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Test Drive Unlimited

Wären da doch nicht die Grafikbugs...

Gerade chauffiere ich eines der Models von A nach B, um mir ein paar Modecoupons zu verdienen (meine Gardarobe muss mal wieder etwas aufgestockt werden), als ich nur leicht meinen Vordermann streife – Blaulicht! Will ich mir kurz ein goldenes Näschen verdienen, fahre einen sündhaft teuren Mietwagen zurück zum Verleih und knalle einem nervösen Verkehrsteilnehmer hinten drauf – wieder Blaulicht. Was nun? Schließlich geht es darum, das gute Stück ohne einen Kratzer abzugeben. Wer nur einmal einen US-Amerikanischen Actionfilm gesehen hat, weiß, dass es da einen kleinen Interessenkonflikt geben dürfte. Mit ein paar impulsiven Äußerungen, die mir gut und gerne eine Anzeige wegen Beleidigung einbringen dürften, starte ich den Auftrag also von neuem.

… glänzt der Mehrspieler-Modus

Dank der Motorräder kommen auch Freunde enger Lederklamotten nicht zu kurz

Abwechslungsreicher und unterhaltsamer sind da schon die Mehrspieler-Rennen, die wahren Trümpfe des Spiels. Das fängt schon damit an, dass Ihr Euch nie sicher sein könnt, wann und wo die Gegner auf Euch lauern. Der Grund dafür ist so einfach wie genial: Eure Herausforderer warten nicht etwa in sterilen Server-Räumen auf Euch, sondern sind Teil der Insel. Kreuzen sich Eure Wege, heißt es nur die Lichthupe betätigen und sofort beginnt Euer Duell. Etwas organisierter und „traditioneller“ funktionieren die Multiplayer-Ereignissen, die im GPS verzeichnet sind. Hier gilt es, in einer der klassischen Disziplinen, Duelle, Mehrspieler-Rennen oder K.O.-Runden, die Gegner alt aussehen zu lassen.

Der Online-Modus bietet jedoch noch weitere Schmankerl: Die aus den MMORPGs bekannten Clans – in TDU schlicht Clubs genannt. Im Grunde nichts anderes als Gruppen von Fahrern, jede mit einem eigenen Hauptquartier ausgestattet, die es Euch letzten Endes jedoch auch nur erlauben, noch mehr Rennen zu fahren. Ein paar mehr spezielle Team-Features hätten diesem Element sicherlich gut getan.

Da Test Drive Unlimited für die Xbox 360 jedoch schon seit einer Weile in den Regalen steht, komme ich um die Frage nicht herum: Wie schneidet denn nun die PC-Version im Vergleich zum älteren Bruder ab?

Mit den beiden Versionen ist es so wie mit eineiigen Zwillingen; Optisch kaum zu unterscheiden, ist jeder von ihnen doch ein Individuum mit eigenen inneren Werten. In diesem Falle Handling und Spielgefühl. Angefangen beim Manövrieren des Wagens bis zur Bedienbarkeit der Menüs – insgesamt wirkt die PC-Version ausgereifter. Besonders das Hin- und Herspringen auf der Inselkarte geht dank Maussteuerung deutlich leichter von der Hand. Fast meint man schon vor Google Earth zu sitzen, mit dem leichten Unterschied, dass der Weltbrowser nicht annähernd so gut aussieht.

Leichte Blechschäden

Falsche Spur? Jenseits der 280 müsst Ihr froh sein, wenn es Euch auf der Strasse hält!

Eine andere traurige Tatsache ist es, dass einer der beiden immer auch einen Schönheitsfehler zu haben scheint – hier liegt die PC-Version blöderweise ebenfalls in Führung. Im Rahmen der Beta-Version konnte ich noch über flimmernde Dreiecke schmunzeln und mich an die Hoffnung klammern, diese Fehler würde man ja sowieso alle beheben. Leider hat mich die Verkaufsversion in diesem Punkt gänzlich enttäuscht. Scheinbar ist keinerlei Arbeit in diesen Hauptkritikpunkt eingeflossen. Den Teufel an die Wand zu malen, gehört sich zwar nicht, allerdings werde ich den Eindruck nicht los, die Grafikprobleme hätten sich im Vergleich zur Beta tatsächlich noch verstärkt.

Es will allerdings schon etwas heißen, wenn ein Spiel trotz dieser Mängel Spaß macht und etwas anderes kann ich von TDU einfach nicht behaupten. Trotzdem sollten diese Probleme ganz oben in Ataris Hausaufgabenheft stehen.

Gehört Ihr zu den Glücklichen, die von jeglichen Grafikproblemen verschont bleiben - davon scheint es ebenfalls einige zu geben -, präsentiert sich Test Drive Unlimited optisch nicht weniger traumhaft als die Landschaft Hawaiis. Einige Umgebungsdetails, Gebäude sowie Bäume mögen zwar nicht fotorealistisch aussehen, aber ernsthaft: Wenn die sinkende Sonne gülden durch das Blattwerk der grünen Freunde schimmert, während ich mit Wagners „Ritt der Walküren“ im Ohr auf die Silhouette Honolulus zubrettere, ist mir das ja mal so was von egal.

Apropos Musik: Was wäre der beste Roadmovie, die schönste Kulisse ohne den passenden Soundtrack. Und dieser reiht sich nahtlos in die erstklassige Präsentation ein. Aufgeteilt auf vier unterschiedliche Radiosender… sagen wir besser Songlisten, dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Leider konnte die PC-Version nicht das halten, was Xbox 360 und Beta so vollmundig versprachen. Zwar ist die Bedienung auf der einen Seite einen Hauch direkter und einfacher als noch auf Microsofts X-Kiste, die teils heftigen Grafikbugs trüben das Vergnügen jedoch ungemein. Trotzdem hat Atari es geschafft, das Spielgefühl, den Rausch der Geschwindigkeit und das süchtig machende Grundkonzept „nahezu“ verlustfrei auf den heimischen Computer zu übertragen. Kurzum: Realistisch wo möglich, einfach wo nötig – alles zusammengestaucht in einem Spaß bringenden Spielprinzip, das Langzeitmotivation garantiert. Ohne die besagten Bugs wäre die Wertung ein Stück weit höher. Bis ein "notwendiger" Patch eintrifft, bleibt es aber bei der 7.

7 / 10

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