The Last of Us 2 ist ein atemberaubender Abschied von der PS4
Die Möglichkeiten für PlayStation 5 lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Das letzte große Hurra der PlayStation-3-Ära, The Last of Us, erschien am 14. Juni 2013. Fünf Monate vor dem Erscheinen der PlayStation 4. Ein technologisches Meisterstück seiner Zeit und eine krönende Leistung für Sonys First-Party-Entwicklung. Man kann sagen, Naughty Dog hat die Konsole an ihre äußersten Grenzen getrieben - ein passender Abschied für die Konsole durch die Hand einer ihrer fähigsten Entwickler. Beinahe auf den Tag genau sieben Jahre später schickt sich das Studio an, dieses Kunststück mit The Last of Us 2 zu wiederholen.
Diesen Titel vorab zu besprechen, ist ein wenig knifflig. Wir haben das Spiel zwar gespielt, aber können explizit nur über einen sehr eingeschränkten Teil davon sprechen. Das einzige Bild- und Videomaterial, das wir zeigen dürfen, stammt aus dem Abschnitt, den ihr während der letzten Ausgabe von State of Play gesehen habt. Aber wir können schon jetzt nachdrücklich sagen, dass The Last of Us 2 nicht enttäuscht. Aus technischer Sicht verläuft eine klar nachverfolgbare Linie von The Last of Us Remastered, Uncharted 4 und den oft übersehenen The Lost Legacy hierher.
Einige der Grundlagen kann man schnell abhaken - sie bleiben im Grunde unverändert seit den früheren Trailern und Uncharted 4. Die Render-Auflösung auf der PlayStation 4 Pro ist immer noch 1440p, gepaart mit dem sauberen Temporalen Anti Aliasing des Unternehmens. Die Performance liegt bei stabilen 30fps mit nur wenigen Abweichungen von dieser Marke und zeigt sich gegenüber Uncharted 4 auf der PS4 Pro sogar verbessert. In Sachen Bildqualität und Performance erwarten wir kaum Beschwerden.
Dennoch verwendet The Last of Us 2 eine deutlich andere Ästhetik als die letzten Abenteuer in Nathan Drakes Universum. Die Betonung liegt auf indirekter Beleuchtung. Joels und Ellies Geschichte spielt in einer Welt, in der die meisten Gebiete des Spiels einzig von der Sonne beleuchtet werden und nur ausgewählte Gebiete werden von anderweitigen Lichtquellen erhellt. Die Art, wie das Licht mit der reichhaltigen Geometrie und den hochwertigen Materialien interagiert, ist von höchster Güte und wirft einige wunderschöne, aber oft auch finstere Resultate ab. Auch die schiere Dichte der Umgebungen ist bemerkenswert. Diese Welt hat sich die Natur längst zurückerobert und organische Elemente darzustellen ist alles andere als einfach, besonders bei dieser hohen Menge an Gras, Laub und Bäumen in jedweder Szene.
Licht und Detailtreue waren schon ein Fokus des ersten The Last of Us, nur dass alles im PS3-Original oder dem Remaster auf PS4 nun deutlich flacher schattiert wirkt - fast schon Cartoon-artig. Dieser Fokus auf Realismus überstrahlt wirklich alles. Naughty Dog hat die Pferdestärken zur Verfügung, die Materialqualität und die Lichtinteraktion gegenüber dem Vorgänger stark zu verbessern, während Umgebungsschatten eine Schlüsselrolle dabei spielen, dass sich alles glaubwürdig zusammenfügt. Das Wasser-Rendering und die Reflexionen sind ebenfalls exzellent. Tatsächlich kann man zwar einzelne Teile der visuellen Zusammensetzung von The Last of Us 2 isoliert voneinander besprechen und loben, aber wenn man sie im Zusammenspiel miteinander sieht, sehen sogar die weniger komplexen Bereiche des Spiels bemerkenswert und beeindruckend aus.
Was aber vielleicht am spannendsten an The Last of Us 2 ist, ist etwas, was Naughty Dogs Neil Druckmann in der State of Play letzte Woche sagte - das Gefühl, dass Ellie zu einer Reise in eine weitläufigere Welt aufbricht. Bei allen Vorzügen, die das erste TLOU hatte, bleibt es inhärent immer noch ein lineares Erlebnis. Denkt man sich die schöne Grafik weg, bewegt man sich spielerisch gewissermaßen durch einen Tunnel. Die State of Play deutet etwas ganz anderes an und erinnert damit an die offeneren Umgebungen von Uncharted: The Lost Legacy.
Der erweiterte Spielraum ist eine der zentralen Evolutionen von TLOU2 - aber auch hier gibt die State of Play die besten Beispiele. Hier zeigt sich die KI gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert. Wir sehen, wie Ellie sich den Weg durch ein Gebiet bahnt, in dem ein Kampf zwischen Infizierten und menschlichen Feinden stattfindet, und Ablenkungsmanöver einsetzt, um unbeschadet durchzukommen. Noch interessanter ist die offensichtlich cleverere Partner-KI: Eine bedauerliche Tatsache am ersten Teil war, dass die Partnerschaft zwischen Ellie und Joel sich nicht in einem realistischen Verhalten im eigentlichen Spielverlauf widerspiegelte. In den Ausschnitten von der State of Play sehen wir aufmerksamere, proaktivere Partnercharaktere, was wie ein spürbares Upgrade wirkt.
Für den Moment gibt es wenig mehr in Sachen Gameplay und technischen Spezifikationen, was wir mit euch teilen dürfen. Aber der Gedanke, dass The Last of Us 2 dieselbe Rolle in dieser Konsolengeneration einnimmt wie sein Vorgänger in seiner, ist ein spannender. Einmal mehr veröffentlicht Naughty Dog eines seiner Epen fünf Monate vor einem vermutlichen Next-Gen-Launch - und wiederum ist es keine Übertreibung, diesen hier als den State oft he Art für die aktuelle Generation zu bezeichnen. Ein angemessener Abschied der PlayStation 4, wie schon der Vorgänger auf der PS3 glorreicher Ritt in den Sonnenuntergang war.
Dennoch gibt es auch Bereiche, in denen The Last of Us 2 und seine Positionierung im Verhältnis zur nächsten Generation sich deutlich anders verhalten. Zum einen sind Sonys First Partys noch nicht ganz am Ende mit der PlayStation 4. Sucker Punchs Ghost of Tsushima, das ebenfalls außerordentlich gut aussieht, erscheint keinen Monat später. Und dann ist da noch die spannende Vorstellung, dass The Last of Us 2 - auch wenn es primär für die PS4 entwickelt wurde - eine Schlüsselrolle beim bevorstehenden PS5-Launch spielen könnte.
The Last of Us 2 erscheint am 19. Juni exklusiv auf PlayStation 4. Hier könnt ihr The Last of Us 2 im PlayStation Store vorbestellen. Oder darf es die The Last of Us 2 Digital Deluxe Edtion sein?
Selbstverständlich wurde schon das erste TLOU für die PS4 remastert. Aber das war etwas komplett anderes. Eine notwendige Fingerübung, um Naughty Dogs Engine für eine neue Architektur anzupassen, die mehr als acht Monate nach dem Launch der Konsole erschien. Eine solch fundamentale Überarbeitung würde vermutlich beim Sprung auf die PlayStation 5 nicht notwendig sein, wo die Übergänge auf die neuen Entwicklungsabläufe nahtloser sein sollten. Spiele wie TLOU2 und Ghost of Tsushima könnten Sony erlauben, ein dramatisches Statement über seine eigene Version von Microsofts Smart-Delivery-System abzugeben - man kauft das Spiel jetzt und genießt es auf PS4, dann nimmt man es mit rüber auf die PlayStation 5, wo der Entwickler die zusätzlichen Pferdestärken der neuen Hardware für eine Reihe von Verbesserungen einsetzen könnte. The Last of Us Remastered würde ja schon einen interessanten Weg vorlegen: 60 Bilder pro Sekunde und/oder höhere Auflösungen zum Beispiel.
Das erste The Last of Us war ein wunderschön aussehendes Spiel, das gegen Ende des Lebenszyklus der PlayStation 3 erschien - und zu diesem Zeitpunkt besteht wenig Zweifel daran, dass der Nachfolger ein ähnliches Erlebnis für PlayStation 4 und PlayStation 4 Pro bieten wird. Aber könnte es auch geeignet sein, um den Generationensprung zur neuen Konsole zu demonstrieren? Vielleicht verliert Sony schon bald ein paar mehr Worte dazu, aber bis dahin: Freut euch auf unsere Analysen zum Verkaufsstart des Spiels - wir denken, euch wird gefallen, was wir darüber zu sagen haben.
Tipps zu Last of Us 2 findet ihr in unserer The Last of Us 2 Komplettlösung.