für eine sehr lange Einarbeitungszeit nicht nur unklar, was wo zu finden ist, sondern was es überhaupt gibt. Das hat zwar manchmal den Effekt eines Osternestes, das man erst später im Sommer findet und dessen Inhalt immer noch lecker ist, nur bleibt halt auch das Gefühl, dass man nie alles ausnutzt, was es hier zu sehen gibt.

Irgendwo zwischen Taxi-Touren, Spontan-Rennen, Meisterschaften, Autohäusern, Clubs, Multi-Events, Klamottenläden und Tuning-Buden musste die Übersichtlichkeit auf der Strecke bleiben und unter welchem Reifen sie auch immer klebt, überfahren wurde sie im Laufe der Entwicklung auf jeden Fall. Diese Bürde, viel Zeit investieren zu müssen, gilt nicht nur dafür, leider wurde die an sich ja nette Tradition des Häuser-Kaufes mitübernommen. Das ist ein wenig Geschmackssache. Manche Leute geben gerne damit an, fünf virtuelle Häuser auf Hawaii zu besitzen. Ich dagegen betrachte diese Dinger eigentlich nur als wahnwitzig überteuerte Abstellflächen.

Das Problem heißt, dass ihr Parkplätze braucht, um Autos zu kaufen. Also muss ein Haus her, möglichst ein großes und damit teures, weil dieses mehr Parkfläche mitbringt. Dieses Geld würde ich zwar viel lieber in zwei oder drei neue, teure Autos stecken, mit denen ich dann neue Rennklassen fahren kann, aber dafür muss erst Fläche her. Und billige Lagerhallen oder Mietsgaragen sind nicht im Angebot. Diese Häuser-Kauferei verkommt damit zur Schikane und zum Zwang, Spielzeit und virtuelles Geld für etwas zu investieren, das keinen spielerischen Mehrwert jenseits der allerersten Behausung bietet. Optional für Leute mit zu viel Kohle wäre es nett, als Zwang ist es Gängelei.

Und fangt bloß nicht mit den Klamotten an. Die Figuren sehen besser und vor allem etwas weniger unheimlich aus als im Vorgänger, aber da bleibt noch genug Seltsamkeit, um leicht zu verstören. Und in einem Auto-Rennspiel sind sechs Modelle zur Auswahl für die eigene Figur normalerweise fünf bis sechs zu viel. Hier jedoch, mit den MMO-Aspekten, wo man sich ja auch mal gegenübersteht, sind sechs ganz schön wenig. Man kann zwar die Haare ein wenig anpassen und sich in mal mehr, meist weniger attraktive Kleidung werfen, aber am Ende ist es trotzdem eine sehr homogene Masse, die das Community-Center und andere Orte unsicher macht.

Überhaupt ist die Technik so eine Sache in diesem Spiel. Der Sprung zum Vorgänger ist da, die Straßendecken sind nun aus einem Guss und ein paar mehr Effekte mit Sonnenlicht haben auch ihren Weg in das Spiel gefunden. Trotzdem wirkt es, gerade bei näherer Betrachtung, deutlich älter als 2011. Sicher, die große Welt und die absolute Freiheit erfordern Kompromisse und niemand erwartet optisch ein Forza oder GT5. Aber trotzdem ist der Sprung einfach zu klein, als dass er beim Aufleben der Begeisterung von 2006 behilflich sein könnte. TDU2 ist an keiner Stelle hässlich, die Inseln bieten immer noch magische Momente an Klippenstraßen, die sich zu Buchten mit weißen Dörfern herunterschlängeln. Auch die Wetter- und Tageszeit-Wechsel begeistern für eine Weile. Wenn es doch nur etwas feiner gezeichnet wäre.

Die PC-Version liegt derzeit übrigens deutlich vorne, nicht nur wegen der höheren möglichen Auflösung. Hier läuft es nämlich absolut flüssig. Die 360-Version kann da fast mithalten, aber auf der PS3 gibt es deutliche Probleme in dieser Richtung. Gerade an Stellen der Welt, an denen etwas mehr los ist, zum Beispiel während eines Rennens in einer Stadt, merkt man besonders in den Kurven deutlich Frame-Sprünge, die hart an die Grenze dessen gehen, was zumutbar ist. Auch bei Extremgeschwindigkeiten kommt das Spiel schon mal nicht ganz hinterher, was Ausweichmanöver im nicht mehr ganz so dichten Normalverkehr nicht unbedingt einfacher macht. Man gewöhnt sich an alles, aber immer damit rechnen zu müssen, dass es gleich mal wieder hakt, ist kein schönes Gefühl. Es reicht noch nicht für eine Abwertung dieser Version, aber viel fehlte nicht.