The Crossing
Die innovative Mischung macht's
Innovationen im Shooter-Genre? Ja, die gibt es leider eher selten beziehungsweise nur in unregelmäßigen Abständen. Vergangenes Jahr bewiesen vor allem die beiden ambitionierten Titel Prey und Dark Messiah of Might & Magic diese Experimentierfreude. Während Prey mit seinen Portalen und Schwerkraftspielereien glänzte, bezog Dark Messiah die Physik und ein ideenreiches Kampfsystem umfangreich mit in den Spielablauf hinein. Letzteres verdanken wir den Arkane Studios.
Mit ihrem neuen Projekt - The Crossing - wollen sie im nächsten Jahr einmal mehr für Aufsehen sorgen. Durch die Vermischung von Single- und Multiplayer möchten die kreativen Köpfe ein gänzlich neues Genre erschaffen: Crossplayer. Aber nicht nur in Sachen Gameplay gehen die Arkane Studios andere Wege als die restlichen Mainstream-Produkte. Selbst die Geschichte orientiert sich erfreulicherweise weniger an den sonst so üblichen 08/15-Szenarios.
Vive la France
The Crossing zeigt Euch gleich zwei verschiedene Welten, die zufälligerweise miteinander verbunden sind. In beiden Fällen handelt es sich um die französische Hauptstadt Paris. Der Geschichtsverlauf unterscheidet sich dabei aber ganz gewaltig. Eine der Welten erinnert im Hinblick auf den technischen Fortschritt sehr stark an die heutige Zeit. Allerdings versinken sowohl Paris als auch das komplette Land nach dem Zusammenbruch der Regierung in Anarchie. Kein besonders gemütlicher Ort. In der Parallelwelt veränderte sich hingegen bereits im Jahr 1307 die Zeitlinie. Wie wir alle wissen (oder vielleicht nicht), waren die Templer im realen Leben Kreuzritter, die nebenbei zahlreiche Reichtümer und vor allem Einfluss erlangten. Das ging dem damaligen französischen König scheinbar gewaltig gegen den Strich, weswegen er sämtliche Templer unter einem Vorwand verhaften, enteignen und schließlich sogar hinrichten ließ. Im Spiel ist aber genau dieses entscheidende Ereignis nie passiert. Dumm für den König, denn dadurch erlangten die Templer noch mehr Macht, übernahmen die Kontrolle über das Land und verwandelten es in ein totalitäres Regime. Irgendwann jedoch prallen diese beide Parallel-Universen, aus welchem Grund auch immer, aufeinander und überlagern sich fortan teilweise. Die Folge: Ghettokämpfer, Polizisten oder ganze Gangs sehen sich nun mit Kämpfern der Templer konfrontiert, die ihr Tötungshandwerk innerhalb der letzten Jahrhunderte nahezu perfektionieren konnten.
In der Kampagne von The Crossing treibt Ihr Euch folglich entweder als Templer oder Elitepolizist herum. Die Spielweise unterscheidet sich dabei recht deutlich voneinander. Als Staatsdiener aus dem anarchistischen Frankreich kämpft man logischerweise mit allerlei modernem Gerät, beispielsweise Schusswaffen. Die Templer hingegen vertrauen voll und ganz auf ihre scharfen und tödlichen Schwerter oder gar Wurfgeschosse. Magische Kräfte wie in Dark Messiah of Might & Magic sucht Ihr aber vergeblich. Nichtsdestotrotz basiert The Crossing auf dem Kampfsystem aus Dark Messiah. Die Arkane Studios müssen allerdings die fehlenden Zauber kompensieren und bauen deshalb wesentlich mehr Spezialmanöver ein, mit denen Ihr Eure Gegner aus dem Weg räumen dürft. Jede Seite verfügt neben Ihren Waffen außerdem noch über weitere Hilfsmittel. Zur schnelleren Fortbewegung speziell nach oben, verwenden die Templer etwa ein stabiles Seil, mit dem sie recht flink aufs Dach eines Hauses klettern können.
Mix it, Baby.
Bislang klingt das alles schon ganz ordentlich und abwechslungsreich. Wirklich interessant wird es aber erst jetzt. Im Verlaufe der Kampagne erwarten Euch nämlich so genannte Story- oder Skirmish-Maps. In den Story-Einsätzen tretet Ihr wie von andern Spielen gewohnt gegen KI-Gegner an und treibt die Geschichte voran. Nehmen wir aber mal an, dass das nächste Gebiet aus einem großen Kampf zwischen der Polizei und Gangmitgliedern besteht. Bevor Ihr nun in diesem Level loslegen dürft, sucht The Crossing automatisch einen Server im Internet, auf dem die entsprechende Karte gerade in einem x-beliebigen Modus gespielt wird. Auf eben jenem Server übernehmt Ihr anschließend die Rolle eines Elite-Kämpfers, der sämtliche Fähigkeiten und Waffen aus der Kampagne nutzt. Die anderen anwesenden Gegner beziehungsweise Spieler müssen mit dem Standardrepertoire des Multiplayer-Modus auskommen und sind dementsprechend etwas schwächer.
Die Zielsetzungen auf der neu gestarteten Karte unterscheiden sich je nachdem, wie weit Ihr schon fortgeschritten seid. Es kann also durchaus passieren, dass man alleine sämtliche Gegner aus dem Weg räumen muss. In anderen Fällen bekommt Ihr einige Kameraden zur Seite gestellt oder trefft gar auf weitere Elite-Kämpfer. Deren Rolle hängt ebenfalls von ihrem Fortschritt beziehungsweise der gewählten Seite ab. Sofern Ihr selbst als Templer unterwegs seid und der oder die Mitstreiter in der Kampagne ebenfalls einen Templer spielen, dann stehen sie auf Eurer Seite. Haben sie jedoch den Polizisten gewählt, sieht das dementsprechend anders aus. Eben jene Gegner verfügen ebenfalls über sämtliche Kräfte aus der Kampagne und sind somit wesentlich härter zu knacken, als die so genannten Skirmish-Spieler.
Hauptaufgabe in diesem Level ist verständlicherweise das Überleben sowie Durchqueren des Abschnitts. Einfach ist ein solches Vorhaben aber keineswegs. Sämtliche Skirmish-Teilnehmer können in die Haut jedes beliebigen NPCs schlüpfen und Euch verfolgen – Matrix lässt grüßen. Sie sind somit zwar schwächer als Ihr, dürfen jedoch immer wieder neu in die Partie einsteigen. Das macht die Sache für Euch natürlich alles andere als einfach. Sofern Ihr das Ziel ohne Probleme erreicht, verlasst Ihr den Server wieder und widmet Euch fortan erneut der normalen Geschichte. Natürlich nur bis zum nächsten Gefecht. Und damit andere Spieler auch Lust auf solche Partien bekommen, warten beispielsweise auf den Bezwinger eines Elite-Kämpfers spezielle Belohnungen.
Innovation an allen Ecken und Enden. Aber es gibt ja durchaus Leute, denen solche Dinge nicht gefallen. Sogar die könnten The Crossing auf ihren Einkaufszettel schreiben! Denn das Spiel lässt sich ebenfalls ganz normal ausschließlich gegen KI-Gegner absolvieren. Außerdem darf man im Multiplayer-Modus natürlich auf Servern spielen, wo keine Elite-Kämpfer in laufenden Gefechten dazwischenfunken. Der Nachteil dabei ist aber wiederum, dass Euch das innovative Feature entgeht. Letztendlich wird dann wohl nur eines helfen: Selbst ausprobieren, womit man am meisten Spaß hat.
In Sachen Technik vertrauen die Arkane Studios auf bewährte Kost. Wie schon bei Dark Messiah of Might & Magic kommt erneut Valves Source-Engine zum Einsatz. Bis zur Veröffentlichung im kommenden Jahr vergeht noch viel Zeit, weswegen sich optisch im Vergleich mit den jetzigen Screenshots noch eine ganze Menge tun wird. The Crossing erscheint übrigens sowohl für den PC als auch für Microsofts Xbox 360. Zur Zeit ist noch unklar, ob im fertigen Spiel die Nutzer von beiden Plattformen gegeneinander antreten dürfen. Wenn man aber schon Single- und Multiplayer miteinander vermischt, dürften unterschiedliche Systeme das geringste Problem darstellen.
Ideenlosigkeit kann man den Arkane Studios sicherlich nicht vorwerfen. Solche Teams sind es, die mit ihren Einfällen immer wieder aus der großen Anzahl an Mainstream-Produkten hervorstechen. Bleibt nur die Frage, inwiefern mit dem Spiel auch die Massen begeistert werden können. Sicherlich hilfreich ist in dem Zusammenhang die freie Wahl, ob man die neuen Features denn nun nutzen möchte oder nicht. Somit kommen auch Gamer, die lieber auf ein bewährtes Spielprinzip setzen, auf ihre Kosten. Ich jedenfalls stehe The Crossing offen gegenüber. Alleine schon wegen des frischen Szenarios und der unterschiedlichen Spielabläufe (Schusswaffen oder Schwerter). Diesen Titel sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.
The Crossing wird voraussichtlich im kommenden Jahr für die Xbox 360 und PC erscheinen. Auf der offiziellen Website der Arkane Studios findet sich bereits ein kurzes Filmchen.