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The Chronicles of Spellborn

Vorort in Den Haag

Spellborn International hatte nach Holland gerufen, um einige ausgewählte europäische Magazine über den neuesten Entwicklungsstand seines Online Rollenspiels The Chronicles of Spellborn aufzuklären. Keine Frage, dass uns der Flug über 27 Zeitzonen nicht Aufwand genug war - schließlich kommt man nicht alle Tage nach Den Haag. Nun gut, man fliegt nur eine Stunde nach Amsterdam. Aber erstens mussten wir saufrüh aufstehen, um den Flug zu erwischen, und zweitens dauerte der Taxibus-Transfer dann gleich nochmal so lange. Für den Running Gag des Tages sorgte dabei aber keiner der Medienvertreter, sondern unser türkischer Fahrer, bei dem alle zehn Sekunden das Handy bimmelte. Scheinbar fungierte er als Organisator für diverse private und geschäftliche Unternehmungen. Später entschuldigte sich der gute Mann, er sei "voll im Stress", was von der anwesenden Presse-Meute mit einem herzhaften Lacher quittiert wurde. Nächstes Mal aber bitte mit Freisprechanlage ...

Doch wir waren ja eigentlich gekommen, um uns The Chronicles of Spellborn vorführen zu lassen und es selbst zu zocken. Publisher Frogster hatte dafür eigens ein ganzes Internet-Gamer-Cafe am Yachthafen der Stadt angemietet. Eine ziemlich coole Location, mit mehr als genug Platz für ein Event wie dieses und dazu noch super-netten Mitarbeitern. Dass wir Abends dort noch den glorreichen Sieg des FC Bayern über die "Los Galacticos" in der Champions League gucken durften, sei nur nebenbei erwähnt.

Trotz trübem Wetter warteten wir gespannt auf die Präsentation des holländischen Entwicklerteams, schließlich ist The Chronicles of Spellborn eines der wenigen MMORPGs, das von einer europäischen Spieleschmiede hergestellt wird. Durchs Programm führte die Producerin Ann Holvoet mit einigen allgemeinen Einführungsworten, bevor sich Lead Game Designer Chris Nengermann (siehe unser ausführliches Interview) mit einem Kollegen an die Präsentation des Spiels machte.

Producerin Ann Holvoet.

Das Wichtigste vielleicht vorweg: Die Closed Beta (für Eingeweihte und Eingeladene) beginnt am 21. März und wird einen Monat dauern. Am 22. April soll dann die Open Beta eröffnet werden und allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich in der so genannten Splitterwelt umzusehen. Die fertige Version des Spiels erscheint im Frühsommer, vermutlich gegen Ende Mai. Ein definitiver Termin wird erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, das hängt laut Aussage von den Publishern ab. Schließlich gibt es noch keinen US-Publisher, allerdings stehe man mit einem "Major Publisher" in Verhandlung.

Dass die Holländer von ihrem Produkt ziemlich überzeugt sind, merkt man nicht zuletzt an den recht optimistisch erscheinenden Verkaufsprognosen. So erwartet Spellborn International für Europa 500.000 willige Spieler, in Asien aber sogar zwei Millionen! Wir sind gespannt, ob sie diese hohen Ziele erreichen können. Vom Prinzip her bietet das Spiel natürlich die typischen MMO-Ansätze, allerdings wollen sich die Entwickler mit einigen speziellen Lösungen bei der Spielmechanik von der Konkurrenz abgrenzen. So bauen sie vor allem auf ihre vier MMO-Säulen "Welt & Soziales", "Quests & Lore", "Ökonomie und Itemization" sowie "Skills & Combat". Vor allem der letzte Punkt, das aktive Kampfsystem, soll das Spiel von gängigen Genrevertretern abheben. Dazu unten mehr.

Lead Designer Chris Nengermann ist wohl gerade die hässliche Tapete aufgefallen.

Neben diesen vier Säulen bauen die Entwickler in erster Linie auf ihre Ideologie, die "less grind - more game" vorsieht. Sprich: Sie wollen in ihrem Game die ewigen Money- und Timesinks möglichst verhindern, die anderswo die Spieler mit repetitiven Tätigkeiten langweilen. Anders soll das Spiel bereits von Beginn an sein. Zumal man seinen Helden bei der Charaktererstellung mit glänzenden Rüstungen und prächtigen Waffen ausstatten kann, wobei diese Ausrüstungsgegenstände jedoch keine Stats, also Bonuspunkte, besitzen. Solche Erweiterungen können später erbeutet und per Siegel hinzugefügt werden. The Chronicles of Spellborn bietet Euch anfangs mit nur zwei Rassen und neun Klassen nicht nur eine überschaubare Auswahl an, die Helden beherrschen zu Beginn auch recht wenige Fertigkeiten und können diese erst sukzessiv bei Skilltrainern ausbauen. Damit soll der Zugang simpel gehalten werden, sodass auch Gelegenheitsspieler problemlos ins Spiel finden.

In unserer Spielsession zeigte sich jedoch, dass gerade das neuartige "aktive Kampfsystem" durchaus seine Tücken hat. Es fällt zunächst ziemlich schwer, das aus verschiedenen Skilldesks bestehende System zu durchschauen. Selbst Level 1-Schweine machten meinem ersten Helden das Leben schwer, da ich den Ablauf auf Anhieb überhaupt nicht begriff. Das liegt auch daran, dass man bei The Chronicles of Spellborn viel mehr selbst tun muss, als bei anderen MMOGs. Ihr übernehmt beispielsweise das Zielen selbst und richtet Eure Figur ständig neu auf das Ziel aus (was andererseits auch aktives Ausweichen ermöglicht). So soll zudem der Glücksfaktor aus dem üblichen Gameplay entfernt werden und Euer "Skill" über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Gut besuchter Tummelplatz für Spieler mit einer Vorliebe für die 70'er.

Leider hatten wir noch kein Tutorial zur Verfügung, sondern wurden einfach mitten in die unbekannte Fantasy-Welt entlassen. Daher bemerkte ich erst recht spät, dass es gewollt war (und nicht nur das Netzwerk-Lag verantwortlich), dass man Fertigkeiten mit einem doppelten Druck auf die entsprechende Taste auslöst. Auf so etwas muss man ja auch erstmal kommen! Etwas gewöhnungsbedürftig sind auch, wie schon bemerkt, die Skilldesks. Sie rotieren in einer Übersicht vor sich hin. Abhängig davon, welcher Skill zuletzt benutzt wurde, stehen Euch anschließend eine begrenzte Anzahl von Folge-Fertigkeiten für die nächste Aktion zur Verfügung. Alle Skills haben Ablauftimer, die ein taktisches Gameplay fördern und die Kämpfe durchaus interessant und fordernd gestalten - sobald man das erstmal begriffen hat ...

Abgesehen vom Kampfsystem ähnelt das Spiel natürlich von seinen Grundelementen anderen Online Rollenspielen. Grafisch macht es einen hübschen Eindruck, allerdings ist die Welt bisher noch nicht allzu groß und die Maps wirken derzeit noch recht klein. Das wird sich bis zum Release vermutlich auch nicht mehr groß ändern, schließlich bauen die Entwickler (wie im Interview erläutert) auf eine eher kompakte Welt mit dichtgedrängter Action. Die Spielsession war zu kurz, um darüber hinaus noch weitere wichtige Eindrücke - beispielsweise über das PvP oder das Gruppenspiel - zu sammeln. Insgesamt hinterließ The Chronicles of Spellborn aber einen recht guten Eindruck, sodass wir durchaus gespannt auf die nächste Vorführung bzw. den Beta Test sind.

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