Teufel Concept E 450 Digital 5.1 - Test
Abrissfest unterm Ikea-Schreibtisch
Es ist eine Weile her, dass ein Paket der Berliner Boxenbauer hier eintraf und das hat einen guten Grund. Der Postbote weiß noch, wie schwer das Ding war, und zögerte es bis zur letzten Sekunde heraus - das oder es war das Ding mit dem Poststreik - und flucht wie ein Kesselflicker. Die Kollegen fragen, ob der neue Kühlschrank eingetroffen ist, und die Rechnung für die Physiotherapie nach dem Anheben des Teufel D 500 THX ist gerade erst abgezahlt. Alles Dinge, denen man an einem entspannten Montagmorgen besser aus dem Weg geht, aber nichts hält für ewig, das Rad der Zeit dreht sich, Saṃsāra und so und damit steht mal wieder ein fluchender Postbote vor der Tür. Und nein, manche Dinge ändern sich nicht, das Paket wiegt insgesamt um die 40 Kilo.
Wir reden hier auch nicht von HiFi-Midrange für 3000 Euro, sondern lediglich von einem PC-5.1-Set. Logisch, wer hat keinen Monolithen neben dem Schreibtisch stehen. Das knapp 600 Euro teure Gesamtkonzept nennt sich Concept E 450 Digital und besteht aus besagtem Subwoofer (CM 2014 SW), 4 Satelliten-Boxen (CS 25 FCR MK3) und dem Center (CS 35 C MK3). Was die Größenverteilung angeht, folgt man einer klaren Richtlinie: Nichts soll die Landschaft um euren Schreibtisch beeinträchtigen und demnach verschwinden die gerade mal 15 cm hohen und 10 cm breiten und tiefen Satelliten praktisch, egal wohin ihr sie stellt oder an die Wand nagelt. Der Center ist 22 cm breit, hat aber sonst die gleichen Maße und kuschelt sich damit elegant auch unter kleinere Monitore. Was bei diesen Boxen als gewolltes Understatement fehlt, bringt der Subwoofer zehnfach mit: 62 cm hoch, 40 cm tief, 40 cm breit. Plant das ein und unterschätzt diese Maße nicht. Das ist keine Box, die man mal eben neben den Schreibtisch stellt und hofft, dass sie der besseren Hälfte nicht auffällt. Das ist ein Einrichtungsgegenstand. Allerdings auch einer, der sich bei seinen Maßen ein paar Gedanken machte. Ikea-Schreibtische beispielsweise bieten ziemlich genau 62 cm Raum unter ihren Tischplatten. Wenn also die Prioritäten richtig verteilt sind und der Sound mehr kosten darf als die Einrichtung, dann passt das genau.
Noch dazu ist es vielleicht nicht das eleganteste Schmuckstück in der Wohnung und damit wohl auch der Grund, warum Teufel das E 450 nicht als Heimkino, sondern als PC-Accessoire listet. Das matte, durchaus ernstgemeint stoßunempfindliche Schwarz ist dabei kein Problem, das strahlt die übliche Eleganz prähistorischer Kultstätten aus. Es ist eher das Bedienfeld an der Front, das beim restlichen Anspruch an Monumental-Eleganz nicht ganz mithalten kann. Ehrlich gesagt dachte ich zuerst, dass dies ein Aufkleber wäre, der dem Schutz des echten Displays dienen würde, aber nein. Die weißen Symbole strahlen den Charme der Bedienelemente von Bergbaumaschinerie aus. Klar ablesbar und auch mit schweren Handschuhen gut zu bedienen. Die Beleuchtung dahinter ist zwar klar und eindeutig, könnte aber ebenfalls eleganter ausfallen. Statt die Anzeigen präzise mit LEDs auszuleuchten, tun sie eher funktional als schick ihren Dienst.
Was soll es, Design ist nichts, Funktion ist alles und da ist die Oberfläche direkt intuitiv. Ihr schaltet zwischen den Quellen um, könnt für alle Kanäle getrennt die Aussteuerung regeln, zwischen 2.1 und 5.1 umschalten und das war es dann auch. Spielereien gibt es keine, die Soundqualität wird der Quelle überlassen, DSP-Funktionen gibt es nicht, und da ich eh kein Freund dieser bin, soll mir das recht sein. Besser ein guter Grundsound als viele schlechte DSP-Optionen. Dolby Digital, dts und Pro Logic II werden je nach Quelle und Anschluss unterstützt. Was ich vermisse, ist eine automatische Aussteuerung der Kanäle per kleinem Mikrofon, wie es selbst günstigere Verstärker mittlerweile bieten. Dafür gibt es eine fast geniale Fernbedienung. Ich habe den seltsamen runden Puck erst gar nicht so richtig für voll genommen, hielt es in der ersten Sekunde für ein solches Mikrofon, aber weit gefehlt. Viel kann das Ding nicht, aber wie es sich bei der Benutzung herausstellte, alles, was es muss. Ihr dreht den oberen Teil für die Lautstärke, drückt nach unten, um stumm zu schalten und an der Seite gibt es einen kleinen Knopf zum Durchschalten der Eingänge. Das war es und mehr braucht ihr beim E 450 auch gar nicht. Der einzige Nachteil dieses kleinen, stylischen Helfers, der dank hohen Eigengewichts und Gummifuß auch sicher auf dem Tisch liegt, ist, dass der eine Knopf komplett eingelassen und fast nicht zu ertasten ist. Sollte wohl noch stylischer sein, endet aber damit, dass man den Knubbel in der Regel anhebt um zu gucken, wo denn nun wieder der Knopf ist. Trotzdem und vor allem, weil kabellos: hervorragend gelöst.
Auf der Rückseite findet ihr die physischen Anschlüsse, derer es nicht so viele gibt. Der wichtigste dürfte in den meisten Fällen der Toslink-Eingang sein. Sei es von der hochwertigen Soundkarte am PC, aber auch bei der relativen Zweckentfremdung als Heimkino-Set. Praktisch jeder TV der letzten Jahre hat einen Toslink-Ausgang, also bringt ihr hier die beiden zusammen. Dann stöpselt ihr alle eure HDMI-Geräte am TV ein und stellt diesen so ein, dass er alle Ton-Signale über Toslink ausgibt. Voila, schon habt ihr Heimkino-5.1-Verkabelung. Alternativ erreicht ihr das auch über den koaxialen Eingang oder ganz klassisch über den Cinch-Stereo (dann natürlich nur mit 2.1), auf den nicht verzichtet wurde. PC-ler, die nicht über besagte hochwertige Soundkarte verfügen, ersparen sich mit dem Set übrigens einen Kostenfaktor, denn in dem mächtigen Sub ist eine durchaus solide 5.1-Karte mit verbaut. Zu der gehört dann auch der USB-Eingang - Kabel mitgeliefert, Yay! - und schon klingt selbst ein soundtechnisch eher untermotorisierter Laptop gleich ganz anders. Für alle Fälle rundet dann noch der 3,5mm Klinken-Eingang das physische Eingangs-Bild ab.
Drahtlos lässt sich das E 450 aber auch erreichen, was in einer Zeit, in der viel Musik aus Handys und von Tablets kommt, keine Nebensächlichkeit ist. Apple-Nutzer müssen leider auf Air Play verzichten, aber sollten nicht verzagen. Bluetooth ist nicht der HiFi-Mörder, der es mal war und dank BT 4.0 und aptX-Codec-Unterstützung bekommt ihr hier den derzeitigen Stand der drahtlosen Musikübertragung und der ist gut. Gut genug jedenfalls, solltet ihr Lossless Dienste nutzen geht ihr besser immer noch physisch an einen der Ausgänge, aber das ist derzeit bei keinem BT-Set anders als hier.
Noch ein paar Eckdaten, dann geht es los. Die Satelliten und der Center werden mit ganz normalen Boxen-Kabeln verbunden - bis 2,5 mm Dicke - und es liegen im Gegensatz zu früheren Teufel-Sets sogar 30 Meter zum selbst zuschneiden anbei. Für die meisten dürfte das reichen, vor allem sollte man das Schreibtisch-Setup wirklich umsetzen. Die Leistung an den Satelliten-Kanälen ist 60 Watt (45 Sinus), die des Subwoofers 200 Watt (150 Sinus). Er geht selbständig in den Standby und zieht dann 0,4 Watt. Als Service bietet Teufel die Möglichkeit alle Geräte, also auch dieses, 8 Wochen lang ohne Angabe von Gründen oder zusätzliche Kosten abholen zu lassen, sollte es euch nicht gefallen und auf die Boxen gibt es 12 Jahre Garantie (auf die Elektronik nur die üblichen 2). Okay, das müsste es sein. Zeit, die Bude abzureißen.
Nichts Anderes wird angesichts der gewaltigen Außenmaße des Subs erwartet und da startet man doch am besten erst mal nicht mit Spielen, sondern nutzt Hollywoods Verschwendungssucht, wenn es um Bässe geht. Für den Test mussten Tron Legacy herhalten, weil manchmal ist Inhalt eben doch nichts und Stil alles - ich weiß, ich bin hier etwas widersprüchlich -, dann kommt Dredd und seine Gatling-Gun-Orgie und schließlich lässt Guardians of the Galaxy einkrachen, was übrigblieb. Nach ein paar Stunden kann ich sagen: voller Erfolg. Die Nachbarn waren genervt, meine Ohren hatten den mächtigen Hollywoods-Rumms bekommen, der 32Hz-Tieftöner überzeugt auf der ganzen Linie und das schon bei 50 % der Maximalaussteuerung. Erst ganz hinten übersteuert er dann ein wenig, aber das sind eh keine sinnvollen Hörgewohnheiten mehr, selbst bei elektronischer Musik. Wer da mehr haben möchte, muss einfach deutlich tiefer in die Tasche greifen als die 600 Euro hier. Es war aber eben kein reines Bass-Fest. Der Center muss in der Regel ein wenig hochgeschraubt werden, um sauberen Dialog zu liefern, aber man merkt, dass die vier Satelliten gut auf den Zentralmonolithen abgestimmt wurden. Das Ergebnis ist ein über das Spektrum klarer Kinosound, der innerhalb der - für diesen Test sehr weit gefassten - Limitationen einer Mietswohnung im Innenstadtbereich alles liefert, was man für das Geld nur erwarten kann und noch mehr. Beim Auspacken hätte ich ehrlich damit gerechnet, dass hier außer Bässen nichts kommt - das Sub-Paket wiegt über 30 Kilo, der ganze Rest keine 5... -, aber weit gefehlt.
Bei Spielen kommt diese Stärke der Ausgewogenheit plus Bass-Macht sogar noch besser zur Geltung. Egal wie gut Spiele derzeit ausgesteuert sind, High-End-Filme liegen hier in der Regel immer noch vorn, aber das E 450 macht das Beste draus. Justiert den Bass und den Center ein wenig und ihr habt ein Klangfeld, das überraschend viel aus praktisch allem herausholt. Am PC mit einer 300-Euro-SoundBlaster-Karte überraschte das jetzt nicht ganz so sehr, schließlich kostet die Quelle hier schon fast so viel wie eine Konsole und dementsprechend röhrte Project Cars angemessen vor sich hin, während GTA V auf dem richtigen Radiosender den Raum mit seinen Sweet-70s/80s-Tunes erfüllte. Sehr gut, auch in diesem Vergleich, bewährte sich die interne Karte des E 450, wenn man den PC direkt per USB anschloss. Das ist kein billiger Onboard-Chipsatz, der da arbeitet, das ist solide Ware, die einen fast ebenbürtigen Klang schafft. Aber auch die die Konstellation aus PS4 an TV weiter an E 450 lieferte einen bleibenden Eindruck, der dem kaum nachstand. Egal ob nun Bloodborne, Witcher 3 oder Call of Duty: Sucht euch das richtige Verhältnis von Sub zu Center und ihr werdet mit einem satten, ausgewogenen, gelichzeitig dominanten, aber nicht aufdringlichen Sound belohnt.
Der Vollständigkeit halber noch der Musikabgleich, auch wenn ich hier persönlich inzwischen wieder zu reinem 2.0 tendiere. Nachdem das gesagt wurde, muss ich zugeben, dass ich mit dem E 450 leben könnte. Der klare, ausgewogene Sound passt zu fast allem, was ich ihm per Bluetooth zuwarf. Um hier noch mal die Wunder des aptX und moderner Bluetooth-Standards zu loben: Das klingt ganz anders als noch vor ein paar Jahren. Und wenn man mal ein paar Bässe mehr rausholen möchte - wird Zeit, dass Covenant endlich mal seine alten Alben remastered, Europa hätte es verdient - dreht man diese halt rein. Muss man zwar aufstehen und an das Display gehen, aber der Sound ist da, wenn man ihn haben möchte. Für modernes Material ist die neueste Orgie in Überproduktion von Muse perfekt, die zwar inhaltlich mit ihrem mittlerweile dritten Welt-Paranoia-Album etwas langweilen, aber technisch mal wieder alle Register ziehen. Egal ob Midtempo-Crowdpleaser Mercy, Prog-Light-Opener Dead Inside oder (relative) straighte Rock-Nummer Psycho, Album und E 450 arbeiten gut zusammen. Am wohlsten fühlte sich der ausgewogene Sound plus Extra-Bass aber bei einer Pop-Nummer wie dem brillant-eleganten Déjà vu des künstlerisch frisch exhumierten Disco-Opas Georgio Moroder. Das war dann auch der Moment, als die Nachbarn begannen, Ultimaten zustellen, was mich zum natürlichen Ende des Tests brachte. Ja, das E 450 wird jetzt sicher nicht mein Lieblings-Stereo-Set, aber seine 2.1-Musik-Qualitäten muss es sicher nicht verstecken.
Das Teufel Concept E 450 Digital besetzt seine ganz eigene Nische. Vollwertiges 5.1 mit allen Extras aber ohne eigenen Receiver, gleichzeitig aber doch mit zahlreichen Eingängen gesegnet, durch Bluetooth abgerundet und nicht ganz billig, aber mit 600 Euro insgesamt und angesichts der Qualität durchaus preiswert. Für den Heimkino-Bereich ist es eine Art "Missing Link" zwischen den üblichen, etwas besseren 5.1-Verdächtigen mit ihren Decoder-Boxen oder Klein-AV-Receivern und den großen Heimkino-Lösungen mit vollwertiger AV-Receiver-Power und entsprechenden Boxen. Hier fügt es sich elegant ein, bietet nicht ganz so viele Spielereien, aber gleicht das mit seinem höchst kompetenten, flexiblen Sound locker wieder aus. Wo die üblichen Receiver-Sets um die 500 Euro in der Präzision und Klang-Flexibilität im direkten Vergleich schwächeln, halten sich der kleinkühlschrankgroße Sub und seine Satelliten felsenfest.
Das Set kann nicht mit den großen Heimkino-Lösungen mithalten, speziell, wenn es um die Frequenzen ganz nach unten und die schiere Pegelfestigkeit und Leistung am Ende jenseits der Beschallung von 30qm-plus Räumlichkeiten geht, aber dafür ist es auch nicht gemacht. Am PC direkt unter den Schreibtisch gestellt, ist es eh eine Art Einzelfall. Selbst Logitechs THX Z609 hat hier nichts mehr zu melden, das E 450 versenkt das zugegebenermaßen gerade mal halb so teure Set erwartungsgemäß und gnadenlos. Wenn ihr also am PC unterm Ikea-Schreibtisch Abriss feiern wollt, dann ist das hier erste Wahl. Und auch sonst ist das Teufel Concept E 450 Digital eine ausgezeichneter Griff, wenn es ein eben etwas besserer Allrounder sein soll, der euch nicht gleich ganz arm macht.