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Test Drive Unlimited: Solar Crown im Test - Forza Horizon muss sich noch nicht fürchten

Aber Potenzial ist vorhanden.

Kein schlechtes Open-World-Rennspiel, das in den Rennen durchaus Spaß bereitet, in manch anderer Hinsicht aber auch noch zu wünschen übrig lässt.

Wie beginnt ein optimales Spielerlebnis für mich als Tester? Im Fall von Test Drive Unlimited: Solar Crown so, dass ich mich am späten Nachmittag hinsetzte und meine erste Runden drehen wollte. So weit kam ich allerdings gar nicht erst, denn es fanden Wartungsarbeiten an den Servern statt. Da Solar Crown ein Always-online-Spiel ist, kam ich somit gar nicht erst ins Spiel rein und musste mir dann doch eine andere Beschäftigung suchen. So hinterlässt man schon mal einen guten ersten Eindruck.

Nicht das einzige Problem, mit dem ich in dem Zusammenhang zu kämpfen hatte. Zwei Tage später landete ich zuerst einmal in einer Warteschlange, bevor ich ins Spiel kam. Zwar nicht länger als eine Minute, aber auch das kann sich schon ärgerlich anfühlen, schließlich reden wir hier nicht von einem MMO, sondern von einem Rennspiel. Vereinzelt konnte ich Rennen erst im zweiten Anlauf starten, weil die Serververbindung Probleme machte. Von nicht gespeichertem Fortschritt wurde ich war verschont, las aber entsprechende Berichte im Netz. Tatsache ist aber auch, dass sich die Stabilität von all dem seit dem offiziellen Launch gebessert hat.

Es hat nicht nur negative Seiten

Anders gesagt: Meine ersten Impressionen von Solar Crown waren nicht die besten. Aber ist man erst einmal drin und alles läuft, kann man durchaus Spaß haben. Sofern ihr euch denn damit anfreunden könnt, dass es hier verstärkt auch um Lifestyle-Aspekte geht, statt nur um Rennen. Letztlich ist es wichtig, euch einen Namen zu machen, ob das nun im eher luxuriösen Bereich oder in der Untergrundszene von Honkong Island ist, liegt an euch.

Der Unterschied zu einem Forza Horizon 5 besteht hier zum Beispiel darin, dass ihr seltener neue Autos bekommt. Was daran liegt, dass die meisten eine ordentliche Stange Geld kosten. Ihr müsst sie euch erst einmal leisten können, insofern fühlt sich der Fortschritt langsam an. Gerade zu Beginn verbringt ihr längere Zeit mit den ersten Autos, baut gewissermaßen eine Bindung zu diesen auf und verbessert sie Stück für Stück durch Upgrades, die ihr auf verschiedenen Stufen freischaltet. Doch genau das kann gleichermaßen toll sein. Was man bevorzugt, ist höchst individuell.

Obendrein könnt ihr vom namensgebenden Feature der Probefahrten Gebrauch machen und jedes Vehikel vor einem Kauf umfangreich auf die Probe stellen. Was ihr durchaus tun solltet, denn abseits der grundlegenden Statistiken fahren sich die Wagen teils deutlich unterschiedlich. Letztlich bewegt sich Solar Crown einen Tick mehr in Richtung Sim-Racing als in Richtung Arcade. Aber auch nicht mehr als das. Ihr müsst aufpassen, wie ihr fahrt, ansonsten kann euch ein Ausflug neben die Strecke schon mal das Rennen kosten. Ihr habt nicht wie in Forza Horizon die Option, bei einem Fehler einfach zurückzuspulen oder schlicht einen Moment lang ohne große Konsequenzen über den Weg abseits der Strecke zu brettern. Die einzelnen Untergründe werden gut wiedergegeben und die Autos verhalten sich nachvollziehbar. Erwartet nur keinen realistischen Schaden, mehr als ein paar Kratzer sind nicht drin.

Was die Rennen anbelangt, haben diese verschiedene Voraussetzungen beziehungsweise Rahmen, in denen sich die Leistungsfähigkeit eines Wagens bewegen darf. Je höher innerhalb dieses Rahmens ihr euch bewegt, desto einfacher habt ihr es. Ein Kinderspiel ist das gegen die KI-Gegner jedoch nie. Gefahren wird unter anderem über mehrere Runden hinweg oder in Sprints, woanders müsst ihr eine bestimmte Zeit unterbieten oder mehr durch Konstanz als durch Schnelligkeit überzeugen. Die Events führen euch währenddessen nach und nach über die gesamte Insel, in unterschiedliche Regionen – enge Gassen, Bergregionen oder durch das Hafengelände – und das bei verschiedenen Wetterbedingungen und Tageszeiten.

Durch Erfolge in Rennen oder Herausforderungen steigert ihr euren Ruf und somit auch eure Stufe. Dadurch schaltet ihr weitere kosmetische Objekte frei oder erlangt Zugriff auf bessere Performance-Upgrades. Die Individualisierung gilt als wichtiger Aspekt in Solar Crown, doch um ehrlich zu sein, interessiert mich das bei meinem Avatar in einem Rennspiel ziemlich wenig. Ihr könnt zahlreiche Kleidungsstücke kaufen, euren Charakter anpassen und dergleichen, ein wirklich motivierender Punkt war das für mich jedoch nie.

Letztlich ist es wohl das Clan-Feature, das Solar Crown auf Dauer lebendig halten wird. Wie schon erwähnt, repräsentieren diese das Luxusleben und die Untergrundszene. Ihr schaltet durch eure Zugehörigkeit neue Rennen frei, die auch den normalen Verkehr mit einschließen, was das Ganze definitiv interessanter gestaltet. Doch auch hier gilt, dass sich das Spiel eigentlich noch zu handzahm zeigt. Die Individualität der Fahrerinnen und Fahrer beziehungsweise der Clans scheint nie so richtig in den Rennen durch, etwa durch spezielle Fahrzeugdesigns und ähnliche Dinge. Da geht noch mehr.

Test Drive Unlimited: Solar Crown - Screenshots

Aus dem Szenario nicht genug gemacht

Solche verpassten Gelegenheiten setzen sich in anderen Bereichen von Solar Crown fort. Im Kern ist die Nachbildung von Hongkong Island gelungen. Die Region bietet viele verschiedene Facetten und Sammelgegenstände ermutigen zum Erkunden der Umgebung. Dennoch bleibt das Gefühl, dass man noch mehr in die Vollen hätte gehen können.

Dafür, dass hier ein stark frequentierter Hafen ist, ist auf dem Wasser zum Beispiel recht wenig los. Ebenso wenig bekommt ihr viel von der Skyline von Kowloon auf der anderen Seite der Bucht mit. Das liegt unter anderem an der niedrigen Rendering-Distanz des Spiels. Aus technischer Sicht vielleicht nachvollziehbar, in puncto Immersion und Stimmung geht dadurch aber definitiv etwas verloren, insbesondere bei Nacht.

Gleichermaßen ist auf den Straßen relativ wenig los, sowohl was Autos anbelangt wie auch menschliche NPCs. Alles wirkt weitestgehend leblos und auch die verwendete Musik im Spiel orientiert sich eher am westlichen Geschmack und weniger an den lokalen Vorlieben. Es muss ja nicht ausschließlich das sein, doch ein wenig mehr hätte man sich in diese Richtung bewegen können, um diese Stimmung einzufangen und zu vermitteln.

Auf den Konsolen besteht noch die Wahl zwischen Performance- und Grafikmodus. Im Performancemodus habt ihr eine Auflösung von 1080p bei höherer Bildrate, wenngleich ich dort den Eindruck hatte, dass Probleme sich prominenter bemerkbarer machten. Da ich üblicherweise wenig Schwierigkeiten mit 30 fps habe, wechselte ich stattdessen primär zum Qualitätsmodus mit höherer Auflösung und etwas mehr Details. Dort bemerkte ich dann weniger problematische Stellen. Letztlich merkt man dem Spiel in seiner Gänze einfach an, dass dahinter nicht so viel Budget steckt wie bei einem Forza Horizon 5 oder The Crew Motorfest.

Test Drive Unlimited: Solar Crown - Fazit

Sollte man es deswegen gleich zurück in die Werkstatt schicken oder verschrotten? Nein, ich denke nicht. Ja, in vielerlei Hinsicht kommt Solar Crown nicht an Forza Horizon 5 oder The Crew Motorfest heran, die vieles einfach besser machen. Dahinter steckt allerdings jahrelange Erfahrung, während es für KT Racing das erste Test Drive ist. Dennoch hatte ich in den Momenten, auf die es ankommt – nämlich die Rennen – durchaus meinen Spaß mit Solar Crown. Hier steckt grundsätzlich viel Potenzial drin, wenngleich ich beim Spielen nie wirklich den entscheidenden Grund dafür sah, warum das hier nun zwingend ein Always-online-Spiel sein musste.

Die Frage wird sein, ob man das vorhandene Potenzial im Zuge des geplanten Live-Service-Supports noch weiter entfalten und darauf aufbauen kann? Ich wage dahingehend keine Prognose, doch mehr Konkurrenz auf dem Markt ist ja keineswegs eine schlechte Sache. Man muss nur mehr daran arbeiten, seine eigenen Stärken noch weiter hervorzuheben. Und das tut das Spiel in mancher Hinsicht einfach noch nicht gut genug. Insofern ist Solar Crown nicht der große Wurf, der alles in den Schatten stellt. Was aber wahrscheinlich nicht zu erwarten war. Es gibt noch das ein oder andere, was man aus- und nachbessern sollte, doch Spaß kann man damit haben, wenn man sich darauf einlässt.

Test Drive Unlimited: Solar Crown
PROCONTRA
  • Sehr gutes Fahrgefühl
  • Viele verschiedene Rennevents und Aktivitäten
  • Gutes Controller-Feedback der Wagen
  • In der Theorie ein interessanter Schauplatz
  • Aus dem gewählten Schauplatz holt man zu wenig raus
  • Kein Offline-Modus
  • Einzelne Performance- und Serverprobleme

Ihr könnt Test Drive Unlimited: Solar Crown auf Steam, im Microsoft Store und im PlayStation Store kaufen.

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