The 3rd Birthday
Die Fortsetzung, die (vielleicht) keine sein will...
Am besten lässt sich das Spiel als Third-Person-Shooter mit leichtem RPG-Einschlag bezeichnen. Ihr seht Aya für gewöhnlich von hinten und nehmt mit verschiedenen Waffen – bis zu vier könnt ihr maximal mit euch herumtragen – eklige Gegner aufs Korn.
Doch die Ballereien sind nur ein Teil des komplexen Spielprinzips, Kernstück ist das Overdive-System. Mit dessen Hilfe kann Aya ihren Geist in andere Figuren in ihrer Nähe versetzen und die komplette Kontrolle über diese übernehmen. Das hat verschiedene Vorteile: Geht eure Energie zur Neige, dann gibt euch der Wirtswechsel neue Kraft. Manch ein Soldat trägt auch eine besonders nützliche Waffe mit sich herum und andere haben bei einem kniffligen Bosskampf eine besonders günstige Schussposition.
Doch der Overdive hat noch mehr Einsatzmöglichkeiten. In manchen Missionen ist es sinnvoll, in den Körper von Zivilisten zu wechseln, um diese in Sicherheit zu bringen, außerdem könnt ihr per Overdive auch euren Gegnern gewaltig zusetzen. Aye schwächt die Gegner zuerst mit normalen Attacken, bis schließlich ein gelbes Dreieck angezeigt wird. Auf Knopfdruck übernehmt ihr nun den Körper des Monsters und fügt diesem von innen großen Schaden zu. Manch späterer Boss kann nur auf diese Weise wirklich verwundet werden, außerdem könnt ihr nur so wertvolle DNA-Fragmente bekommen, mit denen ihr an den Speicherpunkten Ayas Erbgut modifiziert, um von besonderen Nebenwirkungen zu profitieren, wenn Aya ihre Kräfte entfesselt.
Dank sehr direkter Steuerung, flüssiger Grafik und einem zuverlässigen Auto-Zielsystem spielt sich The 3rd Birthday in den langen, ansprechend gestalteten Actionlevels sehr gut, das Spielgefühl ist absolut überzeugend und durch den Overdive kommt eine angenehm taktische Note ins Spiel. Die Rendersequenzen sind, wie nicht anders zu erwarten, technisch absolut erstklassig und dramaturgisch einwandfrei inszeniert – es ist schön zu sehen, dass die PSP auch heute noch mit solch aufwendig präsentierten Actionspielen versorgt wird.
Lediglich die Menüstrukturen sind zunächst etwas arg verfranst und unübersichtlich: Bis ihr die Feinheiten von DNA-Baukasten und Waffen-Aufrüstung verinnerlicht habt, braucht ihr erst einmal eine Weile, auch viele Feinheiten der Handlung erschließen sich euch erst nach ausführlichem Stöbern in den verschiedenen Dateien über Personen und Ereignisse. Und über die Qualität manch eines späteren Story-Twists kann man durchaus auch streiten... aber darum soll es hier jetzt nicht wirklich gehen.
Ist es jetzt Parasite Eve oder nicht? Nun, im Grunde ist mir das nach ein paar Stunden mit The 3rd Birthday fast egal. Das Spiel mag selbst nicht so recht wissen, wie es zu seinem prominenten Vorgänger steht und spielerisch mit diesem kaum mehr etwas zu tun haben, aber am reinen Spielspaß ändert das nichts. Das Setting ist spannend, die Steuerung geht prima von der Hand und die Shoot-Outs sind dank Overdive angenehm abwechslungsreich und anspruchsvoll ausgefallen. Das Spiel ist nicht übermäßig schwer und nicht allzu umfangreich, aber ihr fühlt euch immer angemessen gefordert und dank etlicher interessanter Features ist The 3rd Birthday auch einen zweiten und dritten Durchgang wert.
Nur der oft etwas aufdringliche Fanservice stößt mir etwas sauer auf. Ja, Aya hat einen ausgesprochen wohlgeformten Polygonhintern, aber muss mir das Spiel diese Tatsache permanent so schamlos vor Augen führen? Warum muss ein eigentlich starker und komplexer Charakter wie Aya Brea in Fetisch-Kostüme schlüpfen und sich unter der Dusche räkeln? Das macht die Figur nicht glaubwürdiger und das Spiel nicht besser, hinterlässt aber irgendwie das Gefühl, die Entwickler würden ihrem Werk selbst nicht trauen und müssten deshalb auf schlüpfrige Argumente zurückgreifen, um die nötige Aufmerksamkeit in Nerdistan zu erringen...
The 3rd Birthday ist ab sofort exklusiv in der hübschen Twisted Edition für die PSP erhältlich.