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The Kore Gang

Alles Gute kommt von unten!

So wechseln sich gerne größere, ausladende Levels mit eher gradlinigen Geschicklichkeitspassagen ab. Dabei ist die Länge eines Abschnitts stets passend gewählt, sodass die Motivation zu sehen, was denn wohl als nächstes kommen mag, euch immer wieder weiter antreibt.

Dazu trägt vor allem der Humor bei. Ja, The Kore Gang ist tatsächlich witzig. Wirklich witzig. Wenn euch ein Knopf zum Öffnen einer Tür anschreit „Schlag mich! Ich will es spüren!" oder sich die Widerstandsgruppe Weeba aus Versehen selbst ausschließt, dann kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Spätestens wenn dann ein Boss in einer tatsächlich urkomischen Musical-Einlage ein Liedchen über die individuellen Vorzüge seiner Lieblingswaffen singt und seine Handlanger sich als Background-Tänzer betätigen, dann beginnen auch beim letzten Griesgram am Controller die Mundwinkel unwillkürlich zu zucken.

Das liegt natürlich auch an der sehr gelungenen Synchronisation. Fast alle Stimmen sind passend besetzt und die Sprecher haben ein gutes Gefühl für Timing. Vor allem den Bösewichten merkt man an, dass sie in ihren Rollen sichtlich Spaß hatten. Lediglich Madboy kommt etwas ... nun, gewöhnlich und nüchtern rüber, da wollen Name, Aussehen und Stimme nicht so recht zusammen passen.

Madboy ist für die handfesten Diskussionen zuständig und hat mit ordentlich Schmackes zu.

Aber so gut The Kore Gang seine Sache auch macht, ein paar Ecken und Kanten muss ich dem Spiel dann doch attestieren. Wie bei fast allen 3D-Hüpfern ist auch bei der Kore Gang die Kamera ein kritischer Punkt. Meist verhält sie sich im Großen und Ganzen so, wie ihr es gerne hättet, gelegentlich entwickelt sie aber auch einen eigenen Kopf und raubt euch so die Orientierung oder verbaut euch den Blick auf eure Figur, wenn sie hinter Baumkronen oder anderen Hindernissen hängen bleibt. Das führt dann zu manch unfreiwilligem Sturz mit fatalem Ausgang und bringt euch zum letzten Rücksetzpunkt zurück. Zum Glück sind die großzügig genug gesetzt, wodurch das Spiel selten in echten Frust ausartet.

Über den Umfang des Spiels kann man nun streiten. Nach maximal zehn Stunden wird euer Abenteuer im Krank Tank vorbei sein – wirklich lang ist das nicht. Allerdings wird die Spielzeit tatsächlich sehr effektiv genutzt. The Kore Gang verzichtet auf langweilige Spielzeit-Streck-Maßnahmen und geht insbesondere in der erste Hälfte des Abenteuers fast schon verschwenderisch mit den verschiedenen Settings um. Von der Kanalisation gelangt ihr an die Außenwand des Krank-Tanks, in eine riesige Arena, ins Innere eines monströsen Zyklopen und schließlich zum fast schon idyllischen Dorf der Zwangsarbeiter. Und das alles geschieht innerhalb einer knappen Stunde. Daher scheint es mir hier wenig sinnvoll, die abgedroschene „längere Spielzeit = mehr Spielspaß"-Rechnung anzuführen.

Die Levels gefallen mit ebenso ausladender wie schräger Architektur.

The Kore Gang ist ein Spiel, dem man anmerkt, dass es seinen Machern wirklich am Herzen lag. Das offenbart sich neben der sehr sauberen Spielbarkeit und den kreativen Leveldesigns besonders deutlich an den kleinen, feinen Details wie den Schneckenhaus-förmigen Türen und so abgefahrenen Kreaturen wie dem riesigen mechanischen Taxi-Affen. Da kann man über ein paar eher altbacken wirkende Charakterdesigns ebenso hinwegsehen wie über gelegentliche Kameraprobleme oder eine manchmal etwas stotternde Framerate.

Pixies, Madboys und Rex' Unter-Tage-Ausflug ist ein herrlich abgefahrenes und überdrehtes Jump'n'Run, das deutlich zeigt, dass deutsche Entwickler wirklich kreativ sein können und sich vor ihren Kollegen in Japan, Frankreich und den USA nicht zu verstecken brauchen. Gut, dass die Entwickler-Crew ihrem Spiel die Treue gehalten und an ihr Projekt geglaubt hat. Die Mühe hat sich definitiv gelohnt, und jetzt bleibt nur zu hoffen, dass diese Mühe auch von Deutschlands Spielern honoriert wird. Verdient hat es die Kore Gang auf jeden Fall.

The Kore Gang erscheint am 11.8.2010 exklusiv für Nintendo Wii.

8 / 10

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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The Kore Gang

Nintendo Wii

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