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Test zu Vampire: The Masquerade – Bloodhunt: Wie man eine Lizenz erfolgreich ausbluten lässt

Blutbeutel Royale.

Spielerisch belangloses Battle Royale, das verdammt wenig mit Vampire oder einem starken Shooter zu tun hat.

Vampire sind auf dem Vormarsch – zumindest jene aus Welt der Dunkelheit, denn nach Vampire: The Masquerade: Bloodhunt wird demnächst auch Swansong erscheinen. Schon seit einiger Zeit ist außerdem eine Fortsetzung des renommierten Bloodlines in Arbeit. Während sich Swansong und Bloodlines 2 dabei an den erzählerischen Qualitäten und dem Rollenspiel der Vorlage orientieren, geht Bloodhunt einen ganz anderen Weg: den eines Battle Royale im Stil von Apex Legends oder Call of Duty Warzone.

Von mir aus! Ich bin mit diesem Universum ohnehin nur am Rande vertraut (leider, denn es ist unheimlich reizvoll) und wieso sollte man etwas Bestehendem nicht eine neue Facette hinzufügen? Auf dem Papier hat es ja durchaus seinen Reiz, als Vampir durch das nächtliche Prag zu pirschen, wehrlosen NPCs an die Halsschlagader zu springen und in den direkten Kampf mit 39 weiteren Blutsaugern zu ziehen. Beziehungsweise 41, falls ihr als Dreierteam startet.

Einziges Ziel ist es bis zuletzt am Leben zu bleiben, während das Spielfeld immer kleiner wird, weil sich ein tödliches Gas durch die Stadt schiebt. Ob man dafür aber allen Gefechten aus dem Weg geht oder möglichst schnell starke Waffen sucht, hängt allein von den eigenen Vorlieben ab.

Per Crossplay treten PC- und PS5-Spieler übrigens gegeneinander an, wobei Konsolen-Besitzer die Wahl haben, ob sie unter Ihresgleichen bleiben wollen. Obwohl man auf beiden Plattformen dasselbe Profil nutzen kann, wird der Fortschritt allerdings für beide Plattformen separat festgehalten.

Wenn es daran nur irgendetwas gäbe, das mehr ist als ein höchst durchschnittlicher Schulterblick-Shooter! Bei dem man zu allem Überfluss nicht einmal die Schulter wechseln kann, über die man schaut, sodass man gelegentlich gar nicht dorthin gucken darf, wohin man mit Pistole, Schrotflinte, Sturmgewehr, LMG, Armbrust und anderen gängigen Kalibern eigentlich zielen müsste. Wo leben wir denn? Anfang der Jahrtausendwende? Ich würde zudem gerne hören können, wenn sich Gegner in der Nähe befinden, um nicht ständig von der Seite erschossen zu werden. Spätestens im Gespräch mit Team-Mitgliedern geht das leise Huschen anderer Vampire nämlich fast komplett unter.

Glück im Unglück: Einer meiner Mitspieler kennt sich so gut mit Vampire aus, dass ich über seine Beschreibungen wenigstens gedanklich in die düstere Fantasywelt abtauchen konnte. Und wenn man als im Osten Aufgewachsener dann noch hinter auf verlassenen Straßenbahnschienen abgestellten Tatra-Wagen in Deckung geht, fühlt sich dieses Prag sogar ein wenig real an. Abgesehen davon handelt es sich aber um eine ausgesprochen spröde Kulisse, die man fast nur über die in Pfützen spiegelnde Neon-Reklame als halbwegs aktuell erkennt. Die dicken Haarstümpfe und Frisuren der Marke "halb gefüllter Wasserbeutel" im Charaktereditor tragen jedenfalls nicht dazu bei.

Eine spezielle Sicht hebt Beutestellen hervor, an denen man Waffen, Blutbeutel zum Heilen oder Rüstung finden kann.

Wo steckt die Maskerade?

Nun wäre mir das egal, wenn es sich dafür cool anfühlen würde als Vampir die Straßen unsicher zu machen. Und dafür gibt es sogar gute Ansätze, etwa wenn man das Blut eines NPC-Passanten aufsaugt, um Gesundheit wiederherzustellen. Dabei erhält man je nach Passant immerhin ein zusätzliches Leben, eine kürzere Abklingzeit bestimmter Fähigkeiten oder andere Vorteile dazu. Und apropos Fähigkeiten: Alle Vampire verfügen über zwei aktive und eine passive Fertigkeit, sodass man als Ventrue eine kurze Zeit lang unverwundbar sein kann, als Brujah über große Entfernungen springt und sich als Nosferatu unsichtbar machen kann.

In fast jedem dieser Clans gibt es dann zwei Unterklassen, von denen die Saboteure unter den Nosferatu auch dann kaum sichtbar sind, wenn sie sich geduckt fortbewegen. Mit ihrer zweiten Fähigkeit werfen sie außerdem Minen aus, die bei Berührung ein giftiges Gas freisetzen. Die Muse unter den Toreadoren kann sich hingegen heilen und steht schnell wieder auf, nachdem sie niedergeschossen, aber noch nicht getötet wurde.

Das Blutsaugen hat auf dem Screenshot fast etwas Romantisches, aber ihr wisst ja, dass der Anblick täuscht.

Nur sind das durch die Bank weg viel zu gewöhnliche Fertigkeiten, die bei mir zumindest kein bisschen Vampirflair aufkommen lassen. Und das trifft leider auch auf den restlichen Shooter zu, bei dem man entweder durch lange Straßen oder über hohe Dächer sprintet, um sich gelegentlich mal einen Platz zum Snipen auszusuchen – wobei es durchaus Laune macht, von einem hohen Kran aus einen weiten Platz ins Visier zu nehmen, auf dem andere Spieler nach neuen Waffen suchen.

Viel besser hätten Bloodhunt allerdings langsamere Bewegungen, begehbare Innenräume und ein eher taktisch orientiertes Vorgehen gestanden, bei dem man sich vielleicht unter NPC-Sterblichen verstecken oder in Einkaufszeilen verschanzen könnte, anstatt sich durch ein relativ rasantes Rennen-und-Schießen zu klicken. Für mein Empfinden hätte sich das Orientieren an Hunt: Showdown oder PUBG jedenfalls eher angeboten als das Nachahmen von Fortnite.

In Windeseile kraxeln alle Vampire Häuserwände empor.

Wie viel Mühe sich Sharkmob, bei dem immerhin ehemalige Massive- und IO-Entwickler arbeiten, mit dem Szenario gegeben hat, sieht man ja auch an der Basis, in der man gemeinsam mit anderen Spielern auf den Start der nächsten Partie wartet. Denn in den ehrwürdigen Mauern der Prager Burg trifft man zwar auf Auftraggeber, die einem kleine "Quests" erteilen. Nur sprechen die nicht einmal, sondern drücken sich ausschließlich in Textform aus, während man zum Abhaken ihrer Aufgaben lediglich umherrennen und gesuchte Gegenstände aufheben muss. Was das soll? Sehr gute Frage!

Test-Fazit zu Vampire: The Masquerade – Bloodhunt

Nun ist Bloodhunt nicht einmal schlecht. Das profane Ballern funktioniert, über den geschickten Einsatz der Fähigkeiten verschafft man sich Vorteile und wenn man auf der Flucht einen Menschen austrinkt, um die eigene Gesundheit wiederherzustellen, blitzt sogar der coole Vampir zwischen den Lippen durch. Die Frage ist nur, wer dieses Battle Royale eigentlich braucht. Denn weder ist es neben den großen Vertretern seiner Art ein gleichwertiger Shooter noch kann es in Sachen Spannung mit einem Hunt mithalten und schon gar nicht wird es seiner stimmungsvollen Vorlage gerecht. Es ist einfach nur irgendein Spiel, das irgendwie das macht, was man erwarten kann. Falls man sich kein Vampire: The Masquerade erhofft.

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