The Game Awards 2023 – Wer braucht da noch E3 und Summer Game Fest?
Schicke Show & gute Gewinner.
Täusche ich mich oder waren das die besten Game Awards seit… entweder immer oder mindestens einigen Jahren. Ich habe nach diesen viel zu langen dreieinhalb Stunden jedenfalls erstaunlich zufrieden gesagt: „Da war echt einiges dabei!“ Hier findet ihr unseren ausführlichen Überblick.
Okay, ausgerechnet die Preisverleihungen zählen leider nicht dazu. Denn für eine Award-Show wurden die leider erstaunlich knapp abgehandelt. Ich hätte ein paar der Gewinner gerne wenigstens kurz gesehen und mehr Zeit gehabt meine Enttäuschung über die mal wieder viel zu Glamor-orientierten Nominierungen sacken zu lassen.
Aber ich will euch nicht mit Kleinigkeiten nerven. Und immerhin – ich komme gleich zu den interessanten Neuankündigungen – war ein ganz bestimmter Teil der Preisverleihung dafür ein starker Höhepunkt: die Tatsache nämlich, dass mit Baldur’s Gate 3 nicht nur ein exzellentes Spiel eigentlich altmodischer Bauart gleich mehrfach ausgezeichnet wurde (schaut euch mal die Gewinner aller vergangenen Jahre an), sondern damit auch ein Team, das gefühlt mehr mit Leidenschaft als nach Marketing-Stichpunkten Videospiele macht. Swen Vinckes Larian Studios ist nicht das einzige, bei dem das so ist. Mit Sicherheit ist es aber eins, das sich diese Auszeichnung redlich verdient hat.
Baldur’s Gate sorgte damit für ein starkes Ende – aber die Veranstaltung fing ja schon hervorragend an! Da haben sie doch tatsächlich den Nerv, noch einmal Kratos-Stimme Christopher Judge auf die Bühne zu holen, nachdem der erst im letzten Jahr für ein eher komödiantisches Highlight sorgte, als er fast acht Minuten lang eine Rede hielt und partout nicht damit aufhören wollte. Als der also da vorne steht und meint, seine letzte Rede wäre immerhin länger gewesen als die aktuelle Call-of-Duty-Kampagne, musste ich erst mal meine Kinnlade wieder nach oben ziehen, während ein Kumpel am anderen Ende des Headsets Ricky Gervais erwähnte. Klasse Einstieg!
Und dann kamen eben ein paar Ankündigungen und Trailer, über die ich mich mehr freuen konnte, als ich im Vorfeld gedacht hätte. Hellblade sieht zum Beispiel… meine Güte, das sieht doch gerade in den ersten Szenen aus wie gefilmt! Gut, ist es natürlich auch. Aber ihr wisst, was ich meine. Nämlich nicht nur Senua und andere Charaktere selbst, sondern auch die Umgebung und wie beides zusammenkommt.
Wenn das Spiel auch nur ansatzweise hält, was das Geld von Microsoft und die berufliche Vita von Tameem Antoniades versprechen, dann würde ich dafür im nächsten Jahr – endlich gibt es diesen groben Termin! – sogar für relativ viel Geld schon wieder meinen eigentlich recht potenten Rechner aufrüsten. Für mich das klare Highlight der diesjährigen Show. Da kam nichts anderes mehr ran.
Nicht einmal die starken Gesichter in der Ankündigung des neuen Projekts von Hideo Kojima konnten da in letzter Konsequenz mithalten. Zumal man ja noch überhaupt nicht weiß, um welche Art Spiel es sich dabei handeln wird. Der frühere Metall-Schleicher experimentiert mal wieder mit einem ungewöhnlichen Konzept und hielt sich entsprechend bedeckt. Gut so! Kojima weiß, wie man ambitionierte Ideen präsentiert, ohne über den Peter-Molyneux-Award zu stolpern.
Auch die Ankündigung eines neuen Arkane-Titels ist für mich immer ein großes Ding. Eine Umsetzung zu Blade macht das Studio jetzt, um nach Dishonored sowie Prey (und Redfall) erneut spielerische Freiheit diesmal um einen starken Protagonisten zu stricken. Das ist die gute Looking-Glass-Schule. Das ist genau das, was ich suche. Der Wechsel von der Ego- in die Schulterperspektive ist bislang zwar das einzige handfeste Detail, aber ich erkläre mich hiermit trotzdem als gespannt!
Und sonst?
Von jetzt an mal etwas kürzer: Die Ankündigung eines kostenlosen Roguelike-Inhalts für God of War: Ragnarök ließ mich ebenso aufhorchen wie Segas Wir-setzen-einfach-mal-eine-Hand-voll-uralter-Spiele-fort-Initiative und sogar das neue Ding der Moon Studios (Ori). „Sogar“, weil mir das uneinsichtige Verhalten nach den Vorwürfen stressiger Arbeitsbedingungen und mindestens unangemessener Witzeleien innerhalb des Studios nach wie vor gegen den Strich geht. Aber das soll jetzt kein Thema sein. No Rest For The Wicked sieht, soviel muss man Moon Studios lassen, fantastisch aus.
Und hey, es gab sogar einen neuen Termin für Skull and Bones. Ja, ich bin nach wie vor gespannt auf Ubisofts „World of Early Warships“. Ob es diesmal wohl rechtzeitig zum Termin im Februar ausläuft? Auch das zumindest in Videos eindrucksvolle Black Myth Wukong hat jetzt einen solchen, lässt sich mit August allerdings noch etwas Zeit, während ich diesmal schon im Vorfeld wusste, dass The Finals quasi mit den Game Awards veröffentlicht wird.
Ich will auch das coole The Last Descendant erwähnen sowie Lost Records von Don’t Nod (Life is Strange) erwähnen und Rise of the Ronin, das ich davor seltsamerweise noch gar nicht auf dem Kieker hatte. Und um auf die eigentliche Show zurückzukommen: Selbst die musikalischen Nummern waren cool! Nur Uematsus Titelsong zu Final Fantasy 7 Rebirth, auf das ich mich riesig freue, fand ich ehrlich gesagt schwach. Von einem Eyes on Me ist er leider meilenweit entfernt.
Habe ich etwas vergessen? Keighley war Keighley, die Laufzeit nur für mein Fitnessstudio und die Hersteller von Knabberkram ein Gewinn – aber sonst steckte diesmal und besonders im Vergleich zum letzten Jahr wirklich einiges drin. Deutlich mehr sogar, als ich von der E3 und dem Summer Games Fest in Erinnerung habe. Von daher war das doch ein gelungener Abschluss eines verdammt guten Spielejahrgangs. So viel kann man wohl auf jeden Fall mal festhalten.