The Crew Motorfest feiert nicht nur den Rennsport, sondern die Kultur das Autofahrens
Diese Playllists haben nichts mit Musik zu tun.
Hihi: Die künstliche Intelligenz, die einen hier durchs Spiel führt, heißt CARA. Car-a? Na, egal. Auf jeden Fall erzählt sie mir eine ganze Menge, während ich dreieinhalb Stunden lang eine frühe Version des Mitte September kommenden The Crew Motorfest spiele – den dritten Teil von Ubisofts Open-World-Racer und den ersten, in dem man nicht durch die gesamten US von Amerika rast, sondern lediglich auf Oahu unterwegs ist, der drittgrößten der hawaiianischen Inseln. Macht euch wegen der vermeintlichen Verkleinerung keine Sorgen. Das Entfernungsverhältnis von Realität zu Spielwelt ist diesmal natürlich ein ganz anderes als in den Vorgängern.
Während ich also auf dem Weg zum jeweils nächsten Rennen über Oahu kurve, erzählt mir CARA etwas über die Autos, um die es geht. Denn für den Karrierefortschritt absolut man in The Crew Motorfest so genannte Playlists, die sich alle um ein ganz spezielles Thema drehen. Denn startet ihr eine Playlist, fahrt ihr entweder nur mit Oldtimern gegen andere Klassiker, sitzt am Steuer eines Ferrari, lernt die Tuner-Szene kennen oder seid jeweils Offroad, in verschiedenen Porsche oder ausschließlich in Elektroautos unterwegs.
Während des freien Erkundens, sprich meist auf dem Weg zum nächsten Playlist-Rennen, seid ihr dabei noch in eurem frei gewählten Lieblingsfahrzeug unterwegs und lauscht dem Soundtrack des Radios – wobei ich bei angenehm chilligen Elektrobeats hängengeblieben bin und die sogar lauter als alles andere gedreht habe. Erst beim Rennstart werdet ihr in die stets festgelegten Rennwagen versetzt, wobei es sowohl Rundkurse als auch Von-A-nach-B -Rennen gibt. Der letzte Lauf ist dann ein Duell gegen einen besonders schnellen KI-Raser und falls ihr dort als Erste die schwarz-weiß-karierte Flagge seht, erhaltet ihr einen zur Playlist passenden Wagen für die Garage.
Den sowie alle anderen Vehikel dürft ihr anschließend mit verschiedenen Radkappen, Spoilern, Rückspiegeln und vielem mehr verzieren, was natürlich eingespieltes und vermutlich per echter Währung kaufbares Geld kostet. Über erstaunlich zahlreiche Regler passt man wahlweise zudem das Setup den eigenen Vorlieben oder verschiedenen Streckenbedingungen an.
Das alles ist genauso wie der Wechsel des Boliden jederzeit möglich. Es gibt zwar auch eine Art Zuhause, eben das Motorfest, an dem man auch andere Spieler trifft. Man muss aber nicht ständig dort einkehren, sondern kann es weitgehend ignorieren.
Was es sonst so zu tun gibt? Beim freien Cruisen findet man kleine Bonus-Herausforderungen, darunter Blitzer, an denen die Geschwindigkeit so hoch wie möglich sein sollte, sowie kurze Slalomläufe gegen die Zeit beziehungsweise andere Spieler sowie die Flucht vor einem sich ausbreitendem Gefahrenbereich. Ob ihr davor querfeldein oder über die Straßen abhaut, bleibt euch überlassen. Immerhin stehen auch in Motorfest eine kleine Propellermaschine sowie ein Schnellboot als Reisevehikel zur Verfügung.
Zu Luft und auf dem Wasser gibt es ja ebenfalls kleine Herausforderungen in Form von Zeitrennen und abgesehen davon weist mitunter ein in Intervallen piepender Ton darauf hin, dass sich eine versteckte Kiste etwa mit Tuning-Bauteilen oder eine Sammel…Sehenswürdigkeit, zum Beispiel eine von fünf japanischen Drachenstatuen, in der Nähe befindet. Um die zu erreichen, braucht man oft ebenfalls Flugzeug oder Boot.
Nun muss ich sagen, dass diese kleinen Herausforderungen natürlich ganz nett sind, mir zumindest in den dreieinhalb Stunden recht wenig gebracht haben. Die Slalom-Stangen wirken wie zufällig in der Gegend fallengelassen, das Wegfahren vor der Gefahrenzone ähnlich beliebig, und mit Anlauf durch einen Blitzer zu donnern, finde ich schon in ähnlichen Spielen nicht besonders gehaltvoll. Gut also, dass es zwar eine Menge dieser Herausforderungen gibt, man sie aber auch weitgehend ignorieren darf.
Im Vordergrund stehen ohnehin die Playlists, denn Motorfest stellt neben dem Racing die Autokultur in den Vordergrund und sortiert sie eben in verschiedene Kategorien, zu denen auch Formel-1-ähnliche Einsitzer zählen, in denen man sogar (stark vereinfachte) Boxenstopps einlegt. Und für unsere erste Vorschau bin ich ja schon mit den Klassikern gefahren, wo es im ersten Rennen nur darum geht, zu zeitgenössischem Rock entspannt Oahu kennenzulernen.
Autokultur in ihrer thematisch sortierten Vielfalt – das ist im dritten The Crew das Credo. Weshalb CARA auch stets Interessantes oder einfach nur der Orientierung Dienendes zum bevorstehenden Rennen erzählt und weshalb man Bonus-Erfahrungspunkte erhält, falls man in einem Wagen Platz nimmt, der dem wöchentlich wechselnden Thema entspricht. Zusätzlich gibt es gemäß dem aktuellen Thema Online-Rennen, an denen man teilnehmen kann, falls sich genug Gleichgesinnte finden. Das war in der eingeschränkten Vorschau natürlich noch nicht der Fall war.
Wobei ich sagen muss, dass ausgerechnet das Fahrgefühl den Charme der verschiedenen Autos ähnlich wie in den Vorgängern schon nicht wirklich einfängt. Dazu ist es nicht nur zu stark vereinfacht, sondern in manchen Bereichen vor allem zu stark verfremdet. So liegen sämtliche Fahrzeuge wie übertrieben satte Bretter auf jedem Belag, verlieren aber drastisch an Schwung, sobald man das Gas auch nur ein kleines Stück lupft. Als ich in einem „Formel“-Rennen etwa nur kurz vom Gas gehe, um dem Nebenmann nicht in den Seitenkasten zu rasen, hatte ich deshalb sofort vier Autolängen verloren. So richtig Autofahren kann man hier also nicht. Das bekommen andere Arcade-Racer besser hin.
Lobenswert sind dafür mehrere Einstellungsmöglichkeiten unter anderem für die Deadzones und Linearität der Analogsticks und Schultertasten sowie entsprechende Voreinstellungen für weniger Frickel-Begeisterte. Auch den Schwierigkeitsgrad kann man variabel anpassen, indem man zum Beispiel die Ideallinie deaktiviert oder im umgekehrten Fall automatisches Bremsen und Lenken einschaltet. Sogar die Verfügbarkeit des Zurückspulens sowie des Nitros darf man abwählen.
Ich war nur verwundert, dass die Schwierigkeit gleich zu Beginn auf dem zweithöchsten Level stand. Das macht einige der Rennen, die man anfangs ja ohne jede Streckenkenntnis bestreitet, nämlich absurd schwierig. Tatsächlich habe ich mich nach dem x-ten Versuch sogar gefragt, wie man auf der höchsten Stufe einige der Läufe überhaupt gewinnen soll. Immerhin startet man stets vom letzten Platz und soll eine KI überholen, die absurd schnell selbst aus engsten Kurven heraus beschleunigt.
Erst nach dem Senken der KI-Leistung auf das mittlere Level habe ich dann erfreulich spannende Rennen erlebt und nur darum geht es ja. Dass die Spitze dann allerdings immer noch fast uneinholbar davonzieht, ist spätestens in den Duellen am Ende einer Playlist etwas unglücklich. Ich fände es jedenfalls gut, wenn das noch ein wenig anpasst wird.
So oder so dürfte The Crew Motorfest ein sehr unterhaltsames Rennspiel werden, das sich vor allem dadurch hervortut, dass es verschiedene Aspekte der Autokultur in Playlists sortiert. Außerdem scheint Ubisoft viel daran gelegen zu sein, die ständig wechselnden Themen und Herausforderungen möglichst interessant zu gestalten, da Motorfest ähnlich wie dem Vorgänger vermutlich ein langer Atem angedacht ist. Für einen nahtlosen Übergang aus The Crew 2 dürfen dessen Spieler daher auch ihren Fuhrpark hier importieren. Und falls ihr jetzt Lust darauf bekommen habt, das alles – okay: zumindest einen Teil davon – schon vor Release auszuprobieren: In zwei Tagen startet ein Beta-Test, für den ihr euch auf der offiziellen Webseite anmelden könnt.