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The First Descendant im Test: Gut, kann sich aber nicht mit Destiny 2 messen

Die ersten werden die letzten sein.

The First Descendant ist weder schlecht noch herausragend. Es macht nichts besonders gut, aber auch nichts wahnsinnig schlecht. Ein Mittelklasse-Shooter, der von den Großen des Genres in den Schatten gestellt wird.

Ihr erinnert euch an den wunderschönen Trailer vom Summer Game Fest? The First Descendant sieht auch in der finalen Version fabelhaft aus, spielt sich flüssig und löst das "Nur noch eine Mission"-Gefühl aus. Dennoch sticht das Spiel nicht wirklich heraus und wirkt auf Dauer zu repetitiv. Wem Koop-Looter-Shooter im Stil von Warframe und Destiny gefallen und einer Third-Person-Perspektive nicht abgeneigt ist, der kann hier trotzdem einmal die Ohren spitzen.

The First Descendant ist gut, aber nichts Besonderes

Nexon hat sich bei The First Descendant für ein klassisches Sci-Fi-Szenario entschieden. Direkt zu Beginn können wir uns einen Descendant, oder Nachfahre, aus drei verschiedenen Klassen wählen und müssen mit diesem die Welt vor fiesen Alien-Invasoren retten. Ihr habt eine Eismagierin, die Feinde verlangsamt, einen Granatenexperten mit viel Flächenschaden sowie einen Tank-Charakter. Die Wahl fiel für mich auf die Magierin, die ihre Gegner schwächt und dann draufhaut, wenn diese sich nicht mehr rühren können. Später könnt ihr noch weitere spielbare Charaktere freischalten oder kaufen. Skins, Farben, einen Battle Pass, leider aber auch Items, die euch beim Leveln helfen und das Gameplay komfortabler machen - XP-Boosts oder Inventarplätze etwa.

So weit, so unspektakulär. Um die vielen unterschiedlichen Alien-Gegner zurückzudrängen, gibt es einen riesigen Haufen an Aufgaben. Gebiete mit ein paar Händen voll Missionen, die von 3 bis 30 Minuten lang sein können, halten euch auf Trab. Oft sind die Missionen kurz und die nächste knüpft bereits an die vergangene an. Niemals fühlt sich The First Descendant schleppend an, nur gelegentlich etwas gleichförmig, wenn man viele Missionen am Stück abfertigt.Töte eine Horde Gegner und zerstöre danach einen Reaktor, lautet das Motto der meisten Missionen. Wenn es das nicht ist, dann verteidigt ihr einen Punkt, während der Feind Truppen auf das Schlachtfeld schickt. Manchmal schwingt ihr euch in einer Dungeon-Sequenz durch mehrere Räume, in denen ihr einfach überleben müsst. Wirklich spannende Elemente, die diese sich wiederholenden Muster aufbrechen, baut The First Descendant nur selten ein. Einen ganzen Abend durchzocken, hat sich für mich deshalb als eher zäh herausgestellt.

The First Descendant: So schick sieht das Spiel aus

Die Karten könnt ihr zwar erkunden, Geheimnisse oder andere interessante Entdeckungen konnte ich dort allerdings nicht machen. Auffällig ist, dass die FPS fallen können, sobald sich mehrere Nachfahren hier aufhalten. Bei mir ist das bereits mit mittleren Grafikeinstellungen deutlich aufgefallen. Auch fraglich ist, wieso ihr zu Beginn des Spiels dem Teilen eurer Spieldaten mit Dritten nicht widersprechen könnt. Es gibt aber auch einige positive Aspekte, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. So gibt es nach jedem Kampf Belohnungen - entweder durch die Mission oder durch Gegner, die ein paar nette Waffen oder andere Verbesserungen fallen lassen. Dabei erhaltet ihr oft Gegenstände mit höheren Seltenheitsstufen und könnt fast nach jedem Kampf, zumindest aber nach jeder Mission, irgendetwas verbessern. Das fühlt sich sehr belohnend an. Auch die Fähigkeiten eures Charakters schaltet ihr erstaunlich schnell frei, da man hier einfach mit einer wunderbaren Leichtigkeit levelt.

Im Kampf habt ihr außerdem einige Möglichkeiten. Eure Fähigkeiten besitzen eine angenehm geringe Abklingzeit, werden jedoch durch eure verfügbare Energie begrenzt. Zu oft könnt ihr sie also trotzdem nicht einsetzen. Im Falle der beiden Klassen, die ich ausprobiert habe, waren die Fähigkeiten zwar stark und konnten mich aus kniffligen Situationen befreien, dennoch wirken sie recht simpel gestrikt. Ein wenig mehr Tiefe für das Kampfsystem hätte ich mir durch die Skills doch erhofft. Vielleicht haben die freischaltbaren Nachfahren hier mehr zu bieten. Dafür habt ihr viele Waffentypen zur Auswahl. Von Revolver über Shotgun, Maschinengewehren zu Scharfschützengewehren. Munition und "Mana" sammelt ihr dabei vom Boden wieder auf. Nur eure Leben regenerieren sich nach einer Weile von selbst. Bei der Munition kam ich nur selten an meine Grenzen, die Energie für die Fähigkeiten wurde hier und dort mal knapp. Ein wenig Ressourcen-Management ist also angesagt.

Habe ich schon den Enterhaken erwähnt? Klar, könnt ihr auch einen Doppelsprung benutzen. Da dieser allerdings nicht die Schwerkraft überwindet und euch weite Distanzen in der Luft zurücklegen lässt, könnt ihr stattdessen mit dem Haken mobil werden. Dieser lässt euch auf höhere Plattformen, auf Gegner oder an Gegnern vorbei schwingen. Für das ausleben der Sci-Fi-Fantasie hätte ich mir für eine gesteigerte Mobilität lieber eine fortschrittlichere Technologie gewünscht. Die Sache hat also einen Haken, haha. Hier und dort gibt es zudem kleine Sprungpassagen, in denen ihr tödlichen Laserstrahlen ausweichen müsst oder anderweitig mit Geschick vorankommt. Eine Herausforderung stellten diese für mich allerdings nie dar - und ich bin wirklich nicht gut in solchen Geschicklichkeitsübungen. An manchen Orten macht euch ein Wiederbelebungslimit das Leben etwas spannender.

Das Gunplay selbst ist solide, die Waffen fühlen sich aber nicht so voll an, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich würde es eher mit Helldivers 2 vergleichen, an Destiny 2 kommt es nicht heran. Doch erinnern andere Dinge an Bungies Shooter. So etwa die Munitionstypen, der Aufbau des Inventars, das Interaktionsfenster mit NPCs, der Missionsstart durch das Interagieren mit einem Beacon sowie der Aufbau der Basis samt den rautenförmigen Icons. Sogar so etwas und der Reaktor sieht exakt wie ein Geist aus und schwebt in aktivem Zustand auch über eurem Kopf. Ein wenig mehr eigene Identität durch UI und andere Details hätten dem Spiel sicher eher gut getan - besonders in der Basis, die mir beinahe zu viele Ähnlichkeiten mit dem Turm hatte. Mir als Spieler haben es diese Gemeinsamkeiten und das sehr transparente und einfache Wegfindungssystem sehr einfach gemacht, mich in The First Descendant zurechtzufinden.

Ein echter Hingucker mit Endgame-Ambitionen?

Optisch hat The First Descendant einiges zu bieten. Wenn die untergehende Sonne lässt die metallischen, quadratischen Alien-Gewächse in einem magischen Licht erscheinen, lädt der Shooter sogar kurz zum Verweilen ein. Eine Animation, bei der ihr in eine riesige Hand eingeschlossen werdet, um ein höheres Level für euer Inventar zu erreichen, hat mich kurz sprachlos gemacht, weil es einfach so cool aussah. Hier sammelt der Shooter definitiv Pluspunkte.

Auch die Charaktere und die vielen Gebiete sehen schick aus. Einige große Bosse sind, besonders die aus den Leeren-Abfangeinsätzen, sind gewaltig und beeindrucken im Kampf mit dieser geballten Masse. Das ist kein Vergleich zu den größeren Feinden in den Story-Missionen. Kein Wunder, denn hierbei handelt es sich auch schon um Endgame-Inhalte. Diese könnt ihr mit normaler oder schwerer Schwierigkeit zocken und teilweise müsst ihr Freunde oder Fremde mit in den Kampf nehmen, da ihr diesen riesigen Bestien, Maschinen und Drachen gar nicht erst allein entgegentreten dürft. Das ergibt auch Sinn, denn ihr könnt bis Level 100 aufsteigen - der härteste Endgame-Boss ist Level 130. Auch spezielle Missionen werden im Spielverlauf freigeschaltet, die ebenfalls einen extra schweren Modus besitzen.

Die Geschichte konnte mich leider nicht besonders mitreißen. Gut gegen Böse, Menschen gegen Aliens, Krieg. Das gab es schon sehr oft, doch es scheint nur ein Rahmen zu sein. Etwas, das euren Taten Sinn gibt. Es geht hier nicht darum, ein emotionales Tränchen zu verdrücken oder stundenlange Monologe anzuhören - wobei der ein oder andere NPC doch so viel ohne Pause gequatscht hat, dass ich die doch recht einseitige Konversation durch Drücken der Leertaste beschleunigen musste. Ihr könnt die Dialoge außerdem komplett überspringen, wenn ihr wollt - und ihr werdet es wollen. Es geht darum zu ballern, zu leveln und eventuell mit bis zu vier Freunden im Koop in die Alienhorden zu springen. Gerade am Anfang kommt ihr so noch schneller durch die Geschichte und könnt zusammen taktisch vorgehen.

The First Descendant im Test - Fazit

The First Descendant fühlt sich aktuell noch nicht an, als könnte es eine ernstzunehmende Konkurrenz für die großen Vertreter des Genres werden. Vielleicht überrascht das Spiel uns ja noch mit weiteren Endgame-Inhalten, die unsere Looter-Shooter-Bedürfnisse befriedigen. Bisher empfinde ich die Erfahrung als durchwachsen. Auf der einen Seite macht The First Descendant optisch was her und schafft es mit seinem flüssigen Gameplay und dem schnellen Nachschub an Missionen, mich immer etwas länger im Spiel zu halten als geplant. Andererseits werden die Quests schnell langweilig, da immer dasselbe verlangt wird. Da The First Descendant kostenlos ist, könnt ihr allerdings auch nicht viel falsch machen, wenn ihr dem Titel eine Chance gebt. Immerhin fühlt sich das Grinden durch die Level schnell und flüssig an. Ihr habt stets das Gefühl, euren Nachfahren stärker zu machen und könnt euch schnell durch etliche Builds testen.

The First Descendant
PROCONTRA
  • Optisch einfach klasse
  • Läuft meist flüssig
  • Man wird gut durch die Story geführt
  • Viel Loot und viele Waffen
  • Endgame-Bosse sind herausfordernd
  • Missionen fühlen sich schnell repetitiv an
  • Kaum etwas sticht besonders hervor
  • Gunplay ist Mittelklasse
  • Keine mitreißende Story
  • Auffallend viele Parallelen zu Destiny 2
  • Teils fragwürdige Monetarisierung
  • Spieldaten gehen an nicht genannte Dritte

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