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Test Drive Unlimited 2

Nicht einsam auf der Insel

Mit den Fahrzeugen selbst hat man sich durchaus Mühe gegeben. Jedes der etwa 100 Cockpits wurde detailliert genug nachgebildet, die Einzelheiten der Modelle ansprechend umgesetzt und vor allem ist es eine Auswahl, aus der man eigentlich jedes Modell haben möchte. Füllmaterial findet sich zwischen den Wagen aus allen Kontinenten – allen drei, die Autos von Bedeutung bauen jedenfalls – kaum, und wenn man dann nur nicht so viele Häuser bräuchte, würde man alle Alfas, Ferraris, McLarens, Audis, Astons und sogar die Dodges und VWs sammeln.

Das Fahrverhalten dieser Autos ist seltsam. Anders kann ich es schwer zusammenfassen. Als Arcade-Racer nicht schlecht, aber mit einer Mischung aus Gewichtsproblemen und Untersteuern seltsam. Die Physik scheint viel zu leicht und wie ein Touareg oder Hummer fühlt sich das nicht so richtig an und geht auch nicht in die Kurve wie eine 2,5-Tonnen-Maschine. Ein paar Kilo fehlen da einfach. Trotzdem passt das Kurvenverhalten am Ende doch wieder ganz gut, was den Radius zum Beispiel angeht.

Es fällt bei den kleineren Autos nicht ganz so sehr auf, aber auch ein Porsche scheint mitunter etwas zu leicht um die Ecke zu rutschen. Und Untersteuern tun alle ein wenig. Nicht so viel, dass man es nicht handhaben könnte, aber doch so, dass es Gewöhnung braucht. So wie auch das Lenken auf nasser Straße, das sich in manchen Wagen selbst bei Tempo 50 wie Fahren auf Eis anfühlt. Der absolute Realismus wurde hier jedenfalls nicht gesucht, was auch angesichts des Spaß-Arcade-Feelings nicht verkehrt ist.

Das gilt auch für das Schadensmodell. Ein paar Kratzer bekommt der Enzo ab, aber er wird nie so aussehen, als hätte ein Hollywood-Star ihn gefahren. Und eine Auswirkung haben diese Beulen auch nicht. Wiederum, ich empfinde das nicht als wirklich schlimm, da die Multi-Rennen sonst wahrscheinlich schnell zu einem Demolition-Derby ausarten würden, als Option hätte ich es aber schön gefunden. Nun, irgendwo musste es dann wohl doch etwas geben, das nicht mehr in dieses Mammutspiel passte.

Test Drive Unlimited 2 - Die ersten 15 Minuten

Vielleicht ist das auch das größte Problem von Test Drive Unlimited 2. Zu viel Ambition. Zu viel drin. Der Idee eines Auto-MMOs kam man dabei mit den Gilden-artigen Clubs und den ganzen Multiplayer-Freiheiten in einer ebenso freien Spielwelt schon ein gutes Stück näher. Man darf diese Aspekte auch kaum vom Solo-Spiel trennen, zu verwoben gibt sich das Ganze. Wer eine feste Freundesgruppe zum Fahren hat, kann das mit Abstand meiste aus TDU2 herausholen. Genug für Wochen und Monate, Umfang ist wirklich die kleinste Sorge.

Leider hat man es nur bedingt geschafft, dieses Epos zu bändigen. Wenn man gefühlt mehr Zeit mit der Karte, mit Häusern, Läden und dem Finden von Optionen verbringt, um das eigene Online-Leben in den Griff zu bekommen, dann kann man von Optimierungsbedarf sprechen. Die nicht mehr ganz zeitgemäße Grafik fällt dabei nicht einmal so sehr ins Gewicht, aber sie könnte auch mit daran schuld sein, dass der magische Reiz der Freiheit in den letzten Jahren ein wenig litt. Ibiza und Hawaii sind zwei wundervolle Spielwiesen, aber es sind keine magischen Orte von unwiderstehlicher Anziehungskraft mehr.

Ich hasse es, solche Spiele in eine einzige Zahl zu pressen. TDU2 hat so viele ambitionierte, auch teilweise wirklich gut umgesetzte Aspekte, und dann sind da wieder all die Ärgernisse und der etwas zu kleine Sprung seit 2006. Es hat mir viel Spaß gemacht, aber da ist dieses immer wieder wechselnde Gefühl, dass das hier alles besser laufen könnte und dass ich das schon mal spielte. Und dazwischen macht es einfach für ein Weilchen riesigen Spaß, ganz entspannt über die Insel zu cruisen. Magische Augenblicke, in denen man alle Unzulänglichkeit kurz vergisst.

Mein Rat wäre: Spielt online, bringt Zeit und Geduld mit und habt keine zu hohen Erwartungen an die Evolution gegenüber dem Vorgänger. Dann bekommt ihr ein gewaltiges, interessantes und meist sehr unterhaltsames Rennspiel von ganz eigener Gattung.

Test Drive Unlimited 2 ist ab sofort für Xbox 360, PS3 und PC erhältlich.

Liebhabern von DLC-Inhalten möchte ich zum Schluss noch ein wenig Gesprächsstoff mit auf den Weg gegeben. Ich sage gleich, dass das, was jetzt folgt, nicht in die Wertung einfloss, weil es in diesem Spiel keinerlei wie auch immer gearteten Mangel an Content gibt. Aber gutheißen tue ich es trotzdem nicht, dass es von Tag eins an einen DLC gibt, der ganz offensichtlich eigentlich in das Spiel gehört hätte. Das merkt man daran, dass es Achievements und Autos gibt, die man nur im Kasino bei Poker und Roulette erspielen kann. Dieses Kasino müsst ihr aber extra kaufen. Nur Vorbesteller erhalten einen Code gratis dazu. Lohnt es sich? Geht so ... Es hätte im Spiel selbst die Idee der ultrareichen Insel-Spaßgesellschaft abgerundet, aber Geld würde ich dafür nicht extra ausgeben. So viel verpasst ihr ohne auch nicht.

7 / 10

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