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Teufel Concept C - Test

Der Meister der kurzen Distanz

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Kein audiophiles Hi-Fi-Set für das Wohnzimmer, aber für 300 Euro als Schreibtisch-PC-Beschallung mit das Beste, was euch passieren kann.

"Das Kleine" ist bei einer Firma wie Teufel immer eine sehr relative Ansage. Ja, es ist das Kleine der Familie. Statt 27 Kilo wie zuletzt der Subwoofer des Concept E450 wiegt der des Concept C nur 12 Kilo. Mit ganz grob 35 Zentimetern in alle Richtungen gibt sich der offiziell CC 2014 SW betitelte Sub durchaus dezent und lässt sich auch mit ein wenig Geschick in kleineren Ecken unterbringen. Da alle Funktionen über die Fernbedienung regelbar sind - außer das initiale Bluetooth-Pairing mit neuen Geräten -, müsst ihr ihn auch nicht im Blick oder in Griffweite halten. Es ist schade, dass die Funktionsanzeigen für die drei Eingangskanäle USB, 3,5mm-Klinke-Aux und Bluetooth hinten versteckt sind und nicht an der Fernbedienung oder wenigstens an der Vorderseite. Für den allgemeinen Einsatzzweck als PC-Lautsprecher ist das jetzt nicht ganz so relevant, wer das Concept C jedoch als Heimkino-Set „missbraucht", hätte eine sichtbare Anzeige sicher zu schätzen gewusst.

An der Rückseite des 100-Watt-Subs (Sinus) habt ihr besagten USB-Eingang, wenn er nebenbei noch als Soundkarte fungieren soll. Darunter liegen der analoge Klinken-Aux, jeweils eine 3,5mm-Klinke für Mikro und durchgeschliffenes Kopfhörersignal sowie ein Wartungsanschluss. Der Regler für die Sub-Lautstärke darunter ist ohne erkennbaren Verstand verbaut, da er sich nur mittels eines Schraubenziehers regeln lässt. Solltet ihr also gelegentlich für die Nacht den Sub runterregeln und das nicht an der Quelle einstellen wollen oder können - Musik vom Handy über BT beispielsweise -, dann legt schon mal Schraubenzieher und, je nach Aufstellort, Taschenlampe bereit. Unter diesem etwas fragwürdig verbauten Element kommen die vier Lautsprecherklemmen für die beiden Satelliten, und die sind ein echter Pluspunkt. Statt proprietärer Kabel nutzt ihr einfach die mitgelieferten 10-Meter-Boxenkabel und schneidet dieses zurecht, wie ihr es braucht. Und braucht ihr es mal anders, dann ist natürlich jedes beliebige Lautsprecherkabel geeignet.

Dezent und unaufdringlich, relativ klein und ehrlich gesagt in seiner Nüchternheit ganz schick.

Der Würfel richtet, wie es mittlerweile häufiger vorkommt, die Kraft des 200-mm-Woofers direkt nach unten. Mit einer unteren Grenzfrequenz von 40 Hz geht er nicht ganz so tief runter wie zum Beispiel das Concept E450 - 32 Hz -, aber für die Größe und im Rahmen der Konkurrenz in der Preisklasse leistet er schon mehr als so manch anderer an reinen Werten. Die Satelliten gehen mit 20 Watt Sinusleistung vom Sub ab, wobei die wie immer etwas sperrig betitelten CS 25 FCR Mk3 durchaus mehr aufnehmen können. Die kleinen Würfel - 10 cm tief und breit, 14 hoch - fühlen sich recht wertig und gewichtig an. Hinter dem nicht abnehmbaren Metall-Mesh befindet sich eine klassische Zwei-Wege-Kombi aus 19-mm-Hoch- und 80-mm-Mitteltöner. An der Rückseite befindet sich die übliche 6-mm-Gewindebohrung für handelsübliche Wand- oder Standhalterungen. Insgesamt sind es Satelliten, wie man sie haben will: unauffällig.

Was sich noch in der Kiste findet, ist neben einem USB- und natürlich Stromkabel der Teufel-Puck. Diese kleine kabellose Fernbedienung verbindet sich auf Knopfdruck mit dem Sub und hat als Funktionen die Lautstärkereglung (drehen), Stummschaltung (drücken) und Kanalwahl (Knopf an der Seite). Wenn sie was tut, leuchtet der Streifen an der Seite rot auf. Wenn sie es noch für die unterschiedlichen Quellen in unterschiedlichen Farben täte, wäre es fast die perfekte Fernbedienung, da die rutschfeste Unterseite den Knubbel am Platz hält, er die ganze Zeit über ohne Murren seinen Dienst tat und die beiden AAA-Batterien im Inneren - ein Satz wird mitgeliefert - sehr, sehr lange halten. Die Verarbeitung könnte noch etwas schicker sein, aber angesichts des Preises für das Set geht das in Ordnung. Ich wünschte, mein 1500 Euro teurer Samsung-TV hätte eine Fernbedienung, die nur ansatzweise so gut verarbeitet ist wie der Teufel-Puck...

Der Quader lässt sich recht frei platzieren, einen Meter Abstand zum Ohr solltet ihr aber schon einplanen.

Ist alles auf die eine oder andere Art verkabelt und/oder verbunden, kommt der wichtigste Teil, der Soundcheck. Ich beginne mal mit der USB-Verbindung. Es ist ein nettes Gimmick, dass sie da ist, und für Laptops mit richtig schlechtem Soundchip zum Beispiel wird sie auch ein Gewinn sein. Die interne Karte des Concept C dürfte kaum mehr als einem gängigen On-Board-Chip preiswerterer Boards entsprechen. Gute Chips können inzwischen mehr als diesen etwas dumpfen, mitunter in einigen Passagen immer wieder und über alle Genres hinweg fast deplatzierten Sound. Wenn man nichts anderes hat, dann nimmt man halt das, aber damit tut man sowohl dem Quellmaterial als auch dem Concept C Unrecht.

Schließt man das Set nämlich an eine gute analoge Quelle, zum Beispiel eine halbwegs hochwertige Soundkarte, dann... SOLLTE MAN GANZ DRINGEND DARAUF ACHTEN, WELCHE QUELLE EINGESTELLT IST! Das Konzept des Quelldurchschaltens am Puck hatte sich bei mir noch nicht ganz wiedergefunden. Es wurde also mal schön alles auf laut gedreht, um zu gucken, ob da überhaupt was kommt, und dann mal wieder zur Abwechslung am Puck herumgedrückt und schließlich fiel mir der Himmel auf den Kopf. Oder um es mit Knorkator zu sagen: „Röhrender Gitarrensound wie eine Wand vor meiner Stirn". Ein Drucklufthammer kommt bei einem Meter Entfernung auf etwa 100 Dezibel. Dieses Set macht maximal 108 und ich war keinen Meter davon entfernt. Womit der Test, wie laut es denn wird, solide absolviert war. Echt laut.

Klein genug, um auch auf zugemüllten Schreibtischen ein Plätzchen zu finden.

Laut ist aber nicht viel wert, laut können sie alle. Das Concept C glänzt vielmehr damit, wie gut abgestuft es laut und auch leise kann und wie differenziert sein Klangspielraum bei unterschiedlichen Medien und Genres ist. Es gehört auf jeden Fall in die Kategorie „druckvoll" und „spielfreudig", womit es ein echter Gegenpunkt zum Beispiel zu den zuletzt getesteten, sehr analytischen Raumfeld Cubes ist. Damit ist das Concept C sicher nicht das Set für audiophile Musikanalysten, aber das war für 300 Euro auch nie zu erwarten. Statt also seine Ambitionen fehlzuleiten und etwas zu probieren, das nicht möglich ist, baute Teufel ein Set, das bis zu gehobener Zimmerlautstärke - also kurz bevor die Nachbarn direkt sturmklingeln - einen klaren, gut aufgelösten, sehr dynamischen Sound bietet.

Das mag nicht immer ganz der Intention des Künstlers entsprechen, wie man schön bei Bowies Space Oddity Remaster merkt. Er wollte wohl nicht, dass die High-Hat die linke Box kapert, aber das war nach über 200 gehörten Songs aus allen Bereichen die Ausnahme, wo es negativ auffiel. In den allermeisten Fällen holt das kleine Set, auf kurze Distanz aufgestellt - Schreibtisch -, wahnsinnig viel Volumen und Räumlichkeit aus praktisch allem, egal ob es ruhige Klavierklassik, nicht so dolle produzierter Power-Metal, klassischer Rock oder tiefer Hip-Hop war.

Wo es dann ein wenig in sich zusammenfiel, war Hans Zimmer. Angels & Demons ist ein schöner Testtrack, da zum Beispiel das letzte Stück „503" nicht nur wunderbar kitschig ist, sondern auch eine enorme Frequenzbandbreite gleichzeitig abdeckt, wo tiefe Bassläufe auf eine einsame, dominante Geige stoßen. Stücke wie diese sind konsequent für Kinosets entworfen und dass ein 300-Euro-Set sich hier eher vergeblich müht, alles wirken zu lassen, ist verzeihlich. Aber wie gesagt, das heißt nicht, dass das kleine Concept bei „normaler" Musik große Kompromisse machen würde, ganz im Gegenteil. Es hat nicht die Kraft und Aufteilung, sauber einen 25-Quadratmeter-Raum mit der Präzision zu füllen, mit der es das auf die Distanz von einem Meter auf dem Schreibtisch schafft. Aber auf diesen Meter macht es Spaß wie kaum ein zweites aktives Kleinset, das ich in meinem Leben hörte, teurere wie Boses Companion 5, Teufels älteres D 500 THX oder das Onkyo LS3200 eingeschlossen - wobei dessen kabelloser Sub schon cool ist.

Der kabellose Puck ist ein schon etwas älterer Teufel-Begleiter und darf in den kommenden Jahren bei aller Praktischkeit ruhig ein paar neue Tricks lernen.

Der Bluetooth-Klang steht dem dank AptX und 4.0 nicht groß nach. Im Gegensatz zu einigen Hinweisen im Netz, denen zufolge das Set von Zeit zu Zeit die Verbindung verliert, kann ich nichts dergleichen berichten und den einen Tag lief es praktisch nonstop per BT. Es mag wie bei allen BT-Geräten und Verbindungen mal eine Unterbrechung geben, das Concept C scheint hier aber nicht anfälliger als jedes andere Gerät. Es ist gut zu sehen, dass diese Verbindungsart inzwischen bei Teufel-Geräten scheinbar generell die Runde macht, ist es doch praktisch, mal eben den Laptop aufzustellen und verbinden zu können, ohne ein Kabel umstecken zu müssen.

Die aktive und vorangehende Spielfreude, die das Set bei Musik zeigt, bewahrt es sich auch bei Spielen. Es ist eine bei moderaten Lautstärken, wie man sie auf die kurzen Schreibtischdistanzen normalerweise hat, fast perfekte Abmischung, die dafür sorgt, dass auch in Actionszenen Musik, Sprache und Effekte klar gemischt sind. Letztere übertönen nicht alles, die tiefen Bässe sind nicht zu dominant - wenn man denn den Regler justiert oder die Bassrelation anderweitig angepasst hat - und die sicher nicht audiophil-analytische, sondern direkte Nuancierung sorgt für idealen Sound. Dabei ist es auch praktisch egal, ob in Call of Duty die Kugeln fliegen oder Sword & Sworcery euch atmosphärisch berieselt, diese gehobene Tischlautstärke ist ein Feld, in dem diesem Set keiner etwas vormacht. Das gilt natürlich auch für Filme, wobei es hier wichtig ist, dass es einen Stereo-Mix gibt. Das Set funktioniert nicht sonderlich gut, wenn es ein 5.1-Signal annehmen und irgendwie abmischen muss, das Ergebnis ist eher durchschnittlich. Mit einem guten Stereo-Mix, egal ob von der Soundkarte ausgeführt oder direkt als Spur vorhanden, gelten auch wieder all die guten Dinge, die ich eben sagte.

Wer auch immer sich den eingelassenen Bass-Regler ausgedacht hat...

Vor ein paar Tagen erschien die offizielle Version des legendären 78er Bootleg von Bruce Springsteens Winterland-Konzert. In vielerlei Hinsicht ist es sehr passend, diesen Klassiker zuerst auf diesen Boxen zu hören, denn wie auch das Concept C ist dieses Konzert nicht besonders für den audiophilen Feingeist geeignet. Dafür gibt 24-Bit Remaster so wie es hohen vierstelligen Edel-Hi-Fi gibt. Das Winterland-Konzert hat Energie, hat Druck und geht nach vorn, es pulsiert vor Leben. Das Concept C nutzt seine Art von dezenter, für leise und mittlere Lautstärken perfekt abgemischter Loudness-Mixtur, um ein solches Ergebnis für alles zu bieten, was ihr hört. Musik, Sprache und Effekte bieten viel Dynamik ohne aufdringlich zu sein, sie sind direkt ohne zu belästigen, es ist klar und differenziert ohne verzweifelt Nuancen einzubringen, die es für den Preis eh nicht leisten könnte. Das Set weiß klar, was es ist, und wie man am besten das Beste mit den gegebenen Mitteln herausholen kann.

Damit ist das Teufel Concept C ist ein ganz klarer Fall des alten Grundsatzes vom richtigen Werkzeug für die richtige Arbeit. Ja, man kann es als Beschallung für ein größeres Wohnzimmer nutzen, aber da schwächelt es einfach, es hat nicht genug Volumen. Es ist okay, es ist sicher immer noch weit besser als die allermeisten eingebauten TV-Boxen, aber da gibt es für gar nicht mal so viel mehr Geld auch wieder andere Varianten. Als PC-Set am Schreibtisch, an einer nicht ganz lumpigen Soundkarte, auf eine Hördistanz bis maximal zwei Meter von Ohr zu Satellit, da ist es in dieser Preisklasse schlicht ein Traum. Aber Teufel wäre natürlich nicht Teufel, wenn es nicht ein paar Marotten in der Bedienung gäbe. Warum man sich beim Bassregler am Sub für eine Schraube statt eines normalen Reglers entschied, weiß allein (der) Teufel. Warum die Eingangs- und Bluetooth-Leuchten an der Rückseite versteckt sind, das ebenso. Die Puck-Fernbedienung ist klasse, auch wenn noch nicht alle Funktionen und Anzeigen, die sie leisten könnte (und sollte), da sind. Sie gleicht ein wenig besagte Schwächen aus. Aber das sind Marginalien. Bei so einem Set geht es um den richtigen Sound bei der richtigen Konstellation. Hier liefert das Concept C wie kein zweites, und das ohne das Zimmer umzubauen oder die Kasse komplett zu sprengen.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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