The 3rd Birthday
Cinematic Action-RPG
Um das Geschehen für den Spieler übersichtlicher (und optisch ansprechender) zu gestalten, nimmt der jeweils besessene Soldat oder Feind auch die Form von Aya an, so müsst ihr euch nicht immer wieder auf eine neue Spielfigur einstellen. Außerdem wirkt bei Ayas ansprechender Figur auch das Schadenssystem einfach besser: Steckt eure Figur Treffer ein, dann verliert sie Rüstungsteile und Kleidungsstücke und wird dadurch verwundbarer. Für manch chronischen Guckspecht ist das sicher Grund genug, gelegentlich mal bewusst auf Risiko zu spielen und Aya stark angeschlagen und leicht bekleidet durch die Szenarien zu jagen.
Von den RPG-Elementen der Vorgänger war in der auf der gamescom gezeigten Fassung eher wenig mehr zu sehen. Wie in einem klassischen 3rd-Person-Shooter wetzt Aya durch Manhattans Häuserschluchten, geht hinter massiven Objekten in Deckung und feuert mit Maschinengewehr und anderen Waffen aus allen Rohren.
Trotzdem erklärt Produzent Yoshinori Kitase, dass The 3rd Birthday all die klassischen Rollenspiel-Elemente aufweist. Aya sammelt Erfahrungspunkte, levelt auf und lernt dabei auch neue Fähigkeiten. So kann Square Enix gut die Bezeichnung Cinematic Action-RPG rechtfertigen.
So wird das Spiel übrigens nur in Japan genannt, in Europa fällt das englische Adjektiv cinematic heraus. Vielleicht sogar zu Recht, denn im Gegensatz zu den beiden PSone-Vorgängern setzt The 3rd Birthday weit weniger auf opulente Rendersequenzen, Kitase und sein Team wollen ihre Geschichte so gut es geht direkt in der Spiel-Engine erzählen und inszenieren, um allzu starke narrative und ästhetische Brüche zu vermeiden.
Ayas Comeback ist für Square Enix nicht nur einfach die Reaktivierung einer beliebten Heldin aus alten PSone-Tagen, The 3rd Birthday ist auch gleichzeitig ein Testballon, ob Aya Brea auch gute zwölf Jahre nach ihrem Debüt noch bei den Spielern ankommt. Bei einem Erfolg von 3rd Birthday ist eine Fortführung der Reihe doch mehr als wahrscheinlich, wie Yoshinori Kitase andeutet.
Auch wenn sich Thematik und Genre verändert haben, so gehen auch von 3rd Birthday noch deutlich wahrnehmbare Parasite-Eve-Schwingungen aus. Seien es das moderne Großstadtsetting, die mysteriöse Story, die ekligen Monster oder auch einfach nur Heldin Aya, trotz radikaler Veränderungen bleibt The 3rd Birthday seinen beiden Vorgängern im Geiste treu. In Verbindung mit dem neuen, actionreichen Gameplay hat die PSP-Fortsetzung der PSone-Klassiker gute Chancen, ein breites Publikum zu erreichen: Die Spieler von heute stehen eben auf wilde Ballereien und Gefechte aus der Deckung heraus, die alten Fans freuen sich dagegen vor allem über die alte Heldin, die RPG-Elemente und den Mystery-Plot.
Natürlich ist das PSP-Comeback der Parasite-Eve-Reihe von Seiten Square Enix' auch ein wenig Risikobegrenzung: Sollte Ayas PSP-Comeback doch scheitern, dann verschlingt das weniger Yen im Vergleich zu einer aufwendigen PS3-Produktion mit HD-Grafik und 5.1-Donnersound. Aber um es direkt zu sagen: Was da auf der gamescom gezeigt wurde, sah definitiv nicht nach einem potentiellen Flop aus. Feine Grafik, tolles Design und wilde Actionszenen versprechen gemeinsam mit einem gepflegten Maß an spielerischem Anspruch ein rundes, stimmiges Action-Rollenspiel mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der Action.
Und bis The 3rd Birthday schließlich irgendwann im nächsten Jahr in Deutschland erscheint, heißt es erst einmal Daumen drücken: Square Enix denkt momentan laut über einen PSN-Release der beiden ersten Parasite-Eve-Episoden nach – es müssten nur ein paar rechtliche Fragen mit Autor Hideaki Sena geklärt werden. Das wäre endlich mal eine Gelegenheit, den grandiosen Erstling in Europa zu bekommen. Und vielleicht sogar in 60HZ...
The 3rd Birthday erscheint 2011 exkusiv für PSP in Deutschland.