Test Drive Unlimited 2
Mein Haus, mein Auto, mein Boot
Autos sind Statussymbole, die in einer Welt des Konsums so einiges über ihren Besitzer aussagen. Neben der simplen Notwendigkeit einer Großfamilie, sich nicht zu sechst in einen Polo hineinzuzwängen, geht es bei diesem Fortbewegungsmittel weit mehr als um die Fahrt von A nach B. Es geht um Träume, Sehnsüchte und das Versprechen eines sorgenfreien, besseren Lebens. Dies hat auch Eden Games erkannt und macht aus Test Drive Unlimited 2 nicht nur ein simples Rennspiel, sondern einen Statuswettbewerb.
"Wer möchte nicht so leben? Ohne Sorgen und mit viel Luxus?", wirft Producerin Nour Polloni gleich in den ersten Minuten in den Raum, als auf dem Bildschirm ihr Charakter gemeinsam mit einem Freund einen entspannten Abend auf einer Yacht vor Ibiza verbringt. Langsam hebe ich die Hand und sie staunt mich verdutzt an. Auch andere Kollegen melden sich, sie fängt an zu lachen und sagt: "Ok, wer möchte nicht dutzende Autos über hunderte Straßenkilometer peitschen?" Alle grinsen, zucken mit den Armen nach oben und lachen.
Meine Wenigkeit braucht zwar keinen Sportwagen oder eine Villa, um sich als Mann zu definieren, trotzdem kann ich die Faszination für schnelle Autos und diesen Lebensstil verstehen. Einmal in einen Porsche oder in einen anderen PS-Boliden gesetzt und ein paar Runden über den Asphalt gedreht, schon ist man mit dem Rennfieber infiziert, das nur viele Jahre in einer Großstadt heilen können.
Und natürlich stehen genau diese Autos auch bei der zweiten Auflage des Open-World-Rennspiels im Vordergrund. Es mag sein, dass durch das Erschaffen eines Avatars, den Kauf von diversen Immobilien und die Gründung eines Clubs Drumherum deutlich mehr geboten wird, die Freude am Fahren und am Fahrzeug bleiben aber die stärksten Triebfedern. Doch bevor ihr über die ausufernden Strecken – satte 900 Kilometer – des originalgetreuen Ibiza cruisen dürft, müsst ihr erst einmal euren Protagonisten erschaffen.
Der Charaktereditor bietet hunderte Varianten, erlaubt euch die Kreation von dicken, dünnen, hübschen und vielen hässlichen Männlein und Weiblein, erreicht am Ende aber nur mittelprächtige Ergebnisse. Im Gegensatz zu den wunderschönen Autos sehen die Figuren oft seltsam aus. Durch den starren Blick, die steifen Animationen und die oft seltsamen Gesichtsformen fällt das Spiel tief in das Uncanny Valley. Hoffen wir mal, dass sich Eden bis zum Release aus diesem Abgrund wieder herausarbeitet.
Die Erschaffung eures Charakters geschieht aber nicht aus Selbstzweck. Ihr nehmt mit dieser Figur am Solar Crown Racing Event teil. Einem Wettbewerb, der euch über die ganze Insel jagt und für einzelne Rennen ständig Geld in die Kasse bringt. Eine wichtige Ressource, denn euer angestrebter Status lässt sich wie in der Realität nur mit dem nötigen Kleingeld erreichen und zementieren. Zusätzlich zu der dringend benötigten Knete sammelt ihr Erfahrungspunkte für Siege, die Entdeckung von Autowracks, Community-Erfolge und einen entsprechend großen Fuhrpark, welche wiederum neue Fahrzeuge und Strecken freischalten. Beim eigentlichen Gameplay sind die Übergänge zwischen Online- und Offline-Erfahrung recht fließend, genau wie beim Vorgänger.
Auf einer Übersichtskarte werden verschiedene Offline- und Online-Rennen angezeigt, an denen ihr mit eurem aktuellen Fahrzeug teilnehmen könnt. Alternativ zu einer recht langen Anfahrt, genügt ein Knopfdruck und ihr teleportiert euch direkt an den Start. Anschließend gilt es Checkpoints zu erreichen, andere Fahrzeuge zu überholen oder in Zeitrennen mitzumischen. Das Ganze wird durch eine stark verbesserte Fahrphysik aufgewertet, die zumindest auf den ersten Blick deutlich realistischer als beim Vorgänger ausfällt. Die Fahrzeuge wirken schwerer und sind mit einer besseren Bodenhaftung gesegnet. Vor allem der Unterschied zwischen hervorragend kontrollierbaren Allrad-Fahrzeugen und amerikanischen Muscle-Cars fällt diesmal deutlich stärker aus. Es wird zwar nicht ganz Forza-3-Niveau erreicht, doch Test Drive Unlimited 2 will ja auch keine Simulation sein.