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Teufel Real Z Kopfhörer - Test

Das beste Mittelmaß, das ihr je zu hören bekamt.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Teufel glänzt mit einem geradezu ideal ausgewogenen Allrounder in einem Preisfeld voller Spezialisten.

Die Domäne des Teufels war bisher ganz klar der Lautsprecher, in den letzten Jahren expandiert er jedoch immer mehr. Sorry, mit so einem Namen darf man gelegentlich auch so halbherzig spielen. Wie dem auch sei, der Berliner Boxenbauer mit stets sehr gutem Preis und oft noch besserer Leistung versucht sich häufiger in anderen Feldern, von Bluetooth-Mitnehmboxen aller Größenordnungen über mehr und mehr Anschlussboxen, die partout keine Verstärker sein wollen, bis hin zu Kopfhörern. Zwei neuere dieser trudelten ein. Lasst uns doch mal einen Blick darauf werfen, wie sie sich so schlagen.

Erst einmal haben sie einen großen Nachteil für kommunikationsfreudige Gamer: Es sind Kopfhörer, keine Headsets. Sowohl der Teufel Real Z, um den es hier geht, als auch der Mute haben keine Mikrofone, um das noch einmal ganz deutlich zu sagen. Da nicht jeder Gamer eine Quasselstrippe ist, wird das nicht für jeden ein Problem sein, eine All-in-one-Lösung bekommt ihr hier jedoch nicht. Nachdem das gesagt ist, auf zum Real Z.

Egal ob in anthrazit-schwarzer Geschmacksneutralität...

In der großzügigen Packung findet sich ein wenig Zubehör, das durch die Bank zeigt, dass Teufel sich gern um alles kümmert, wenn es denn praktisch und wichtig ist. Ihr bekommt eine sehr stabile, feste Hülle, die den Kopfhörer wirklich schützt, egal ob er tief im Koffer unter allem möglichen Krams schlummert oder bei einem Umzug nicht leiden soll. In dieser Tasche habt ihr hinter einem Gummiband Platz für die beiden mitgelieferten Kabel. Beide enden in 3,5-mm-Klinkensteckern, das eine ist 3 Meter lang, das andere 1,3 Meter. Damit eignet sich das kurze gut für den normalen Unterwegsbetrieb, während das lange meist bis hin zum Verstärker kommen sollte. So gut die Idee ist, diese beiden Bereiche auch in der Kabellänge abzudecken, es gäbe noch Optimierungspotenzial. Wäre das lange Kabel ein Verlängerungskabel, käme man auf 4,3 Meter, und das wäre dann in meinem Falle genug, um von der Couch zum Verstärker zu kommen. Wer die 3 Meter verlegen möchte, hätte auch kein Problem mit 4,3 Meter.

Aber andererseits: Das Design ist intelligent genug, denn das Kabel wird direkt am Kopfhörer eingesteckt. Es spricht also nichts dagegen, dass ich die schicken, texilumwickelten Kabel mit dem Markenbranding auf den Klinken zur Seite lege und mir 5 Meter Gummikabel hole. Dieses verheddert sich zwar leichter und ist nicht so schick, hat aber nicht das Problem, dass es beim Kontakt mit Kleidung Störgeräusche gibt. Das ist bei allen Textilkabeln so. Bewegt ihr den Kopf und das Kabel schabt am Kragen, dann hört ihr das - nicht zuletzt dank des langen Klinkensteckers.

...oder im leicht eigenwilligen 'Rost'-Look, die Haptik bestätigt die gute Verarbeitung schon beim ersten Anfassen.

Das Design des gesamten Hörers halte ich persönlich für absolut gelungen. Ich habe die braune Version hier liegen - nennt sich offiziell „Rost" -, kurzem Anfassen im Laden zufolge steht die dunkle dem aber in nichts nach. Reine Geschmackssache. Der Bügel ist mit dem gleichen Kunstleder ummantelt, aus dem auch die Muscheln sind, und rein haptisch sowie beim Tragen gehört es zu den Besseren seiner Art, da es sich nicht nach Plastik anfühlt. Der Schaumstoff als Schwerkraftbremse unter dem Kopf ist weich und auch nach langem Tragen nicht zu bemerken, was an dem extrem geringen Gewicht liegt. Gerade mal knappe 200 Gramm bringt der ziemlich große Kopfhörer auf die Waage, was an der gleichzeitig flexiblen wie stabilen Alubauweise liegen dürfte. Er macht beim mutwilligen Biegen und Drehen nicht den Eindruck, dass da schnell was brechen könnte. Auch die Muscheln mit ihrem Alu-Mesh und zumindest nett gestalteten Plastik vermitteln einen guten Eindruck. Lediglich bei der Mechanik der Bügeljustierung bin ich etwas skeptisch. Es ist klasse, dass man es stufenlos einfach verschieben kann, aber es ist so leichtgängig, dass es gerne mal verrutscht, wenn man einfach nur die Muscheln am Ohr zurechtrückt. So wie es jetzt ist, geht das noch in Ordnung, sollte es mit der Zeit mehr ausleiern, könnte es ein Problem werden.

Das tut dem aktuellen Tragekomfort keinen Abbruch. Das Plastikleder der Muscheln wird nie zu warm, fühlt sich auch nach Stunden noch neutral auf der Haut an. Es gibt keinen Druck auf der Schädeldecke, da Gewicht und stufenlose Justage für den genau richtigen Sitz sorgen. Der Andruck auf die Ohren ist hoch genug, um die Real Z nicht rutschen zu lassen, und niedrig genug, dass er sich nie wirklich bemerkbar macht. Rein ergonomisch ist das Gerät ein Traum. Ich habe eine Reihe bequemer Kopfhörer hier liegen, aber der Real Z liegt sehr weit vorn. Wenn er am Platz sitzt und nicht kurz zurechtgerückt werden muss. Was ein oder zwei Mal an einem langen Hörabend passiert, also im Bereich des Akzeptablen liegt.

Fliegengewicht: Trotz des etwas wuchtigen Äußeren merkt ihr die Höhrer auf dem Kopf praktisch nicht.

Die halboffene Bauweise hat dabei wie immer ihre Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite bekommt ihr den Sound deutlich weniger direkt in die Ohren gepresst und es entsteht eine erstaunliche Räumlichkeit, je nachdem, was ihr hört. Die 44-mm-Neodym-Treiber haben daran ihren Anteil, aber eben auch die großzügige Bauform der Real Z. Die Kehrseite ist natürlich, dass die Umgebung schon bei mittleren Lautstärken anfangen kann mitzuhören. Gerade für Reisen ist der Real Z damit vielleicht nicht der beste Kandidat, denn die ewigen - und in diesem Falle wirklich nicht ungerechtfertigten - Debatten in der Bahn, ob man die Musik jetzt nicht mal etwas leiser machen könnte, will man ja eigentlich nicht.

Das dürfte in erster Linie daran liegen, dass die Umgebung nur Bruchstücke des Klangs mitbekommt, den ihr gerade erlebt. Und der ist fantastisch, weit besser, als ich es bei dem relativen Kopfhörerneuling Teufel erwartet hätte. Erst einmal wäre da die eben erwähnte Räumlichkeit. Es gibt von den älteren Depeche-Mode-Alben 5.1-Remaster-DVD-Sound-Abmischungen, die auf einer entsprechenden Anlage absolut wahnwitzig klingen können und den Raum in ein einziges, um euch herum irisierendes Tonstudio verwandeln. Der Real Z bekommt es fast hin, die dazugehörigen Stereo-CDs so klingen zu lassen. Fast. Aber schon ziemlich gut auf dem Weg. Es ist auch nicht nur so, dass die Instrumente und Sounds einen gleichbleibenden Abstand wahren. So wie es dem 5.1-Sound gelingt, sich von verschiedenen Seiten über die Ferne bis direkt ans Ohr und wieder weg zu schleichen, gelingt dem Real Z das Kunststück im Kleinen, besser noch als den meisten offenen Kopfhörern, die ich in meinem Leben so hörte. Am nächsten dran ist noch AKGs K 701, aber sonst ist in der Preisklasse wenig Vergleichbares unterwegs.

6,25 mm Klinkenadapter anbei. Schade, dass die sehr hochwertigen Kabel leider etwas kratzbürstig sein können.

Was den Sound angeht, zeichnet sich bei Teufel durchgehend eine Liebe zu Klanglinearität ab, die sich in der Klangfarbe nicht unbedingt ans Analytische hält, sondern eher warm, rund und voll klingt. Wie ein richtig guter Loudness-Effekt, der alle Bereiche des Spektrums mit einschließt. Das hat für den Normalhörer nur Vorteile, die Nachteile liegen natürlich bei Hi-Fi-Enthusiasten, die damit den Klang der restlichen teuren Hardware abfälschen. Womit auch schon ziemlich genau geklärt wäre, für wen das Real Z geeignet ist und für wen nicht. Wollt ihr euch ausschließlich am Klang eures Marantz HD DAC berauschen, dann... habt ihr eh keinen Billigkopfhörer für unter 200 Euro gekauft.

Statt also wie zuletzt das preiswerte Concept C im Kleinboxenbereich Dinge zu probieren, die es nicht kann, setzen der Real Z darauf, euch ihren vom reinen Hören her realistisch klingenden Leistungsraum von 18Hz bis 22KHz möglichst aufregend näherzubringen. Dabei gelingt ihnen das Kunststück, die Mitten nicht zu fressen, die Höhen nicht zu sehr anzuspitzen und die Tiefen schön tief, aber eben nicht Beats-mäßig überdominant zu präsentieren. Es ist auch ziemlich egal, ob ihr mit ein paar Massive-Attack-Klassikern chillt, lamentiert, dass nur wenige Bands ihre Message mit so viel Freude verbreiten wie Steel Panther, oder kontempliert, ob die Welt wirklich so schlecht ist, wie Bonnie Prince Billy uns das manchmal weismachen möchte. Der Real Z beherrscht all diese Lebenslagen.

Die Schutzhülle ist extrem stabil und wird auf allen Reisen eure Höhrer sicher schützen. Aber leider muss man immer das Kabel abstecken, wenn man das Real Z verstauen möchte.

Bei Spielen ist er geradezu für eine Überraschung gut. Verzichtet bei diesem Kopfhörer auf jeden Fall auf irgendwelche Virtual-5.1-Spielereien. Seine halboffene Bauweise bietet dem Sound so viel Raum, dass gutes Stereo viel umfangreicher klingt als irgendein abgemischter Rumms. Das Real Z ist präzise genug, um gut hören zu können, woher die Schüsse kommen, selbst wenn das von hinten ist. Vor allem jedoch habt ihr nicht das Problem vieler Gaming-Headsets, die zwar gerne die unteren Frequenzen feiern, aber sonst nicht viel können. Der ausgeglichene Frequenzverlauf sorgt dafür, dass ihr auch Stimmen gut versteht und euch überspitzte Höhen nicht auf den Keks gehen. Noch mehr gilt das für Filme, für die der Kopfhörer wie gemacht scheint. Egal, ob ich Judge Dredds Minigun-Feuerwerk haben möchte, Alan Rickmans glorreiche Stimme in Die Hard oder Michael Nymans brillanten Score in Das Piano. Keines dieser Elemente wird vom Real Z verschluckt, jedes ist ein relevantes Filmelement und der Kopfhörer behandelt sie auch so.

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Wenn man dem Teufel Real Z etwas vorwerfen kann, dann dass er in diesem Preisfeld nicht gerade allein unterwegs ist und jeder der Konkurrenten auch seine Qualitäten mitbringt. Um ein paar zu nennen: Der Sennheiser 598 bietet trotz seines „in echt" extrem hässlichen Plastik-Beige - kauft schwarz - einen hervorragend klingenden, eher analytischen Hi-Fi-Sound, allerdings mit wenig Bass. Der Beyerdynamik DT770 Pro 250 hat davon mehr als genug und mit seinem aberwitzigen und nach dem Hören fast glaubwürdigen Frequenzbereich von 5 - 35K deckt er die Höhen nicht weniger ab, kann brachial laut sein - mehr als alle anderen hier -, aber es fehlt ihm an der Frequenzausgeglichenheit des Real Z. Der AKG DT701 wiederum hat eine so fantastische Räumlichkeit, dass direkte, persönliche Sounds, sei es manche Elektro-Spielart oder einfach nur der eine Typ mit der Klampfe, schon wieder unnatürlich weit weg wirken. All diese Kopfhörer bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau, sie haben ihre Stärken und Schwächen.

Mittelmaß kann ganz selten auch mal so was von angenehm sein. Und schick noch dazu.

Das macht den Teufel Real Z in dieser Runde etwas eigen: Er hat keine ganz ausgeprägten Stärken in Form von unterirdischen Bässen, brillanter Klarheit oder fast schon überbordender Räumlichkeit. Er hat aber auch keine der Schwächen. Ihr habt eine fast ideale Frequenzkurve, die die Mitten genauso lebendig wirken lässt wie den Rest des Klangspektrums. Er ist fast ideal verarbeitet, sitzt gut und sieht nach was aus. Er lässt den Klang in einem offenen Raum schweben, aber nicht so weit weg, dass es für manche Genres einfach nicht mehr passen würde. Sein Klang ist warm, ohne groß zu verfälschen. Im Grunde ist der Real Z eine Art Mittelmaß auf die beste denkbare Art. Er ist der fast perfekte Allrounder in einem Feld zumindest relativer Spezialisten, und wenn ihr nicht gerade Kopfhörer sammelt: In dieser Preisklasse ist er die Universalempfehlung, mit der ihr sicher nichts falsch macht, fast egal, womit ihr ihn füttert. Außer ihr wollt ihn für Reisen haben. Dann nehmt den Real Z nur, wenn ihr wirklich möchtet, dass jeder Sitznachbar mit euch ein Gespräch anfängt.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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